Bochum. VfL-Trainer Reis verzichtet beim Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf auf viele Stammkräfte. Tore schießt nur der abstiegsbedrohte Zweitligist.
Ein lautes „Jaaa“ eines Verteidigers von Fortuna Düsseldorf ließ manch einen der Beobachter – Offizielle, Sicherheitskräfte, Balljungen, Teammitglieder, Medienvertreter – fast schon ein wenig aufschrecken auf dem Leichtathletik-Platz des VfL Bochum. Der Düsseldorfer hatte vor der ansonsten ja zum Wetter passenden trostlosen Kulisse (Fans waren nicht zugelassen) einen Freistoß von Patrick Osterhage relativ leicht zur Ecke geköpft kurz vor Schluss dieses Testspiels am Donnerstagnachmittag.
VfL-Trainer Reis schont beinahe alle Stammkräftte
Bei bestem Schmuddelwetter mit viel Regen und noch mehr Wind ließ er sich abklatschen von seinen Kollegen. Eine Szene, die zeigte: Düsseldorf, in der 2. Liga derzeit schwer in der Krise, war es ernst um die Null hinten, um den Sieg, um ein Erfolgserlebnis beim Bundesligisten. Kurz darauf durfte der Zweitligist so durchnässt wie zufrieden in die Kabine ziehen. Die Fortuna setzte sich bei einem zeitweise mit A-Jugendlichen ergänzten B-Team des VfL am Ende verdient mit 2:0 (0:0) durch.
Trainer Thomas Reis hatte beim Testspiel vor einer dreitägigen Trainingspause fast alle Stammkräfte der letzten Wochen geschont. Zur Startelf zählten mit Eduard Löwen, Konstantinos Stafylidis und Jürgen Locadia nur drei Profis, die auch gegen Köln erste Wahl waren. Nach einer Halbzeit ohne große Szenen hüben wie drüben durften sie duschen, nach 68 Minuten war dann auch für Routinier Robert Tesche, der als Sechser um Ordnung und Struktur bemüht war, und dem sportlich sonst keine Rolle spielenden, auf dem Flügel angreifenden Tarsis Bonga Schluss.
Eingewechselt wurden in Leo Tasov als Achter, Mohammed Tolba als Außenverteidiger und Verthomy Boboy als Innenverteidiger drei A-Jugendliche. Zudem kamen Jungprofi Luis Hartwig (für Locadia im Sturm) und der sportlich ja längst im Abseits stehende Tom Weilandt in die Partie.
Düsseldorfs Stammprofis machen den Unterschied
Bei Düsseldorf sah das anders aus: Sechs Startelf-Spieler der letzten Ligapartie (0:1 gegen Nürnberg) legten los, und eingewechselt wurden gestandene (Stamm-)Profis, die letztlich auch den Unterschied ausmachten. Christoffer Peterson, in der Liga zurzeit nach einer Roten Karte gesperrt, erzielte beide Tore. Rouwen Hennings, Düsseldorfs Allzeit-Stürmer und Führungsspieler, legte das zweite auf.
VfL Bochum verliert Testspiel gegen Düsseldorf mit 2:0
Ein Remis wäre für Bochum aber dennoch möglich gewesen. „Es ist ärgerlich, dass wir durch individuelle Fehler zwei Gegentore kassieren“, sagte Trainer Thomas Reis. „Da war das Zweikampfverhalten nicht optimal.“ Beim 0:1 in einer bis dahin weitgehend ausgeglichenen und chancenarmen Partie verlor Vasilios Lampropoulos das Duell an der Torauslinie gegen den gut aufgelegten David Kownacki, der kurz zuvor noch Pech bei einem von Torwart Michael Esser noch an den Pfosten gelenkten Schuss nach einem schnellen Gegenstoß hatte.
Letztlich kam der Ball zum frisch eingewechselten Peterson, der ihn freistehend in den Winkel setzte. Beim 0:2 verlor Herbert Bockhorn den Ball an der Mittellinie. Wieder schlug Peterson, diesmal nach Hennings Pass, nach schnellem Konter gegen die aufgerückten Bochumer zu (62./74.). Die Entscheidung.
Reis sieht Talent, aber auch Entwicklungspotenzial
Reis konnte dem Spiel aber auch Positives abgewinnen. Das Engagement, so Reis, war vorhanden, bei den jungen Spielern habe man Talent, aber eben auch noch viel Entwicklungspotenzial sehen können. „Sie können lernen, und ich gewinne Und einige auch in der Bundesliga ja längst erprobte Spieler erhielten wichtige Spielpraxis.
Erhan Masovic etwa, der eine grundsolide Partie in der Innenverteidigung und später als Sechser ablieferte. Oder Patrick Osterhage, der im zweiten Durchgang das Heft zunehmend in die Hand nahm im Zentrum und mit einigen Pässen gefiel. Oder Bockhorn, der einsatzfreudig erst auf der rechten, dann auf der linken Seite verteidigte und mit etlichen Dribblings Dampf nach vorne machte. Der aber eben auch zu oft zu leicht den Ball verlor - in der Bundesliga kostet das Punkte. Im Test diesmal die Chance auf den Ausgleich.
Nur eine Halbchance durch Locadia
Dabei fehlte dem VfL vor allem im ersten Durchgang nach kontrollierten ersten 20 Minuten die Konsequenz, Risikofreude und vielleicht auch Klasse für den Pass in die Tiefe, für den kreativen Moment, für Torgefahr. Zu statisch agierte das in dieser Formation natürlich auch nicht eingespielte Bochum, hatte nur eine Halbchance durch Locadia. Auf der anderen Seite ließ die weitgehend stabile Viererkette auch nur eine Möglichkeit zu, Robert Bozenik vergab sie.
Bochum kam stärker aus der Kabine, hatte in den ersten zehn Minuten nach dem Wechsel seine beste Phase. „Da haben wir es besser gemacht als in der ersten Halbzeit“, meinte Reis. Antwi-Adjei, der sich nicht nachdrücklich für Höheres empfehlen konnte, Hartwig und Bonga hatten drei Chancen zur Führung. Nach dem 1:0 der Fortuna allerdings hatte Düsseldorf mehr von der Partie gegen eine nun völlig neu formierte, sehr junge VfL-Mannschaft.
Fragezeichen bei Saulo Decarli und Raman Chibsah
Nicht zum Kader zählten neben den zahlreichen geschonten Stammkräften auch Saulo Decarli und Raman Chibsah. Sie seien zwar nicht verletzt, aber eben nicht einsatzfähig, hieß es nur, genauere Gründe blieben offen. Bei beiden läuft der Vertrag im Sommer aus, beide könnten den Verein auch noch in diesem Winter verlassen. Nach Informationen dieser Redaktion waren sie am Donnerstag aber nicht bei einem Probetraining eines anderen Klubs.
Offen blieb auch noch, warum Takuma Asano beim WM-Qualifikationsspiel von Japan gegen China in seinem Heimatland nicht zum Kader seiner Nationalmannschaft zählte. Der 27-Jährige ist nach dem Liga-Spiel gegen Köln am Samstag und seinem ersten Treffer für den VfL zu seiner Nationalmannschaft nach Japan gereist, bei der er normalerweise zum (erweiterten) Stamm zählt. Ohne Asano gewann Japan mit 2:0 gegen China und ist Tabellenzweiter seiner Gruppe. Am Dienstag steigt das Spitzenspiel gegen Tabellenführer Saudi-Arabien.
Teams und Fakten: So spielten sie
VfL Bochum: Esser - Bockhorn, Lampropoulos, Masovic, Stafylidis (46. Tolba) - Osterhage, Tesche (69. Boboy), Löwen (46. Tasov) - Antwi-Adjei, Locadia (46. Hartwig), Bonga (69. Weilandt)
Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier (46. Wolf) - Narey, Hoffmann, Oberdorf, Hartherz - Zimmermann, Piotrowski, Appelkamp (46. Pledl), Klaus (61. Peterson) - Bozenik, Kownacki (74. Hennings)
Tore: 0:1 Peterson (62.), 0:2 Peterson (74.)