Bochum. Keven Schlotterbeck war einer der Hauptakteure beim 2:2 des VfL Bochum gegen Mainz 05. An drei von vier Toren war er maßgeblich beteiligt.
"Ich könnte heulen", sagte Keven Schlotterbeck am späten Freitagabend in den Katakomben des Bochumer Ruhrstadions in die Mikrofone der Journalisten. Wer ihm dabei ins Gesicht schaute, hätte meinen können, dass er es in den wenigen Minuten zwischen Abpfiff der Partie gegen Mainz 05 und seiner Ansprache bereits getan hatte. Die Augen klein, leicht rot. Das späte 2:2 fühlte sich für den VfL Bochum wie eine tragische Niederlage an, entsprechend bedient war der Innenverteidiger, der in dieser Partie eine tragische Rolle einnahm.
+++ Letsch gefrustet: "Scheiße an der Backe" +++
An drei der vier Tore war er maßgeblich beteiligt, beim vierten Treffer fühlte er sich, als hätte er "die Mannschaft im Stich gelassen", wie er später sagte. Zu diesem späten Zeitpunkt des Spiels stand er nicht mehr auf dem Platz, hatte muskuläre Probleme. Aber der Reihe nach: Nach 18 Minuten stand Schlotterbeck, der erneut von Beginn an auflief, das erste Mal im Fokus - im Strafraum der Mainzer. Nach einer Ecke traf Mainz-Verteidiger Danny da Costa den 26-Jährigen am Fuß. Nach Videostudium durch den Schiedsrichters Patrick Ittrich gab es den fälligen Strafstoß. Diesen verwandelte Kevin Stöger zur Führung.
Schlotterbeck trifft erst ins eigene Tor, dann für den VfL Bochum
Auch beim zweiten Treffer hatte Schlotterbeck erheblichen Anteil. Blöd nur, dass dieser für die Gäste fiel. Anthony Caci zog von der Strafraumgrenze ab, der Ball prallt von Aymane Barkok an Schlotterbeck ab und von da ins Tor. Ein krummes Ding, das Mainz zurück ins Spiel brachte und den VfL-Verteidiger verzweifeln ließ. "Uns fehlt das Spielglück", sagte er im Nachgang. Dabei sah es zunächst so aus, als wäre es dieses Mal bei den Bochumern. Und beim Innenverteidiger. Nach einer Ecke von Stöger stieg er am höchsten und köpfte wuchtig zum viel umjubelten 2:1 ein.
Kurz darauf musste er verletzungsbedingt vom Platz. "Keven hatte gestern schon was in den Hamstrings (hinterer Oberschenkel, Anm. d. Red.) gespürt. In der Halbzeit hatte er schon gesagt, dass er nicht weiß, ob er es zu Ende spielen kann. Nach dem Tor hat er dann angezeigt, dass es nicht mehr weitergeht", sagte Letsch. Zum Pech der Bochumer. Denn Mainz agierte in den Schlussminuten mit vielen hohen Bällen in den Strafraum. Ein Stabilisator wie Schlotterbeck hätte gut getan. Ob er allerdings den Ausgleichstreffer durch Tom Krauß hätte verhindern können? Fraglich. War dieser Schuss schon enorm unglücklich von Lukas Daschner ins eigene Tor abgefälscht worden. "Ich könnte im Strahl kotzen", schimpfte Schlotterbeck nach der Partie. "Es fühlt sich so an, als schaut der Fußballgott nach unten und denkt sich: 'Die machen wir noch kaputt'".
VfL Bochum: Die Konkurrenz verliert
Die Stimmung am späten Freitagabend war schlecht in Bochum, und auch beim Auslaufen am Samstagmorgen schien die Laune nicht viel besser. Am Abend dürfte sich diese zumindest etwas aufgehellt haben. Denn gegenüber der direkten Konkurrenz im Kampf gegen den Abstieg machte der VfL Bochum an diesem Spieltag nach den Niederlagen des 1. FC Köln, Darmstadt 98 und des 1. FC Heidenheim (allesamt die nächsten Gegner der Bochumer) immerhin einen Punkt gut.
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Eine bittere Erkenntnis bleibt dennoch: Nach neun Spieltagen wartet die Mannschaft weiterhin auf den ersten Sieg. Das soll sich nun endlich am Freitag in Darmstadt ändern. "Es sind die Spiele, in denen wir punkten müssen", sagte Letsch mit Blick auf die kommenden Wochen. Dann dürfte auch Schlotterbeck wieder mit von der Partie sein - im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Ivan Ordets, der sich offenbar schwerer am Oberschenkel verletzt. Zudem muss Letsch um Erhan Masovic zittern. Aber auch Darmstadt wird die Innenverteidigung umstellen müssen, nachdem Klaus Gjasula und Matej Maglica bei der 0:8-Klatsche beim FC Bayern vom Platz flogen.
Keven Schlotterbeck fordert mehr Zielstrebigkeit beim VfL Bochum
Also Vorteil Bochum? Nur wenn die Zielstrebigkeit Einzug ins Bochumer Spiel hält. Denn trotz der Dominanz im Spiel waren die Offensivakteure zu selten gefährlich. "Mir fehlt die Entschlossenheit", kritisierte Trainer Letsch. Das zieht sich bereits durch die gesamte Saison. Ansehnliche Spielzüge sind selten, richtige Torgefahr dadurch auch. "Wir müssen den Ball in die Box bringen. Da müssen die Bälle hin", mahnte Schlotterbeck an. Und vielleicht steht er dann wieder goldrichtig und es reicht zum ersten Saisonsieg.