Bochum. Thomas Reis schritt beim Training des VfL Bochum am heißen Dienstag mehrmals energisch ein. Dabei gab’s auch gute Nachrichten - und eine Premiere.
Thomas Reis erfüllt ja die meisten Fan-Wünsche mit Geduld, garniert mit netten Worten. Auch am Dienstagnachmittag, nach der schweißtreibenden Einheit auf dem Leichtathletik-Platz am Ruhrstadion. Der Trainer des VfL Bochum posierte wie viele seiner Spieler auch für Fotos und schrieb Autogramme, denn die Kinder der derzeit laufenden Fußball-Ferienschule des VfL waren in den letzten Minuten Augenzeugen des VfL-Trainings.
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Nur einmal schüttelte er dann doch den Kopf. „Kann ich Ihre Käppi haben?“ traute sich ein Junge zu fragen. „Nein“ war die so freundliche wie bestimmte Antwort von Reis. Das Käppi, das er und die weiteren Trainer und Betreuer trugen, ist in diesen sonnig-heißen Tagen schließlich ein schützendes und schützenswertes Stück.
Antwi-Adjei, Förster und Ordets sind wieder dabei
Reis hatte da seinen zeitweisen Ärger im Training nicht vergessen, aber kurz verdrängt. Dabei gab es eigentlich Grund zur Freude für den Coach: Erstmals in der Vorbereitung, in der fünften Trainingswoche, konnte er das Training mit einem Spiel elf gegen elf beenden. Bisher war dies mangels Masse nicht möglich. Die zuletzt angeschlagenen Christopher Antwi-Adjei, Philipp Förster und Ivan Ordets waren wieder dabei, lediglich Danilo Soares und Jacek Goralski fehlten noch.
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„Das Wetter war sicherlich extrem heute“, sagte Reis, der von 14 bis 15.15 Uhr trainieren ließ bei rund 36 Grad im Schatten – den es auf dem Rasenplatz nicht gab. Dafür einen Rasensprenger, der sich bei etlichen Profis diesmal größerer Beliebtheit erfreute als der Ball.
Intensive Abschnitte und viele Trinkpausen
Reis aber wollte Leistung sehen, Hitze hin oder her. „Es kann auch sein, dass wir beim Bundesliga-Start gegen Mainz oder im Pokal in Berlin diese Temperaturen haben“, sagte er. Bei den Übungs-Abschnitten plante er die Hitze aber mit ein: Maximal zehn Minuten hohe Intensität waren angesagt, ehe die Spieler immer eine Trinkpause einlegen durften.
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Nach Pass-Übungen zum, nun ja, Aufwärmen ließ Reis ein 3 gegen 2 in hohem Tempo üben. Und am Ende gab es ein zweimal zehnminütiges Spiel, das den Eindruck der bisherigen Testspiele weitgehend bestätigte: Die Startelf für den Pflichtspiel-Auftakt bei Viertligist Viktoria Berlin am 30. Juli nimmt Formen an.
Das Gros der Startelf für das erste Pflichtspiel dürfte stehen
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Reis ließ eine Art A-Offensive samt Mittelfeldzentrum gegen eine Art A-Viererkette agieren. Auf der Außenbahn stürmten die wohl vorerst gesetzten Takuma Asano und Gerrit Holtmann, Stoßstürmer war Philipp Hofmann – unterstützt vom etwas dahinter agierenden Simon Zoller, der auch das einzige Tor erzielte. Im Mittelfeldzentrum spielten Kevin Stöger und Anthony Losilla. Möglich, dass Hofmann und Zoller gemeinsam loslegen, wenn es ernst wird. Erste, etwas defensivere Alternative dürfte Philipp Förster sein.
In der Viererkette hat Reis keine allzu große Auswahl. Cristian Gamboa ist rechts gesetzt, Konstantinos Stafylidis aufgrund der Verletzungspause von Danilo Soares hinten links. Innen verteidigten im Training Vasileios Lampropoulos und Ivan Ordets. Der Neuzugang aus der Ukraine absolvierte weite Teile des Trainings komplett mit, ebenso wie Rückkehrer Christopher Antwi-Adjei legte er zwischendurch aber individuelle Übungen mit Frank Heinemann ein.
Ivan Ordets geht lautstark voran, hat aber noch viel Trainingsrückstand
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„Wir müssen ihn langsam aufbauen“, sagte Reis über den robusten Innenverteidiger, der eine Führungsrolle einnehmen soll. Auffallend war erneut, dass Ordets im Spiel sehr lautstark vorangeht. Er lobt („Bravo, Jordi“), dirigiert, organisiert.
Allerdings hat der 30-Jährige, von Dynamo Moskau ausgeliehene 1,95-Meter-Mann monatelang nicht mit einer Mannschaft trainiert. Abzuwarten bleibt auch, wie sein Knie auf höhere Belastungen bei Sprints und Sprüngen reagiert. Rund vier Wochen, schätzt Reis, benötige Ordets sicherlich noch, um auf Topniveau zu kommen. „Das heißt aber nicht, dass er vorher nicht spielen kann“, so der Trainer. Schon in den Testspielen gegen Athletic Bilbao am Donnerstag in Gütersloh und Antalyaspor am Samstag in Bochum soll er etwas Spielpraxis sammeln.
Beim Pflichtspiel-Start im Pokal nächste Woche Samstag dürfte er aber noch nicht so weit sein. Dann könnte neben Lampropoulos, der bisher eine gute Vorbereitung absolviert, Erhan Masovic spielen. Der serbische Nationalspieler gönnte sich in den Testspielen bisher allerdings den einen oder anderen leichten Fehler. So auch im Training am Dienstag, was Reis mächtig sauer aufstieß.
Dribblings, Querpässe: Reis ärgert sich über zu viele leichte Fehler
Nicht nur Masovic unterliefen zu viele einfache Fehler, auch Jordi Osei-Tutu und manch andere hielten sich nicht immer an die Vorgaben. Reis ging dazwischen, unterbrach, war ein-, zweimal unüberhörbar wütend. „Wir haben gesagt, dass wir in der Defensive das Risiko minimieren wollen. Also in den gefährlichen Bereichen keine Dribblings machen, keine Querpässe spielen, die schnell zu Ballverlusten und Gegenstößen führen. Wenn das nicht umgesetzt wird, habe ich ein Problem damit“, erklärte er hinterher gegenüber dieser Redaktion.
Bei einem Gegenstoß nach leichtem Ballverlust gab es zudem einen Schreckmoment. Anthony Losilla rettete die Situation, knickte dabei um. Der Kapitän konnte dann aber weitertrainieren.