Gais/Südtirol. Bochum bereitet sich in Südtirol auf die Bundesliga-Saison vor. Für das Ziel Klassenerhalt sind noch Veränderungen im Aufgebot vorgesehen.
Thomas Reis blinzelte genüsslich in die Sonne nach der ersten Einheit in Südtirol am Montagvormittag. Kein Wölkchen über dem Ahrntal, ringsum ragen die Gipfel der Dolomiten in den Himmel. Dazu ein gepflegter Rasenplatz nur fünf Gehminuten vom Vier-Sterne-Mannschaftshotel entfernt. „Wenn Engel reisen….“, sagte der Trainer des Bundesligisten VfL Bochum und schmunzelte.
Es läuft nach Plan in der Vorbereitung des Aufsteigers. Es gibt keine schweren Verletzungen, auch zum Start der „intensiven“ Trainingslager-Woche, so Reis, waren bis auf den leicht erkrankten Herbert Bockhorn alle 26 mitgereisten Profis am Ball.
VfL Bochum: Mindestens zwei Neuzugänge sollen noch kommen, einige gehen
Vier Testspiele hat der VfL in der Heimat bereits absolviert, es gab zwei klare Siege gegen Bonn und Velbert, ein Remis gegen Verl und den 3:1-Sieg in Duisburg gegen Borussia Dortmund. Und doch sagt Reis: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um unser Ziel Klassenerhalt erreichen zu können.“
Der 47-jährige Ex-Profi weiß, dass dafür mehr nötig sein wird als die derzeit noch tragende Aufstiegs-Euphorie, die gute Stimmung im Team. Arbeit hat der VfL nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf dem Transfermarkt vor sich. Etliche Spieler, die schon in der 2. Liga kaum zum Zug kamen, sollen den derzeit 30 Mann starken Kader noch verlassen, teilweise auf Leihbasis. Wie zum Beispiel Baris Ekincier, Tom Weilandt und Lars Holtkamp, die „aus sportlichen Gründen“, so Reis, nicht mit ins Trainingslager reisen durften.
Mindestens zwei Spieler sollen noch kommen, je nach Zahl der Abgänge und der finanziell eingeschränkten Möglichkeiten auch mehr. Geld für Ablösesummen hat Bochum nicht nach den coronabedingten Verlusten in Höhe von rund 9 Millionen Euro bis zum Ende der vergangenen Saison. „Wir sind wie bisher kreativ, auch Ausleihen sind eine Option“, erklärt Sport-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Trainer Reis betont: „Wir müssen die Qualität des Kaders noch erhöhen, wenn wir in der Bundesliga bestehen wollen.“
VfL Bochum: Fokus liegt auf der Suche nach Linksverteidiger und Mittelfeldmann
Ein Linksverteidiger, der noch im Trainingslager dazustoßen soll, und ein zentraler Mittelfeldmann mit Stammplatz-Potenzial haben Priorität. Bisher hat Bochum fünf neue Spieler geholt und vier Spieler abgegeben. Zum Stamm der Zweitliga-Meisterelf zählte aber nur der dank einer Klausel in die Vereinigten Arabischen Emirate abgewanderte Top-Scorer Robert Zulj (29). Einen Ersatz für den klaren Zehner Zulj gibt es nicht – Team und System-Anpassung sollen es richten. Bochum will künftig verstärkt aus der Tiefe kommen, „wir wollen aber trotzdem auch zeigen, dass wir guten Fußball spielen können“, betont Reis.
Ärgerlich: In Eduard Löwen (24) hat der VfL einen Achter von Hertha BSC ausgeliehen, der gleich seine Klasse demonstrierte. Den Rest der Vorbereitung aber verpasst Löwen, er ist bei den Olympischen Spielen am Ball. Mit den Routiniers Anthony Losilla (35) und Robert Tesche (34) bildete Löwen bisher das Stammmittelfeld, das Reis neu formiert: mit einem Sechser und einer Doppel-Acht.
VfL Bochum setzt auf den Flügeln auf Tempo
Mit Tempo über die Außen will der VfL angreifen. Neben Gerrit Holtmann (26), dem schnellsten Spieler der ersten zwei Ligen der Vorsaison, dem von Partizan Belgrad geholten japanischen Nationalspieler Takuma Asano (26) und Danny Blum (30) ist Bochum gut aufgestellt. Auch Neuzugang Christopher Antwi-Adjei (Paderborn/27) erhöht die Geschwindigkeit. Ganz vorne sollen es Simon Zoller (30) und der sich im Aufwind befindende Silvere Ganvoula (25) richten.
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Defensiv setzt Reis auf die junge Innenverteidigung mit Maxim Leitsch (23), mit dem der VfL derzeit um eine Verlängerung des nur noch bis Sommer 2022 datierten Vertrages ringt, und Armel Bella-Kotchap (19). Außen verteidigen die erfahrenen Cristian Gamboa (31) und Danilo Soares (29), wahlweise der flexible Herbert Bockhorn (26). „Hinten links“, so Reis, „haben wir noch Bedarf.“
Im Tor nicht. Manuel Riemann (32) geht mit einem Bonus ins Rennen um die Nummer eins. Michael Esser (33), aus Hannover zurückgekehrt, macht ihm Druck. Riemann ist nach seinem Handbruch am Ende der Vorsaison wieder komplett im Training. Und ist heiß wie nie zuvor. „Die Bundesliga“, sagt er, „ist für uns alle eine Riesen-Herausforderung.“