Bochum. Der VfL Bochum ist nach dem 3:1-Heimsieg über den 1. FC Nürnberg zumindest über Nacht Spitzenreiter der 2. Bundesliga. So reagiert der VfL.
Robert Tesche stellte nach dem Abpfiff gleich mal eine Sache klar: „Natürlich war der so gewollt“, sagte der Matchwinner des VfL Bochum, angesprochen auf sein Traumtor zum 2:1. Zu schön, um wahr zu sein? Ganz real, genauso wie der Sprung des Zweitligisten an die Tabellenspitze. Durch den hart erkämpften 3:1 (1:1:) Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg führt der VfL die Liga zumindest bis Montag an. Dann spielt der Hamburger SV gegen den VfL Osnabrück und kann wieder vorbeiziehen.
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Tesche war der Mann des Spiels. Nach einer umstrittenen Szene waren die Gäste aus Nürnberg durch Torjäger Manuel Schäffler in Führung gegangen (29.). Fast im Gegenzug glich Robert Zulj zum 1:1 aus (31.). Es dauerte nervenaufreibende 40 Minuten, bis die große Tesche-Show begann. Erst traf der defensive Mittelfeldspieler mit einem fulminanten Schuss in den Winkel zur Führung, dann ließ er durch seinen ersten Doppelpack in Liga zwei den Schlusspunkt folgen. „Das ist einer der schönsten Tage, ganz sicher“, sagte der 33-Jährige.
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Über das Thema Aufstieg reden wollte der Routinier ebenso wenig wie sein Trainer. „Wir schauen von Spiel zu Spiel“, sagte Tesche. „Es wird ein ganz harter Weg. Aber wir wollen den Anschluss halten.“ Reis wollte dem Sprung an die Ligaspitze gar keine Bedeutung beimessen: „Wir wollten nach oben klettern. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Wichtig ist, dass man immer wieder auf dem Boden der Tatsachen bleibt.“
Torwart Manuel Riemann wollte später nichts davon hören, dass das Spiel hätte kippen können. Doch die Franken hatten ihre Möglichkeiten, dem VfL die erste Heimspielniederlage nach vier Siegen beizubringen.
VfL Bochum muss Danny Blum ersetzen
Zunächst hatte der VfL die Partie in der Hand. Reis musste Außenstürmer Danny Blum ersetzen, der nach einer Wadenverletzung voraussichtlich zwei Wochen ausfällt. Für ihn kam der agile Herbert Bockhorn. Allerdings nicht auf der rechten Seite. Er tauschte während des Spiels mit Gerrit Holtmann. Eine gute Entscheidung: Beide fühlten sich wohler, erzeugten mehr Druck. Vor allem Holtmann lag die rechte Seite mehr. Schon in der 20. Minute hätte er die Führung erzielen können, sein Schuss landete aber knapp daneben.
Nürnberg stemmte sich gegen das Tempo, lauerte auf Konter. Das Team von Robert Klauß ging durchaus hart zur Sache, manchmal auch zu hart. Wie in der 29. Minute: Tom Krauß foulte Robert Tesche, Schiedsrichter Guido Winkmann ließ weiterlaufen. Die Franken spielten den Konter aus, an dessen Ende Schäffler zum 1:0 abschloss. Sehr zum Ärger des VfL: Tesche lag immer noch verletzt am Boden, hielt sich den Knöchel. Der Mittelfeldspieler rappelte sich auf, trabte zum Anstoß. „Ich habe die Szene nicht gesehen“, sagte Reis hinterher. „Aber selbst wenn es ein Foulspiel war, ist es unglücklich, dass die Flanke nachher so offen war.“
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Der Gegenschlag ließ nicht lange auf sich warten. Diesmal schlug Holtmann eine Flanke, ausgerechnet Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, nicht gerade der größte im Team, verlängerte per Kopf und Robert Zulj schaltete einmal mehr schneller als alle anderen – Saisontor Nummer 7 für den 28-Jährigen (31.). „Die Mannschaft zeigt, dass sie immer wieder zurückkommen kann“, sagte Reis.
VfL Bochum: Armel Bella-Kotchap überzeugt
Die Mannschaft zeigt aber auch ihre Schwächen. Der erst 19 Jahre junge Armel Bella-Kotchap bekam erneut in der Innenverteidigung das Vertrauen, leistete gegen den robusten Schäffler gute Arbeit. Allerdings schleichen sich bei ihm auch immer wieder Fehler ein. Nach etwas mehr als einer Stunde hätte ein Fehlpass im Mittelfeld fast zum erneuten Rückstand geführt. Bella-Kotchap eilte hinterher, versuchte zu retten, was zu retten ist. Doch Schäffler kam frei zum Abschluss. Der Stürmer knallte den Ball allerdings weit übers und nicht ins Tor.
Ein Glück für Bochum. Und ein Glück, dass es Tesche gibt. In der 73. Minute leitete der laufstarke Holtmann die entscheidende Szene ein. Zulj verarbeitete den Ball im Strafraum. Flankte weit raus zu Danilo Soares. Der Brasilianer behielt den Überblick, legte ab auf Tesche. Und dessen Strahl schlug im Winkel ein. Ein Treffer, der gute Chancen auf das Tor des Jahres hat. Der anschließende Volley zum 3:1-Endstand (83.) fiel zwar nicht in die Kategorie, sorgte aber dafür, dass die Fans an den Fernsehern jubeln durften. „Wir wollen ein bisschen Freude nach Hause geben zu unseren Fans. Das gelingt uns momentan“, sagte Reis. Weitere Freuden nicht ausgeschlossen.