Bochum. Raus in Runde eins im Pokal - der VfL Bochum hat eine Riesenchance vertan. Auch in der Liga droht ein Fehlstart. Das Aus hat Folgen - ein Kommentar.

Das ist ein herber Nackenschlag für den VfL Bochum. 0:1 im DFB-Pokal beim SSV Jahn Regensburg. Raus in Runde eins. 0:1 bei einem kämpfenden, aber biederen Zweitligisten, der mit einem starken Torwart, einfachen Zweikampfmitteln und letztlich einem Standard für Hochstimmung an der Donau sorgte. Tristesse, tiefe Enttäuschung, Leere dagegen beim VfL Bochum.

Wie schon im Vorjahr droht nun ein Katastrophenstart. Damals schied der VfL in Bielefeld aus, verlor dann zum Ligastart 0:5 in Stuttgart. Am Samstag geht es zu RB Leipzig, bekanntlich ein ganz anderes Kaliber als Regensburg. Es folgen die Partien gegen Mönchengladbach und in Freiburg. Vom Papier her ist Bochum dreimal klarer bis ganz krasser Außenseiter. Nach dem Pokaleindruck erst Recht.

Enttäuscht nach starker Leistung: Patrick Drewes parierte mehrmals glänzend, beim 0:1 war er machtlos.
Enttäuscht nach starker Leistung: Patrick Drewes parierte mehrmals glänzend, beim 0:1 war er machtlos. © Getty Images | Sebastian Widmann

Ernüchternd: VfL ist in Regensburg nicht hellwach

Dabei herrschte eine gewisse Euphorie vor dem Jahn-Spiel. Die hohen Testspiel-Siege, auch die erfrischende Art und Weise weckten Hoffnung auf einen Pokalerfolg, ja: eine gute Saison!

Doch in Regensburg vergab der VfL nicht nur viel zu viele Chancen, er war in entscheidenden Situationen nicht wach, nicht konsequent genug - lange Zeit vor allem vorne, spätestens in der zweiten Halbzeit dann auch hinten. Am Ende agierte das Team kopflos.

Brachte kein Glück: Das Bochumer Pokaltrikot mit Ärmelsponsor Herbert Grönemeyer kam nur in Regensburg zum Einsatz.
Brachte kein Glück: Das Bochumer Pokaltrikot mit Ärmelsponsor Herbert Grönemeyer kam nur in Regensburg zum Einsatz. © Getty Images | Sebastian Widmann

Das Aus hat Folgen für die Transferoptionen

Trainer Peter Zeidler, der so erfrischend offen kommuniziert auch mit den Fans, der mit seiner Ausstrahlung beim VfL eine Zeit prägen könnte, stand souverän seinen Mann nach dem Aus. Zeidler wollte die Niederlage nicht allein am Chancenwucher festmachen, redete nichts schön. Nicht gut und vor allem nicht fit genug für dieses Spiel, so sein Tenor, war ein Großteil seiner Spieler. Was Fragen aufwirft. Und gravierenden Folgen hat.

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Mit dem Aus gehen dem Klub neben sportlichen Ambitionen, die auch für den Abstiegskampf in der Liga Mut, Schwung, Euphorie geben können, wichtige Einnahmen verloren. 600.000 Euro fehlen allein wegen des Scheiterns in Regensburg, und jede weitere Runde hätte ja noch deutlich mehr Geld in die klamme Kasse gespült.

Man ahnt schon jetzt: In diesem Sommer und auch im Winter wird der VfL kaum nachlegen können, wenn nicht doch noch Spieler - genau genommen der verletzte Bernardo - zu einem hohen Millionenpreis verkauft werden können. Das ist unwahrscheinlich.

Ein Abwehrspieler und vielleicht noch ein Back-up kommen wohl noch

Sicher: Ein neuer Abwehrspieler für die Innenverteidigung, voraussichtlich Jakov Medic, wird auch nach dem Aus noch kommen. Mehr Transfers der höheren Kategorie aber ermöglicht das Budget wohl nicht mehr, vielleicht sind noch ein paar Euro für einen Back-up vorhanden (Linksverteidiger). Vom Plan, noch einen gestandenen Mittelfeldmann mit Bundesliga-Reife und entsprechendem Gehaltsniveau zu holen, muss sich der Klub wohl verabschieden. Zeidler wird weitgehend mit den Spielern auskommen müssen, die jetzt schon da sind.

Sie müssen sich steigern, auch das verdeutlichte der Trainer - und fand dann einen optimistischeren Blick nach vorn in der Stunde des Frustes: „Wir werden besser Fußball spielen“, sagte er.

Zeidlers Spielidee bleibt eine guter Ansatz - Mentalität gefragt

Natürlich will und wird er nach einem Rückschlag nicht gleich alles über den Haufen werfen, das wäre auch Irrsinn nach über sechs Wochen Vorbereitung mit guten Eindrücken. Seine spielerische Idee ist ja nicht gestern grandios (Bologna, Le Havre) und heute Murks (Regensburg).

Vielmehr wird es erneut darum gehen, dass alle, wirklich alle eingesetzten Spieler ans Limit gehen. Dass jeder weiß, in welche Richtung es geht. Mentalität, der unbedingte Wille, einen Schritt mehr zu machen, sind gefragt. Durchsetzungsvermögen. Wie jedes Jahr beim VfL Bochum. In Regensburg war der Wille des Teams nicht ausgeprägt genug, auch wenn der VfL knapp eine Stunde lang das Spiel kontrolliert hat. Mehr aber auch nicht. Zu wenig bei einem Zweitligisten.

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Ein Hoffnungsträger, der für die VfL-Malocher-Mentalität steht und auch spielerische Qualitäten mitbringt, ist Neuzugang Dani de Wit. Der Niederländer fehlte in Regensburg noch, erst nach dem Leipzig-Spiel hat er seine Sperre aus der Alkmaar-Zeit abgesessen. Bei Ibrahima Sissoko ist viel Luft nach oben, der eingewechselte Myron Boadu ist gerade erst angekommen. Dazu kommt ein neuer Verteidiger.

Auch bei einem Fehlstart muss der VfL die Ruhe bewahren

Beim VfL wird es darauf ankommen, auch bei einem aktuell eher wahrscheinlichen als unwahrscheinlichen Fehlstart in die Bundesliga die Ruhe zu bewahren vor einer Saison, in der es natürlich wieder nur um den Klassenerhalt geht. In der Geduld gefragt sein wird auf allen Ebenen, womöglich erneut: bis ganz zum Schluss.

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Die Fans haben zunächst einmal, wie so oft in den Vorjahren, in dieser Richtung ein starkes Signal geliefert. Denn wenn es etwas Positives gab in Regensburg, dann war es die Reaktion der Anhängerinnen und Anhänger. Sie sangen vor den gebeutelten Profis nach dem 0:1, womöglich auch mit ein bisschen Trotz in der Stimme: „Nie mehr 2. Liga.“

Diese Hoffnung bleibt. Der Traum von großen Pokalnächten dagegen ist wieder einmal frühzeitig für ein langes Jahr ausgeträumt.

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