Bochum. Milos Pantovic ist der Mann für die besonderen Treffer beim VfL Bochum. Nach zwei Traumtoren hofft er auf einen Startelf-Einsatz gegen den BVB.
Es regnet in Strömen an diesem düsteren Vormittag. Der Wind peitscht unerbittlich. Mal bläst er aus der einen, dann wieder aus einer etwas anderen Richtung. Milos Pantovic kümmert das wenig. Der 25-Jährige legt nach der Trainingsarbeit eine kurze Show-Einheit mit Ball für ein TV-Team hin, geht entspannt zu weiteren Medienterminen. Pantovic, ein bodenständiger Typ mit kluger Ansprache, genießt es offensichtlich, gefragt zu sein. Auch im Regen.
Der Wind hat sich gedreht in seinem vierten Jahr beim derzeit für Furore sorgenden Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum. Der Offensivmann ist in wenigen Wochen vom (zu) oft geschmähten Chancen-Vernichter zum Zaubertor-Helden aufgestiegen. Fünf Tore hat er in seinen ersten 75 Pflichtspielen für den VfL erzielt in mehr als drei Jahren – vier Treffer kamen in den vergangenen sieben Partien hinzu.
Viele Ausfälle im Mittelfeld
Dabei ist der in München geborene Deutsch-Serbe meistens nur der Edel-Joker. Am Samstag aber ist mit Pantovic in der Startelf zu rechnen, beim ersten Bundesliga-Revier-Duell des VfL gegen Borussia Dortmund seit mehr als elf Jahren (15.30 Uhr/Sky). Weil die zuletzt gesetzten Mittelfeldspieler Eduard Löwen und Außenstürmer Takuma Asano ebenso ausfallen wie Linksaußen Danny Blum, hat Pantovic beste Karten. „Es würde nichts dagegensprechen, dass er spielt“, sagt Trainer Thomas Reis.
Ehrgeizig war Pantovic schon immer. Selbstbewusst auch. Die Leistung auf dem Rasen aber spiegelte das grundsätzlich breite Kreuz des Ex-Bayern selten so wider wie in den letzten Wochen.
Nominiert fürs Tor des Monats
Es ist eben noch breiter geworden auf der Bühne Bundesliga, von der er „als kleiner Junge“ schon geträumt habe, sagt Pantovic. Auf dieser Bühne sorgte er im November für zwei ganz besondere Momente. Aus 45 Metern hob er den Ball mit dem rechten Fuß über den verdutzten Torwart Mark Flekken hinweg ins Netz zum 2:1 gegen den SC Freiburg, es war das Tor zum Sieg beim letzten Heimspektakel vor dem Derby.
Drei Wochen zuvor, gegen Hoffenheim, hatte er mit seinem schwächeren linken Fuß aus 66 Metern zum 2:0-Endstand ins leere Tor getroffen, es steht zur Wahl zum Tor des Monats November der ARD. Die Zuschauer im Ruhrstadion flippten zweimal aus. Die (Sozialen) Medien auch.
Kritik lässt Pantovic kalt
Und Pantovic? Er genoss. Ohne Genugtuung, aber mit Stolz. Er hat sich in den Zeiten des Gegenwindes nie wegpusten lassen von teils harscher Kritik etlicher Fans vor allem in den Sozialen Medien: „Anfangs habe ich mich damit noch beschäftigt, aber irgendwann ist das langweilig zu lesen, einfach ausgelutscht“, sagt er.
Pantovic hebt nun, mit ganz viel Rückenwind, auch nicht ab. „Es ist sehr schön, solche Tore zu erzielen und zu sehen, wie die Fans einen feiern. Aber viel wichtiger ist es, dass wir als Mannschaft punkten. Wer die Tore schießt, ist egal. Die Mannschaft steht immer im Vordergrund.“
Ein grummelnder Teamplayer
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Dem ordnet er sich ein, auch unter, mitunter grummelnd, wenn Teamplay für ihn die Reservistenrolle bedeutet. 2018 kam Pantovic vom FC Bayern München II zum Zweitligisten ins Revier. Unter Trainer Robin Dutt war er meist gesetzt nach auskurierter Kreuzbandverletzung. Unter dem seit September 2019 amtierenden Coach Reis nicht.
Pantovic ist bei Reis der Offensiv-Mann für alle Fälle. Er hat in dieser Bundesligasaison schon als Achter, Zehner und Außenstürmer gespielt. Seine Flexibilität, sagt Reis, zeichne ihn immer wieder aus. Auch: sein Wille: „Milos gibt im Training immer Vollgas. Ich kann ihn immer bringen.“
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Was ihm aber fehlt: Tempo. Bochum setzt auf Hochgeschwindigkeit über die Flügel. Pantovic ist nicht der geradlinige Linienspieler, er zieht, technisch versiert, mehr in die Halbräume. Reis sieht seinen Artistik-Schützen daher derzeit mehr im Zentrum als auf Außen. Die Schaltzentrale aber mit Eduard Löwen, Elvis Rexhbecaj und Kapitän Anthony Losilla sorgte zuletzt für Stabilität. Jetzt fällt Löwen aus.
Bereit als Standard-Schütze
„Natürlich wurmt mich das, wenn ich nicht spiele, das weiß der Trainer auch“, sagt Pantovic – und hofft, das Derby vom Anpfiff an mit zu kreieren. Vielleicht auch als Standard-Schütze. „Milos“, weiß Trainer Reis nicht erst seit Pantovics Traumtreffern, „hat ja einen guten Fuß“.