Gais. Der VfL Bochum arbeitete in der Trainingslager-Woche mit Hochtouren an sportlichen Abläufen, Sportdirektor Marc Lettau derweil an Transfers.
Marc Lettau hatte alles genau im Blick. In einem schwarzen T-Shirt und mit kurzen Shorts stand er auf dem Trainingsplatz in Gais, wo der VfL Bochum im vierten Jahr in Folge das Trainingslager abhielt. Es muss ein gutes Omen sein. Jedes Mal, wenn die Bochumer sich in Südtirol vorbereiteten, spielten sie in der folgenden Saison auch in der Bundesliga. Ist also der nächste Klassenerhalt in Sicht? Das lässt sich freilich vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Spielzeit nicht bewerten, ähnlich verhält es sich mit dem Kader, mit dem der VfL Bochum die Saison bestreiten wird. Denn das ist nach der Woche in Südtirol klar: Er wird sich noch verändern. Vermutlich stärker, als sich derzeit erahnen lässt. In allen Mannschaftsteilen - mit Ausnahme der Torhüter-Position.
Aus diesem Grund schaute auch Lettau in den Einheiten genau hin - wenn er denn nicht gerade telefonierte. Immer wieder klingelte sein Telefon, der Sportdirektor des VfL Bochum war ein viel gefragter Mann. Gern hätte man dieser Tage Mäuschen gespielt, hätte die Telefonate mitgehört. Zweifelsohne nämlich ging es immer wieder um Spieler. Timo Horn etwa, der am späten Donnerstagabend im Trainingslager ankam, war so ein Transfer, der kurzfristig abgewickelt wurde. Es ergab sich die Möglichkeit, den Torhüter ablösefrei für ein marktübliches Gehalt zu verpflichten, und Lettau schlug zu.
VfL Bochum will und muss die erste Runde im DFB-Pokal überstehen
Weitere Neuzugänge gab es auch bis gut zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel gegen Jahn Regensburg im DFB-Pokal nicht zu verkünden. Aber Lettau versicherte: Gerade zu diesem Spiel will er den Kader verstärkt haben. Zu wichtig ist es, dass der VfL Bochum die erste Runde im DFB-Pokal übersteht, gut 600.000 Euro würde das im Budget freigeben - um in den letzten zwei Wochen des Transferfenster eventuell noch einmal nachlegen zu können. „Das Regensburg-Spiel ist eminent wichtig“, sagte Lettau.
Nach Informationen dieser Redaktion befindet sich der VfL Bochum bei mindestens einem Spieler derzeit auf der Zielgeraden in den Verhandlungen. Ein Offensiver - darauf lag zuletzt die Priorität. „Wir arbeiten mit Hochtouren an Transfers, die wir leistungsmäßig für gut halten“, sagte Lettau. Zwanghaft einen Kader-Spieler holen - das will er nicht, dafür ist auch kein Budget da. Die Spieler, die kommen, müssen direkt helfen, eine hohe Qualität mitbringen. Denn das wurde im Trainingslager auch deutlich: Nach den ersten zwölf, 13 Spielern gibt es ein Leistungsgefälle im Kader, wenngleich die jungen Talente sich engagiert präsentierten. Aber um Stammspieler in der Bundesliga sein zu können, sind weitere Schritte nötig.
„Drei Qualitätsspieler sind möglich“, sagte Lettau in Südtirol. Aber: „Sie sollen möglichst ohne Ablöse oder zur Leihe mit Kaufoption darstellbar sein“, so der Sportdirektor. Dieses Modell sei aber nicht bei allen Klubs darstellbar. Aber nun, nachdem die meisten Vereine ihre Trainingslager beendet hätten, würde Schwung in den Transfermarkt kommen. Nun könnte es täglich ganz schnell gehen - wie bei Horn etwa. „Der eigene Anspruch an die Qualität eines Spielers ist hoch“, betonte Lettau. Er müsse zudem auch mit den Folgen der Relegation klarkommen. Einem Spieler, mit dem sich der VfL Bochum bereits einig war, sogar schon im Stadion bei einem Spiel weilte, war die Sache zu heikel, er entschied sich aufgrund der Relegationsteilnahme für einen anderen Klub.
VfL Bochum: Bernardos Vater weilte im Teamhotel
Für einen anderen Klub dürfte sich auch der eine oder andere Spieler im Kader der Bochumer noch entscheiden. Erster Kandidat: Bernardo. Der Brasilianer, der die letzten Einheiten verletzungsbedingt aussetzen musste, soll Ablöse generieren. Rund zehn Millionen erhofft sich der VfL. Ein Angebot des 1. FC Union Berlin, das allerdings unter den kolportierten sieben Millionen Euro lag, lehnte der VfL Bochum ab. Aber Bernardos Vater, der seinen Sohn berät, weilte im Trainingslager. Auch mindestens ein anderer Berater mehrerer Spieler war im Hotel in Gais zugegen. „Bernardo übt keinen Druck aus“, sagte Lettau. Vielmehr sei es ein intensiver und guter Austausch mit allen Beteiligten. Die beste Lösung für alle wird gesucht.
Zu den Abgangskandidaten zählt auch Jordi Osei-Tutu, er soll den Verein verlassen. Das war von vornherein so kommuniziert worden. Angebote würden vorliegen, nun müsse der Spieler sich entscheiden, wie und wo er seine Karriere noch einmal in Schwung bringen will.
Es könnte nun bis zum Trainingsstart am Mittwoch nach zwei freien Tagen für die Spieler Bewegung reinkommen. Über allem steht aber die Maxime: „Der VfL lebt vom Kaderwert-Management. Wenn wir in den nächsten Jahren keine Transfererlöse erzielen, wird es schwierig. Es bringt uns perspektivisch nichts, jetzt fünf Leihen zu machen oder fünf U30-Spieler zu holen. Wir müssen immer einen guten Mix finden“, wie es der Aufsichtsrats-Vize Uwe Tigges im Interview mit dieser Redaktion sagte. Das ist auch Lettau bewusst. Aber: Die Zeichen stehen offenbar gut, dass Transfers realisiert werden können.
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