Zürich. . Zehnkämpfer Kai Kazmirek musste bei widrigen Bedingungen im Stabhochsprung die Hoffnung auf Gold bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Zürich begraben. Auch Arthur Abele und Rico Freimuth verpassten das Podest.

Erst regnete es wie aus Eimern, dann stürmte es in Zürich so heftig, dass die Zuschauer ihre Programmhefte fest an sich klammern mussten, denn sonst wären sie weggeflogen. Und mittendrin im Wetterchaos der Europameisterschaften die „Könige der Leichtathleten“, wie die Zehnkämpfer respektvoll genannt werden. Zehn Disziplinen an zwei Tagen, von denen die fünf vom Mittwoch den Athleten nicht nur das letzte Körnchen Kraft aus dem Körper zehrten, sondern auch zu einer irren Geduldsprobe wurden.

Durch den starken Wind musste der Stabhochsprung zwei Stunden lang unterbrochen werden. Am besten bewältigte der Weißrusse Andrej Krautschanka die Prüfung und holte sich mit 8626 Punkten die Goldmedaille. Die Deutschen lieferten einen ganz großen Wettkampf, ohne am Ende die Belohnung für die Mühen einstreichen zu können. Die Schwäche im Stabhochsprung kostete sie die Medaillen. Fünfter wurde Arthur Abele mit 8477 Punkten, Sechster Kai Kazmirek (8458), der noch nach sieben Disziplinen wie der Europameister aussah, und Siebter Rico Freimuth (8308). Als Team waren sie perfekt, doch leider gibt’s bei der EM keine Mannschaftsmedaillen.

Am zweiten Tag nicht in Form

„So etwas habe ich noch nicht gesehen“, sagte Frank Busemann, der Silbermedaillengewinner im Zehnkampf der Olympischen Spiele 2996 in Atlanta. „In den USA musste zwar mal ein Zehnkampf in drei Tagen durchgezogen werden, aber das hier ist schon speziell.“ Und so sah es auch ein weiterer Mehrkämpfer aus dem Ruhrgebiet. Der Duisburger Michael Schrader, 2013 Zweiter der WM in Moskau, der in Zürich für als ZDF-Experte arbeitet, kann sich auch nicht an so schwierige Bedingungen erinnern: „Vor allem die Winde beim Stabhochsprung waren extrem heftig.“

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Und so wurden die großartigen Hoffnungen der deutschen Zehnkämpfer vom Züricher Wind beim Stabhochsprung verweht. Vor allem Kai Kazmirek fand in der achten Disziplin, die oft schon entscheidend für die Medaillenvergabe war, nicht zu seiner Form. Der 23-Jährige, der nach sieben Disziplinen noch führte, überquerte nur 4,60 Meter. Seine Bestleistung aus diesem Jahr steht bei 5,20 Meter. „Beim Einspringen habe ich locker 5 Meter überquert“, sagte Kazmirek, „was ich hier mit dem Stab gezeigt habe, war technisch eine Katastrophe. So schlecht war ich seit vielen Jahren nicht.“ Freimuth konnte mit 4,80 Metern zufrieden sein, Abele blieb mit 4,70 Metern etwas hinter den Erwartungen zurück.

Und weil sich einige Konkurrenten als Stabartisten erwiesen, fiel das deutsche Trio zurück. Vor dem Stabhochsprung hatte Kazmirek noch mit 6193 Punkten vor Krautschanka (6130) geführt. Freimuth (6116) war Dritter, Abele (6074) Fünfter. Aber die deutschen Mehrkämpfer steckten nicht auf. Die Disziplin heißt Zehnkampf und die Betonung liegt auf Kampf.

Obwohl Kazmirek mit dem Speer mit 63,17 Metern eine Bestleistung aufstellte, lag er vor dem abschließenden 1500-Meter-Lauf mit 7769 Zählern auf dem dritten Platz hinter Krautschanka (7932) und dem Russen Skurenjow (7792).

Gemeinsame Trauer

„Das wird ein ganz enges Ding“, ahnte nicht nur Busemann. Der Recklinghäuser sollte Recht behalten. Leider nicht mit einem guten Ende für das deutsche Trio, obwohl sie noch einmal alles gegeben haben. Im Ziel lagen alle Zehnkämpfer atemlos nebeneinander auf der nassen Tartanbahn und gaben sich danach anerkennend gegenseitig die Hände. So sind sie, die Zehnkämpfer, eine große Familie.