Bochum. Das 0:7 des VfL Bochum war historisch. Dieses klare Ergebnis hatte auch gute Seiten: Für die Bayern und einen Bezahlsender. Der Medienüberblick.
Der FC Bayern München ist da, wo er hin und bleiben will. Mit dem 7:0 über den VfL Bochum und nach dem 1:1 des VfL Wolfsburg gegen Eintracht Frankfurt sind die Bayern Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey. Der VfL Bochum fällt dagegen nach diesem – auch an diesem Montag immer noch – historischen 0:7 auf den vorletzten Platz und damit erstmals in dieser Saison auf einen direkten Abstiegsplatz zurück. Und ja: hätte Bochum nicht so hoch verloren, wäre zumindest der Relegationsplatz drin gewesen. Hier kommt der Blick in den Blätterwald und das weltweite Netz.
Am Tag des Spiels des VfL in München wäre traditionell der Tag gewesen, an dem die Wiesn eröffnet worden wäre. Ein „O’zoapft is“ gab es dann im kleinen Rahmen beim FC Bayern mit Thomas Müller, Manuel Neuer und einer bezahlten Werbepartnerschaft mit Paulaner.
Der kleine Film zeigt Müller beim Fassanstich. Der ist für Ungeübte eher schwer. Müller aber haut den Zapfhahn mit drei Schlägen rein. Da spritzt nichts daneben, da läuft sofort das Bier. Der Vorgang nahm das Bundesligaspiel zwischen den Bayern und Bochum irgendwie schon vorweg. Mühe hatten die Bayern jedenfalls nicht.
Die Generation Gier
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Christof Kneer beschrieb das in seinem Artikel – Generation Gier – zum Spiel in der Süddeutschen Zeitung unter anderem so: „Es ist nach diesem Spiel nun überall die Rede davon, dass der FC Bayern mit 4:1 in Leipzig, mit dem 3:0 in Barcelona und nun mit dem 7:0 gegen Bochum ein monströses Statement gesetzt hätte und dass die Konkurrenz sich nun mindestens so fürchten muss wie die Römer in den befestigten Lagern Laudanum, Babaorum, Aquarium und Kleinbonum vor Majestix’ unbesiegbaren Galliern. In Wirklichkeit ist alles noch viel schlimmer.“
Vor allem für den VfL Bochum. In der Bild-Zeitung fasst Joachim Droll das 7:0 mit „Bochums Bankrott-Erklärung“ und „Mit Bundesliga hat das nix zu tun“ zusammen. „In der Aufstiegssaison punktete Bochum durch Mentalität und mannschaftliche Geschlossenheit: Kämpfen bis zum Umfallen, einer für alle, alle für einen. Momentan ist davon wenig zu sehen.“
Zollers Trikot ist immer dabei
Inwieweit da die Verletzung und der lange Ausfall von Simon Zoller eine Rolle spielt, ist nicht messbar. Der Stürmer fällt mit einem Kreuzbandriss auf unbestimmte Zeit aus. Der VfL Bochum aber postete zumindest ein Bild davon, dass Zollers Trikot jetzt überall dabei sei. Zeugwart Andi Pahl zog es in München auf einen Platz der Auswechselbank. Vor dem Spiel gegen die Bayern hatten sich die VfL-Spieler zudem zu einem Bild mit Zollers Trikot versammelt. Es war eine der wenigen positiven Szenen des VfL in München.
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Womit wir bei Oli Hilbring angekommen sind. Der Cartoonist veröffentlicht seine Karikaturen regelmäßig im Reviersport. Die Karikatur zum Spiel des VfL in München spielte auf die Fan-Freundschaft der beiden Vereine an. Sie zeigt eine Szene in einer Kneipe. Links im Bild sitzt ein sichtbar angetrunkener Mann im VfL-Trikot an einem Tisch, vor ihm sechs leere Pinchen, eins hat er in der Hand. Daneben steht ein Mann im Bayern-Trikot.
Rechts ist ein weiterer Mann zu sehen. Er sagt: „Bist du denn für’n Freund? Kannst dem Kleinen doch nicht sieben Stück einschenken.“
Buschmann und sein Erste-Hilfe-Schrei
Diese sieben Tore aber, so zumindest sah es Oskar Beck als Autor des Textes „Wie der VfL Bochum Sky rettete“ bei Welt online, waren „wichtig“. Lange Zeit war das VfL-Spiel das einzige, bei dem Tore fielen. Dass die Fans sich zu Tode langweilen, habe Heiko Buschmann verhindert, indem er sich zuverlässig mit seinem Erste-Hilfe-Schrei meldete: „Tor in München!“ Im Schnitt ist es alle 13 Minuten passiert, was den Bochumern etwas schmeichelte. Ihr Trainer Thomas Reis war jedenfalls bewundernswert ehrlich, als er sagte: „Am Ende kannst du froh sein, dass du mit sieben Stück nach Hause fährst. Wir haben Lehrgeld bezahlt.“
„Aber einmal mehr war zu sehen, dass auf dem Platz auch die Führung fehlt, ein Kopf der Mannschaft, ein erfahrener Profi, der Einfluss nimmt auf seine Nebenleute und dafür sorgt, dass die Reihen einigermaßen geschlossen sind. Robert Tesche ist für diese Aufgabe zu ruhig, auch Anthony Losilla ist eher ein stiller Anführer. Umso mehr fehlt der allzeit giftige Simon Zoller, der wenigstens mit seiner Aggressivität vorangehen kann.“
Von einem 19-jährigen Innenverteidiger wie Armel Bella Kotchap sei kaum zu erwarten, dass er besonnen bleibt und seinen Mitspielern helfe, auch Vasilios Lampropoulos sei sicher keiner, der für Beruhigung sorgen kann. „Zu grün, zu brav seien seine Spieler; diese Kritik wiederholt Thomas Reis zu Recht praktisch in jeder Woche.“