Bochum.. Für den Zweitligisten VfL Bochum ist das DFB-Pokal-Viertelfinale beim Europa-League-Achtelfinalisten VfB Stuttgart am Mittwoch um 19 Uhr ein Riesending. Ein Halbfinal-Einzug, verbunden mit (TV-)Präsenz und garantierten 1,9 Millionen Euro käme dem VfL mehr als recht.
Stuttgart boomt in diesen Tagen. Sieben Messen zugleich sorgen für eine maximale Bettenbelegung, man spricht international in der stolzen Landeshauptstadt.
Heute (Mittwoch-)Abend kommt Bochum (19 Uhr, live in unserem Ticker). Zum Viertelfinale im DFB-Pokal. Für die Schwaben eine kleine Nummer. Für den Revierklub ein Riesending.
2700 Fans reisen nach Stuttgart. Für den VfL, den bei Heimspielen in der 2. Liga im Schnitt nur noch 10 000 Treue sehen wollen, ist das eine Zahl, die den Durst nach dem großen Glück ausdrückt. Auch in den Kneipen soll es heute endlich mal wieder eng werden während eines Bochum-Spiels. „Wir können“, sagt VfL-Trainer Karsten Neitzel, „ganz vielen Bochumern in nur 90 oder 120 Minuten eine Riesenfreude und positiv auf uns aufmerksam machen. Das ist das Wichtigste.“
Selten genug stand der VfL ja im strahlenden Rampenlicht seit dem Abstieg aus der Bundesliga 2010: In der Aufstiegs-Relegation gegen Mönchengladbach vor knapp zwei Jahren, im Pokal-Achtelfinale gegen den FC Bayern vor gut einem Jahr. Am Ende setzte es Niederlagen, aber wenigstens garniert mit Applaus für tapfere Verlierer.
Ansonsten dominiert der Klassenkampf mit all seinen Nebenwirkungen, und ein Weg zurück zu einem Aufstiegskandidaten lässt sich bisher nur mit viel Optimismus erkennen.
Da käme ein Halbfinal-Einzug, verbunden mit (TV-)Präsenz und garantierten 1,9 Millionen Euro extra mehr als recht. Auch wenn man das Geld keinesfalls in den künftigen Kader stecken würde, sondern in den Abbau des Schuldenbergs, der knapp 7 Millionen Euro beträgt. Am noch einmal radikal gekürzten Lizenzspieler-Etat für die kommende Saison – von 8,5 auf 7 Millionen Euro – „wird sich nichts ändern, egal, wie das Spiel ausgeht“, stellt Sportvorstand Jens Todt klar. Ablösesummen für neue Spieler kann und will der VfL im Sommer nicht bezahlen. Ein Drahtseilakt bei elf auslaufenden Verträgen, zumal sich Marc Rzatkowski, in dieser Saison zum Leistungsträger gereift, bereits für einen Wechsel zum FC St. Pauli entschieden hat.
Der finanzielle Drahtseilakt des VfL
Es geht also auch um Ansehen und Attraktivität für den VfL Bochum bei diesem Viertelfinale, dem ersten seit zehn Jahren (damals 6:7 gegen Kaiserslautern nach Elfmeterschießen). „Das ist ein Bonbon, das wir uns verdient haben“, meint Mittelfeldmann Christoph Kramer – und sagt dem VfB forsch den Kampf an: „Stuttgart ist nicht der FC Bayern, keine Übermacht. Da kann man schon etwas machen.“
Dieses Selbstbewusstsein soll Neitzels Mannschaft auf den Platz bringen: Ein energisches, frühes Attackieren fordert der Trainer und einen couragierten Auftritt im Spiel nach vorne. „Wir dürfen uns bei Ballbesitz nicht in die Hose machen“, sagt Neitzel, der um die potenzielle Kraft des Gegners weiß: „Bei uns muss jeder Spieler über sich hinauswachsen.“ Zumal der VfL seit Wochen Personalprobleme in der Offensive hat: Mirkan Aydin, Zlatko Dedic, Slawo Freier und Michael Ortega fallen aus.
Dass Stuttgart, durch Europa League, Bundesliga und DFB-Pokal alle drei Tage am Ball, den Zweitligisten kräfteschonend mitnehmen könnte vor den Spielen gegen Bayer Leverkusen und Lazio Rom, mag man im Revier zwar hoffen. Beim in der Liga bisher enttäuschenden VfB klingt das aber anders. Von einem „superwichtigen Spiel“ spricht Trainer Bruno Labbadia mit Blick auf das mögliche Finale, das schon den Europacup-Einzug bedeuten könnte. So weit denkt Karsten Neitzel nicht. „Für uns“, sagt der Bochumer, „ist das jetzt schon das kleine Finale.“