London. Damit hatte niemand gerechnet. French-Open-Sieger Rafael Nadal verliert in Wimbledon gegen einen Nobody mit 6:7 (5:7), 7:5, 6:7 (5:7), 3:6. Nick Kyrgios konnte seinen Coup kaum fassen - bislang gehört er nicht einmal zu den Top 100 der Tennis-Weltrangliste.
Das bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt ist um eine Riesen-Überraschung reicher: Der Weltranglisten-Erste Rafael Nadal scheiterte im Achtelfinale von Wimbledon am Nobody Nick Kyrgios. In vier Sätzen mit 6:7 (5:7), 7:5, 6:7 (5:7), 3:6 unterlag der Spanier am Dienstag dem 19-Jährigen aus Australien. Kyrgios wird in der Weltrangliste lediglich auf Platz 144 geführt. Nadal hat 14 Grand-Slam-Titel gewonnen und sich just zum neunten Mal zum Sandplatz-König bei den French Open in Paris gekrönt. Doch auf dem grünen Rasen von Wimbledon hatte der Favorit dem sensationell aufspielenden Kyrgios kaum etwas entgegenzusetzen.
Erstmals seit 1992
Es war das erste Mal seit 1992, dass ein Spieler außerhalb der Top 100 bei einer Grand-Slam-Veranstaltung die Nummer eins der Welt besiegt. Vor 22 Jahren unterlag Jim Courier aus den USA in der dritten Runde dem Weltranglisten-193. Andrej Olchowsky.
Mit einem Ass verwandelte Kyrgios nach knapp drei Stunden den ersten Matchball, ließ ungläubig den Schläger fallen und führte ein kleines Tänzchen auf. Die Zuschauer konnten nicht glauben, was für eine Show sie auf dem Centre Court gerade erlebt hatten. Mit seinen Emotionen fesselte er das Publikum, auch die Menschen vor der Leinwand auf dem Henman Hill waren begeistert. "Es ist noch nicht wirklich in mein Bewusstsein eingesunken. Ich spielte wie im Rausch", sagte der Sieger ungläubig. "Ich bin jetzt noch total durcheinander."
Nur dank einer Wildcard im Turnier
Kyrgios kam nur dank einer Wildcard ins Turnier und spielt bei seiner Premiere in Wimbledon nach seinem sensationellen Sieg nun gegen den Kanadier Milos Raonic um den Halbfinaleinzug. "Ich liebe Wimbledon über alles", erklärte er. Erstaunt nach der starken Darbietung zeigte sich auch BBC-Kommentator John McEnroe. "Absolut verblüffend", meinte er und hält sogar einen Turniersieg für möglich. "Der letzte junge Spieler, bei dem ich das glaubte, war Boris Becker."
In der zweiten Runde war der junge Australier schon so gut wie ausgeschieden. Gegen den an 13 gesetzten Franzosen Richard Gasquet wehrte er neun Matchbälle ab und gewann 10:8 im fünften Satz.
Nadal musste ein erneutes frühes Aus bei dem Rasen-Klassiker an der Church Road hinnehmen und wartet bei der Rasen-Veranstaltung weiter auf seinen ersten Viertelfinaleinzug seit 2011. Im vergangenen Jahr scheiterte er in Runde eins gegen Steve Darcis aus Belgien, 2012 war für ihn gegen den Tschechen Lukas Rosol nach Runde zwei Schluss. (dpa)