Bochum. Viele bunte Schlagzeilen bescherte das 2:0-Spektakel gegen Hoffenheim dem VfL Bochum. Nicht nur Riemann war ein Thema: der Mediencheck.
Spektakel im Ruhrstadion, Halligalli anne Castroper: Zwei von vielen Schlagzeilen nach dem emotionalen 2:0 des VfL Bochum gegen die TSG Hoffenheim. Im Fokus standen natürlich auch der verschossene Elfmeter von Manuel Riemann und das Traumtor von Milos Pantovic in der siebten Minute der Nachspielzeit. Ein - unvollständiger - Medienüberblick.
Geradezu euphorisch feiert Joachim Droll, seit Jahren der federführend für den VfL Bochum zuständige Redakteur der Bild-Zeitung, den Sieg des VfL. „Der VfL mischt die Eliteklasse auf. Mit Typen, Jahrhundert-Toren und Spektakel. In Bochum gibt’s den ehrlichsten und emotionalsten Bundesliga-Fußball“, schreibt Droll.
Bild: Jahrhundert-Tor von Pantovic - Bereicherung für die Bundesliga
Er erklärt Pantovics Treffer zum „Jahrhundert-Tor“, um das gleich zu relativieren. Das sei beim VfL ja „nix Besonderes“. Denn: „Im August schloss Holtmann ein 40m-Solo an sechs Gegenspielern vorbei zum 2:0-Sieg über Mainz ab.“ Es war das ARD-Tor des Monats August. Drolls Fazit nach elf Spieltagen: „Diese Bochumer machen richtig Spaß. Sind eine Bereicherung für die Bundesliga.“
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Dass die Elfmeter-Posse um den Hoch-Hinaus-Schuss von Torwart Riemann schnell mal weniger, mal mehr gelungene Cartoons und ironische Sprüche nach sich zog, die sich im Netz flott verbreiteten, war nicht wirklich überraschend im bunten Show-Business Profifußball. Einige Medien widmeten sich der Sache auch sachlicher – und historisch.
Reviersport: Erinnerungen an Schalkes Treffer gegen Butt
So der Reviersport, der sechs Torhüter auflistet, die in der Bundesliga bereits einen oder mehrere Elfmeter verschossen haben: Petar Radenkovic, Norbert Nigbur, Fred-Werner Bockholt, Hans Jörg Butt, Tomislav Piplica und Oliver Kahn.
Der erfolgreichste Torwart-Elfmeterschütze ist Hans Jörg Butt, der für den HSV, Leverkusen und Bayern demnach 26 Elfmeter verwandelte - und fünf verschoss. Besonders in Erinnerung blieb ein verwandelter Strafstoß von Butt mit Folgen. „Legendär bleibt sein verwandelter Elfmeter gegen den FC Schalke 04 am 29. Spieltag der Saison 2003/04“, schreibt RS. „Da hatte sich der damalige Keeper von Bayer Leverkusen etwas zu lange feiern lassen und war nicht rechtzeitig in seinem Tor angekommen. Schalke hatte den Anstoß bereits ausgeführt und Mike Hanke von der Mittellinie über den verdutzten Butt hinweg ins Tor getroffen.“
Radio Bochum: „Was sind das für geile Fußballtage“
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Günther Pohl, der langjährige VfL-Reporter von Radio Bochum, hatte den Fehlschuss Riemanns nach den langen Diskussionen, wer denn nun schießen solle, im Gespür, erklärte Pohl in seiner hochemotionalen Live-Reportage: „Manuel Riemann hämmert den Ball über das Tor. Und das konnte man voraussehen“, kommentierte Pohl, um nach dem 2:0 ebenso auszuflippen wie die meisten Fans im Stadion. „Der Wahnsinn, der Wahnsinn!“ schrie er durchs Mikro. „Was sind das für geile Fußballtage an der Castroper Straße.“
Süddeutsche Zeitung: Fußball als folkloristisches Retro-Festival
Letzteres war auch ein Kerntenor der Medien. So bei der Süddeutschen Zeitung online. „Schon wieder Halligalli „anne Castroper Straße“, titelte SZ.de Ausführlich beschreibt Autor Ulrich Hartmann die Entstehung des 2:0 und schreibt dannn: „Der Rest war überschäumende Euphorie im Stadion „anne Castroper Straße“, wo sie Fußball so gerne als folkloristisches Retro-Festival zelebrieren. Das gelingt den Bochumern in ihrer ersten Bundesliga-Saison seit elf Jahren tatsächlich erstaunlich oft.“
Die SZ erinnert an das Holtmann-Solo zum 1:0 gegen Mainz und das späte 2:0 von Sebastian Polter gegen Frankfurt. „… Und nun kreierte der langjährige FC-Bayern-Nachwuchsspieler Pantovic mit seinem superspäten Supertor eine Sehenswürdigkeit, die die Stadt aber leider in keinen Reiseführer aufnehmen kann. Dazu sind Glücksmomente beim Fußball dann doch zu unmittelbar und vergänglich.“
Kicker: Zwei Jokertore gab es zuletzt unter Peter Neururer
Auch die Jokertore waren Thema. Zum Beispiel bei kicker.de. Trainer Thomas Reis wandelt demnach „auf den Spuren von Peter Neururer“, einem seiner „ganz großen Vorgänger“, wie Autor Oliver Bitter meint. „Dass nämlich zwei Joker des VfL in einem Bundesligaspiel trafen, hatte es zuvor letztmals beim 3:1 in Leverkusen am 21. Spieltag der Saison 2003/04 gegeben. Damals hießen die Bochumer Joker Martin Meichelbeck und Mamadou Diabang, die erfolgreich gewesen waren.“ Diesmal hießen sie Soma Novothny und Milos Pantovic, die jeweils ihre ersten Bundesliga-Treffer zelebrierten.
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Auch sportlich-taktische Schwerpunkte gab es. So schrieb die Nachrichtenagentur dpa: „Aufsteiger Bochum ist angekommen in der Bundesliga. Die Malocher-Elf imponiert mit viel Abwehrarbeit und spektakulären Toren. Vor allem im Ruhrstadion sind die Bochumer nur schwer zu bezwingen.“
Fans: Ehrlicher Malocherfußball wie in den 80er Jahren
Natürlich posteten auch viele, viele VfL-Anhängerinnen und Anhänger in den sozialen Medien begeisterte Kommentare, Bilder, Videos. Stellvertretend für viele ein Auszug eines Users beim VfL Bochum 1848 Fanforum auf facebook: „Es ist so geil momentan. Ich fühle mich in meine Kindheit Ende der 80er/ Anfang der 90er versetzt, als wir auch nie vermeintlich die beste Mannschaft der Liga hatten, aber Jahr um Jahr mit ehrlichem Malocherfußball die Klasse hielten.“