Essen. Der Entwurf für das neue Anti-Doping-Gesetz liegt vor. Der Besitz von leistungssteigernden Substanzen soll künftig strafbar sein, dopenden Sportlern droht sogar Gefängnis. Die Politik ist erleichtert, der Sport reagiert skeptisch. Beide haben recht. Ein Kommentar
Die Politik hat recht: Der Sport hat es nicht geschafft, das Dopingproblem in Eigenregie in den Griff zu kriegen. Er braucht Hilfe.
Auch eins der Beispiele, das die Politik in diesem Zusammenhang gerne liefert, ist ein überzeugendes. Der US-Radprofi Lance Armstrong hat sich bei der Tour de France von Sieg zu Sieg gemogelt und ist dabei nie von der Sportgerichtsbarkeit belangt worden. Erst durch das Eingreifen der Justiz wurde er am Ende gezwungen, seine Doping-Sünden zu gestehen.
So weit, so einfach. Aber das Leben ist eben nicht einfach, und die Doping-Problematik ist es erst recht nicht. Der Fall Armstrong hat funktioniert, weil es einen Ex-Profi traf und der Fall damit Zeit hatte.
Die Justiz ist überlastet, Verfahren dauern
Im Tagesgeschäft ist es schwieriger. Unterstellen wir folgenden Fall: Ein Leichtathlet gerät unter Verdacht, der Staatsanwalt ermittelt, bei einer Hausdurchsuchung findet die Polizei verbotene Substanzen, ein Gerichtsverfahren beginnt.
Doch die Justiz ist überlastet, bis zu einer Verhandlung dauert es in Deutschland Monate. Nach dem ersten Urteil legt der Leichtathlet Einspruch ein, das Verfahren zieht sich über Jahre. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil dürfte der Sportler starten. Unerträglich für die Gegner.
Doppelbestrafung ist juristisch umstritten
Um genau dieses Szenario zu verhindern, wird im heute praktizierten Sportgerichtsverfahren bei einer positiven Probe eine sofortige Sperre gegen den Sportler verhängt. Doch diese Sperren wären durch die Einbeziehung der Justiz möglicherweise hinfällig. Denn: Eine Doppelbestrafung von Sportgericht und Ordentlichem Gericht für ein und denselben Fall ist juristisch umstritten.
Eine einfache Lösung ist also mit dem neuen Gesetz nicht in Sicht. Nur eins steht fest: Sport und Politik dürfen sich nicht als Gegner begreifen. Sie müssen das Doping-Problem gemeinsam lösen, sonst wird es den Sport auf Ewigkeit begleiten.