Bochum. Der VfL Bochum hat das Spitzenspiel gegen den HSV 0:2 verloren. Trotz Unterzahl war der VfL lange die bessere Mannschaft - aber zu ineffizient.

HSV-Trainer Daniel Thioune hatte vor dem Spiel beim Spitzenreiter VfL Bochum über Herbert Grönemeyer referiert. Der Gedanke lag nahe, die Hymne über Bochum läuft bei jedem VfL-Heimspiel. Aber es war ein anderes Lied, dass für Thioune wichtig war: „Zeit, dass sich was dreht“. Bei den Hamburgern sollte sich nach fünf Spielen ohne Sieg etwas drehen, gegen den bestens aufgelegten Tabellenführer der Zweiten Liga. Und es drehte sich gewaltig: Durch eine völlig verkorkste erste Halbzeit verlor der VfL Bochum mit 0:2 (0:1). Statt den Abstand auf acht Punkte auszubauen, schmolz er auf zwei Zähler. Immerhin: Der VfL bleibt an der Spitze, weil das Parallel-Spiel von Verfolger Holstein Kiel wegen positiver Coronafälle abgesagt wurde.

"Im Endeffekt haben wir 0:2 verloren. Ich kann der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen", sagte VfL-Trainer Thomas Reis. "Das habe ich ihr diesmal heute auch direkt in der Kabine gesagt. Ich glaube, heute hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen."

Vor dem Top-Spiel setzte der VfL ein Zeichen: Der Vertrag mit dem Ex-Hamburger Robert Tesche wurde um ein Jahr verlängert. Der 33-Jährige ist eine wichtige Stütze im Team von Reis. Vertragsverlängerung, ein Sieg gegen seinen Ex-Verein, das wäre ein grandioser Tag fürden Mittelfeldspieler gewesen. Aber es lief in die gänzlich andere Richtung. Erst erzielte Amadou Onana nach einem Freistoß die Führung (29.), Minuten später flog Danny Blum nach einer sinnlosen Grätsche gegen Onana vom Platz (35.). In Unterzahl stemmte sich der VfL gegen die Niederlage, konnte sie aber nicht mehr verhindern. In den Schlussminuten erhöhte der HSV durch den eingewechselten Khaled Narey auf 2:0 (89.)

Ganvoula sorgte kaum für Gefahr

Der Druck lag eindeutig beim HSV um den Ex-Bochumer Simon Terodde. „Der HSV ist der absolute Favorit auf den Aufstieg. Wir haben eine komfortable Situation. Wir sind sehr zufrieden mit unseren Leistungen“, sagte Sport-Geschäftsführer Schindzielorz. Der Spitzenreiter wollte befreit auftreten, konnte sich aber kaum befreien gegen die enge Deckung des HSV. Tempomacher Gerrit Holtmann versuchte wie immer viel, blieb aber erfolglos. Silvere Ganvoula, der den schmerzlich vermissten Torjäger Simon Zoller ersetzen sollte, sorgte kaum für Gefahr.

In der 24. Minute steckte Holtmann auf der rechten Seite den Ball zu Ganvoula durch, doch im letzten Moment klärte HSV-Profi Stephan Ambrosius zur Ecke. Das letzte Tor des Stürmers liegt lange zurück: Gegen Aue feierte der 24-Jährige am 25. Oktober seinen letzten Treffer. Beim 3:1 im Hinspiel gegen den HSV erlebte er sein letztes Erfolgserlebnis mit einer Vorlage. Doch für Ganvoula und für den VfL sollte es anders kommen.

Der VfL Bochum schwächte sich selbst

Nach einer Flanke von Kapitän Sonny Kittel traf Amadou Onana wie aus dem Nichts zum 1:0. Lange überprüfte der Videoassistent die Szene wegen einer möglichen Abseitsstellung. Das Tor zählte (29.). Wenige Minuten später stand Onana erneut im Mittelpunkt, wahrlich ungewollt. Danny Blum sprang ihm an der Mittelinie von hinten in die Beine, grundlos und unüberlegt. Mannschaftskollege Robert Tesche keifte ihn an. Auch Schiedsrichter Brych musste nicht lange über die Konsequenzen nachdenken und zeigte dem Flügelspieler in der 35. Minute Rot.

Wie sollte es weitergehen mit einem Spieler weniger gegen den Aufstiegsfavoriten? Noch vor der Pause nahm VfL-Trainer Reis den glücklosen Ganvoula raus und brachte mit Milos Pantovic einen Flügelspieler. Robert Zulj rückte ins Zentrum. Die Pause verbrachten die VfL-Spieler nur kurz in der Kabine. Reis schickte sie gleich wieder raus, um zu signalisieren: Taten müssen her.

Auch das 0:2 fiel aus dem Nichts

Der VfL kämpfte sich in Unterzahl tatsächlich ins Spiel, gewann wieder mehr Zweikämpfe und wurde bei Standards gefährlich. Die Hamburger Überzahl war nicht erkennbar. Der VfL ackerte, biss sich rein, zwingend waren die Chancen allerdings selten. In der 71. Minute trieb Holtmann den ball zu Zulj auf die rechte Seite. Dessen Flanke, zu hoch angesetzt, fand keinen Abnehmer. Eine typische Szene für dieses Spiel, dass den Zusatz „Top“ größtenteils vermissen ließ.

Auch bezeichnend: Kittels Freistoß kurz danach auf die Tribüne und Pantovics missglückter Heber in der 82. Minute. Der bittere Schlusspunkt fiel wie das 0:1 – aus dem Nichts. Khaled Narey vollendete einen Konter zum 0:2 (89.).

"Gegen Düsseldorf bringen wir vielleicht wieder etwas mehr Druck nach vorne", meinte Reis. "Für uns heißt es: Mund abputzen, weiter machen. Wir haben bisher immer gezeigt, dass wir nach Niederlagen zurückkommen können."

Der Liveticker zum Nachlesen:

Bochum - HSV 0:2