Belek/Türkei.. Der Fußball-Zweitligist bereitet sich im türkischen Belek auf die restliche Saison vor - unter den wachen Augen des Psychologen Heiner Langenkamp.

Fünf Jahre war er Sportpsychologe an der Seite von Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund, bis zum Abschied im vergangenen Sommer. Jetzt steht Dr. Heiner Langenkamp auf dem Trainingsplatz des VfL Bochum im türkischen Belek. Blinzelt in die Sonne. Beobachtet. Hört zu. Macht sich Notizen - und will später einwirken. Auf die Gruppe. Auf Einzelne. Auf Trainer und Profis des Zweitligisten.

Um diesem Uralt-Vorurteil gleich vorzubeugen: nicht, um auf der Couch Seelen zu heilen. Sondern um die Leistung zu optimieren. Die des Einzelnen. Der Mannschaft. Des Vereins.

Lernen, Verantwortung zu übernehmen

„Unser Ziel ist es, dass die Mannschaft nicht mehr einbricht wie etwa am Ende der letzten Saison”, umreißt Langenkamp das große Feld mit vielen Unwägbarkeiten, in dem er nun mitwirkt. Sein Credo: „Man muss den Mut und das Selbstbewusstsein haben, Dinge abzuschließen, die man eingeleitet hat.” Etwa nach einer Balleroberung. Oder beim Torabschluss: „Nicht zögern oder zaudern. Sondern Verantwortung übernehmen, abdrücken.” Und wenn der Ball aufs Stadiondach fliegt? „Einmal fluchen. Und dann muss man die Szene ausschalten.”

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Das kann man trainieren, sagt er. Zum einen physisch, technisch, taktisch – nicht sein Metier. Zum anderen psychisch. „Der Trainer steht immer vorne”, sagt Langenkamp. „Was er macht, kann ich stärken, was er nicht macht ergänzen.” Das war bei Klopp und dem BVB nicht anders als jetzt bei Verbeek und dem VfL. „Nur die Dimensionen sind andere.”

Die Bayern im Pokal geschlagen

Langenkamp ist eine Ikone auf seinem Gebiet. Er verhalf Leichtathleten, Golfern, Volleyballern zu Triumphen. Ausnahmeläufer Willi Wülbeck vom TV Wattenscheid war in den 70er, 80er Jahren einer seiner ersten Topathleten in einer Zeit, in der Psychologie im Sport nur etwas für Experten war.

Dabei hat Langenkamp aus Nervenbündeln Olympiasieger gemacht, aus Antriebslosen Weltmeister; mit den Damen des USC Münster hat er den Volleyball-Europapokal geholt, mit Klopps BVB zwei deutsche Meisterschaften. Und die Bayern besiegt. Mehrmals. Auch im Pokal…

Wobei seine Methoden „nicht bei jedem funktionieren. Es geht immer um Menschen, ganz oben steht das Vertrauen.” Der Vorstand des VfL, sagt Langenkamp, wolle den Verein „in Bewegung bringen, bloß keine Stagnation.“

Viele Gespräche und Vorträge

„Im mentalen Bereich ist bei uns noch nicht gearbeitet worden. Also können wir da große Sprünge machen”, erklärt Sportvorstand Christian Hochstätter seine Idee – und hofft auf mehr Konstanz in den Leistungen.

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Zuletzt gab es in Thomas Graw von 2006 bis 2009 einen Teampsychologen beim VfL, unter Trainer Marcel Koller. Seit August 2015 arbeitet sich Langenkamp nun ein, es gab schon viele Einzelgespräche und manchen Vortrag für alle. Dabei kommen Spieler selbst zu ihm, zum Beispiel weil sie eine Blockade spüren nach dem zweiten Fehlpass; er geht auf sie zu, etwa weil ihm im Training auffällt, wenn „eine ungewohnte Verzögerung im Pass-Spiel auftritt statt des gewohnten Selbstbewusstseins”; oder der Trainer schickt mehrere Spieler zu ihm, etwa um eine Angriffsvariante mental zu verankern.

Verbeek möchte öfter jubeln

Wichtig sei es, fordernde Ziele zu setzen: „Platz sechs ist jetzt die Startrampe. Und wenn eine Rakete startet, geht sie nach oben.” Bis zum Aufstieg? „Das wird man sehen.”

Das entspricht dem Typ Verbeek, sagt der Psychologe. Als Trainer denke er hoch professionell, fordert dies von den Spielern ein, sei „sehr präzise, geradlinig, das ist für die Spieler nicht immer witzig”. Dabei würde Verbeek gerne „öfter jubeln”, weiß Langenkamp und meint: „Das steckt in der Mannschaft auch drin.”