Bochum. Zehn Spieltage sind vorüber, beim Zweitligisten VfL Bochum ist Ernüchterung eingekehrt. Und der Abwärtstrend muss schleunigst gestoppt werden.

Nach dem rauschhaften 5:4-Sieg des VfL Bochum gegen den 1. FC Nürnberg vor ein paar Wochen hat sich wohl niemand in Bochum die Frage gestellt, ob vier Gegentreffer nicht ein wenig viel sind. So lange man Erfolge feiern kann, spielt die Anzahl der Gegentreffer eben keine große Rolle. Und beim VfL Bochum erst recht nicht. Mit attraktivem Offensivfußball, so sah es das Konzept der VfL-Führung vor, wollte man die Herzen der Fans erwärmen. Raus aus dem namenlosen Mittelmaß, rein ins Spektakel.

Und Trainer Gertjan Verbeek hatte angekündigt, etwa nach zehn, elf Spielen eine Prognose darüber treffen zu können, welche Richtung der Zug genommen hat, was eventuell möglich ist. Nun liegen zehn Punktespiele hinter uns, Zeit also, etwas genauer hinzuschauen.

Die Zahlen: Der VfL belegt Rang elf mit 13 Punkten und hat inzwischen mit 20 die meisten Gegentore aller Zweitligisten kassiert - mehr als Schlusslicht FC St. Pauli und natürlich viel mehr als die Spitzenklubs.

Es ist eine Mär, dass Gegentreffer nicht so wichtig sind. In den drei deutschen Top-Ligen stehen nur Mannschaften an der Spitze, die kaum Gegentreffer bekommen (Bayern 4, RB Leipzig 6, Hertha BSC 9; Braunschweig 7; MSV Duisburg 8). Der aktuelle Erfolg des kommenden VfL-Gegners 1. FC Heidenheim hat eine stabile defensive Basis: 5 Gegentore bisher.

Die Kompaktheit: Der VfL hat einen großen personellen Umbruch hinter sich, deshalb durfte man zu Saisonbeginn nicht mit einem herausragenden Start rechnen. In der Realität ist die Mannschaft dann doch passabel gestartet, verliert aber jetzt gerade nach einem knappen Saisondrittel Form, Halt und Verfassung.

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Die Alternativen: Erklärt werden die schlechten Ergebnisse einerseits mit einer unzureichenden Chancenverwertung und individuellen Fehlern, andererseits mit dem Verletzungspech. „Pawel muss spielen, obwohl er noch nicht weiß, was er machen muss“, sagte Trainer Gertjan Verbeek nach der Niederlage in Kaiserslautern. Innenverteidiger Dawidowicz ist Mitte August zum VfL gestoßen. Alternativ könnte aber auch Dominik Wydra im Abwehrzentrum spielen.

Sicher fehlen Spieler wie Patrick Fabian, Anthony Losilla, Stefano Celozzi und Kevin Stöger. Aber Fabians Fehlen war lange vor dem Saisonstart bekannt, und zuletzt in Kaiserslautern verfügten mit Ausnahme von Pawel Dawidowicz und Russel Canouse alle Spieler der Startelf über Zweitliga-Erfahrung. Sollte nicht ein ambitionierter Zweitligist den Verlust von drei Stammspielern (Celozzi, Losilla, Stöger) und einer hoffnungsvollen Alternative (Gyamerah) verkraften können?

Was passieren muss: Personell wird sich so schnell nichts ändern. Die Spieler müssen wieder enger zusammen rücken, auch und vor allem auf dem Platz. Nur dann kann man sich gegenseitig den Rücken frei halten und Fehler sofort wieder ausbügeln. Spielern wie Russell Canouse muss man Selbstbewusstsein vermitteln, damit sie nicht nur den Ball hin- und herschieben vor lauter Angst, sondern auch vertikal spielen. Und die Routiniers (Stiepermann, Perthel, in Teilen Eisfeld), nicht nur Kapitän Felix Bastians, müssen mehr Verantwortung übernehmen.