Duisburg. Dank einer überzeugenden zweiten Halbzeit gewinnt der VfL Bochum 3:1 gegen Borussia Dortmund. Auf den Rängen wurde getanzt und gesungen.
Der VfL Bochum gewinnt ja nicht so oft Pokale und freut sich entsprechend über jeden Cup. So auch am Samstag. Der Bundesliga-Aufsteiger gewann den „Cup der Traditionen“ nach einem 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund. Der BVB spielte in Durchganz zwei mit seinem Drittliga-Team, auch Bochum hatte viel gewechselt, als Novothny, Ganvoula und Bockhorn mit ihren Treffern binnen zwölf Minuten für den Sieg sorgten in der sonnengefluteten Arena des MSV. Den Ehrentreffer für den BVB erzielte Pasalic.
Der MSV Duisburg musste seine Teilnahme am eigenen Turnier ja wegen drei Coronafällen im Team am Freitag absagen, so dass der BVB und der VfL ein Testspiel mit Pokalsieger-Aussicht absolvierten in der schauinslandreisen-Arena des MSV. Und zwar vor rund 4.100 Fans.
Fans des VfL Bochum in der Überzahl
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„Heja BVB“ hörte man hier und dort, die Fans der Schwarz-Gelben waren natürlich in der Mehrheit gegenüber den deutlich mehr als 1.000 Fans des VfL Bochum. Etliche MSV-Anhänger verzichteten nach dem Aus ihres Teams auf ihr Kommen, sie erhalten ihr Geld zurück.
Viele kamen aber trotzdem, und als die Bochumer in ihren mintgrünen Ausweichtrikots aufliefen und dann der BVB im klassischen Schwarz-Gelb, lieferten sich die Fans die ersten Gesangs-Duelle. Lange, lange hat man diese Atmosphäre als Fußballfan schmerzlich vermisst. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Saison, so es die Pandemie denn zulässt.
VfL-Trainer Reis setzt auf bestmögliche Elf
Der VfL musste kurzfristig auch noch auf den leicht angeschlagenen Christopher Antwi-Adjei verzichten, womit gleich sieben potenzielle Stammkräfte ausfielen. Baris Ekincier, Lars Holtkamp und Tom Weilandt, die sich neue Vereine suchen sollen und auch nicht mit ins Trainingslager am Sonntag fliegen, waren auch nicht mehr im Kader.
VfL-Trainer Thomas Reis setzte auf die wohl bestmögliche Elf der Verbliebenen zu Beginn, mit Riemann im Tor, Bella-Kotchap/Lampropoulos in der Innenverteidigung und Soaers/Bockhorn als Außenverteidiger wie schon beim 6:0 gegen Bonn. Zudem mit Masovic als Tesche-Ersatz auf der Sechs, Pantovic/Losilla als Achter sowie Talent Hartwig und Holtmann auf den Flügeln. Sie wechselten wie gewohnt immer mal wieder die Seiten. Ganz vorne attackierte Zoller.
Auch Dortmunds neuer Trainer Marco Rose legte mit der wohl bestmöglichen Elf los, formiert in einem 4-3-3 mit etlichen Größen wie Reus, Brandt, Dahoud und mit Neuzugang Gregor Kobel im Tor. Viele Stars allerdings, von Hummels über Guerreiro bis zu Bellingham und Haaland standen nicht zur Verfügung drei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal.
BVB zunächst in Kontrolle
Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Hochwasserkatastrophe, für die der VfL Bochum 30.000 Euro spendete, näherte sich Brandt erstmals dem VfL-Tor an, ehe Holtmann den Konter in Überzahl (3 gegen 2) mit einem Schuss ins Abwehrbein von Lennard Maloney suboptimal abschloss.
„Steht auf für den VfL“ sangen die Bochumer Anhänger. Auf dem Rasen übernahm der BVB die Kontrolle, der VfL verteidigte tief – so dürfte es gegen die Bundesliga-Topteams häufiger aussehen. Reus verstolperte nach einem Fehlpass von Bella-Kotchap, der sich in der Vorbereitung bisher zu viele Patzer gönnt, ehe Steffen Tigges freie Bahn hatte aus 16 Metern. Nach einem Hacken-Pass von Giovanni Reyna schoss er übers Tor (15.). Bochum versuchte es über schnelles Umschaltspiel, Holtmann konnte hier und da Akzente setzen. Zoller bediente Hartwig, doch den 18-Jährigen verließ der Mut, schoss letztlich ans Außennetz (28.). Insgesamt aber gab es zu viele Fehler im Aufbau in dem durchaus ordentlichen, intensiv geführten Testspiel.
B-Team des BVB am Ball
Tigges vergab dann nach reichlich Ping-Pong nahe des VfL-Fünfmeterraums knapp (34.). Zweimal hatte Reus die Chance zur verdienten Dortmunder Führung, doch der BVB-Kapitän schlug kein Kapital aus seinen Möglichkeiten. Auch der Abschluss von Wolf war leichte Beute für Keeper Riemann (41.), der von den VfL-Fans direkt hinter ihm immer wieder lautstark gefeiert wurde. Es blieb beim 0:0 zur Pause.
VfL-Trainer Reis nahm nach 45 Minuten vier Wechsel vor: Esser löste Riemann im Tor ab, Decarli verteidigte für Lampropoulos, Novothny kam diesmal über die Außen (für Hartwig) und Ganvoula durfte im Sturmzentrum für Zoller ran. Nach einem Zusammenprall war dann auch für Holtmann Schluss, Bonga ersetzte ihn, und nach einer Stunde durften auch Masovic und Losilla vom Feld. Chibsah und Osterhage kamen.
Dortmunds Coach Rose aber rotierte komplett durch – Trainer inklusive. Für ihn coachte nun BVB-II-Trainer Enrico Maaßen sein Team, denn Dortmund spielte im zweiten Durchgang praktisch mit der zweiten Mannschaft aus Liga 3. Es spielten nun also ein B-Team des Bundesligisten VfL gegen den Drittligisten Dortmund, die Total-Rochade des BVB dürfte dem zahlenden Zuschauer nicht wirklich geschmeckt haben. Niveau und Intensität ließen entsprechend nach – Bochum übernahm die Initiative. Bochum freute sich.
VfL-Fans tanzen vor Freude
Ganvoula feuerte den Ball aus spitzem Winkel ab (59.), ehe er erneut eine starke Szene hatte. Er passte nach feinem Zuspiel von Osterhage von rechts scharf in die Mitte, wo Soma Novothny aus kurzer Distanz mit der Hacke gekonnt vollstreckte. Und das 1:0 vor den VfL-Anhängern gebührend feierte (66.). Genau wie kurz darauf Ganvoula: Der 24-Jährige köpfte nach einer Ecke ein, und jedes Tor wird dem Stürmer guttun. Das 2:0 für Bochum, 69. – Ganvoula und die Anhänger tanzten vor Freude. Ganvoula hatte schon im Vorjahr, in der Vorbereitung des Sommers 2020, mit zwei Treffern geglänzt. Auch damals gewann der VfL mit 3:1, erhielt aber nur Lob und keinen Cup dafür.
Der VfL dominierte den Drittligisten aus Dortmund längst. Herbert Bockhorn setzte einen Freistoß aus 18 Metern in den Winkel. 3:0 Bochum, drei Treffer binnen zwölf Minuten. „Einer geht noch, einer geht noch rein“, sangen die Bochumer Fans – und nahmen den Dortmunder Ehrentreffer von Pasalic am Rande noch zur Kenntnis.
Tore: 1:0 Novothny (66.), 2:0 Ganvoula (69.), 3:0 Bockhorn (78.), 3:1 Pasalic (83.)
VfL: Riemann (46. Esser) - Bockhorn, Bella-Kotchap, Lampropoulos (46. Decarli), Soares – Masovic (64. Chibsah) – Losilla (64. Osterhage), Pantovic – Hartwig (46. Novothny), Zoller (46. Ganvoula), Holtmann (56. Bonga)
BVB: Kobel – Passlack, Papadopoulos, Maloney, Schulz – Dahoud – Reyna, Brandt – Wolf, Tigges, Reus
BVB 2. Halbzeit: Unbehaun – Collins (64. Finsson), Dams, Thaqi, Hober, Pfanne, Taz, Raschl, Pasalic, Tachie, Pherai