Moskau. Nur ein Sieg fehlt Usain Bolt jetzt noch, um der erfolgreichste Leichtathlet der WM-Geschichte zu sein. Der 200-Meter-Erfolg am Samstag war bereits sein zweiter Titel bei den Weltmeisterschaften in Moskau und sein siebtes WM-Gold insgesamt.
Usain Bolt hat auf seinem Weg zur Legende erneut keine Fragen offen gelassen, die erhoffte Weltrekordshow des Superstars ist aber ausgeblieben: Der "Außerirdische" aus Jamaika triumphierte bei der WM in Moskau in weltlichen 19,66 Sekunden über 200 m und wurde zum dritten Mal in Serie Weltmeister über die halbe Stadionrunde. Am Sonntag greift "Thunderbolt" mit der Sprintstaffel nach seinem achten Titel - damit würde er den großen Carl Lewis als erfolgreichsten Athleten der WM-Geschichte ablösen.
Gold-Star Bolt ließ auf der Zielgeraden locker austrudeln
Das mit Spannung erwartete Duell über 100 m Hürden gewann US-Shootingstar Brianna Rollins in 12,44 Sekunden vor Olympiasiegerin und Weltmeisterin Sally Pearson (Australien/12,50). Für Jubelstürme im Luschniki-Stadion sorgten am Samstagabend die russische Frauenstaffel, die über 4x400 m den Erzrivalen USA niederrang, und Swetlana Schkolina mit Gold im Hochsprung (2,03). Dabei war Marie-Laurence Jungfleisch (Tübingen) als einzige deutsche Finalistin des Tages chancenlos, sie scheiterte schon an der Einstiegshöhe.
Nachfolger des verletzten Matthias de Zordo als Speerwurf-Weltmeister wurde der tschechische Favorit Vitezslav Vesely (87,17). Über 5000 m war Meseret Defar aus Äthiopien nicht zu schlagen. Im Marathon wiederholte sich indes das olympische Märchen von Stephen Kiprotich aus Uganda, der erneut die Favoriten düpierte.
Nach dem großen Jubel über Russlands Doppel-Gold beklatschten die Zuschauer im weiten Rund Usain Bolt eher pflichtbewusst als begeistert. Dementsprechend unspektakulär für seine Verhältnisse spulte der Superstar sein Rennen ab - auch wenn die 19,66 Sekunden Weltjahresbestzeit bedeuteten. Früh war klar, dass sein Fabel-Weltrekord von der WM 2009 in Berlin (19,19) ungefährdet bleiben würde, Bolt ließ auf der Zielgeraden austrudeln. Sein Trainingspartner Warren Weir (19,79) und Curtis Mitchell aus den USA (20,04) sicherten sich Silber und Bronze.
Russiche Frauenstaffel lässt US-Girls hinter sich
Hürdensprinterin Rollins beschenkte sich einen Tag nach ihrem 22. Geburtstag mit ihrem ersten großen Titel selbst. Die Newcomerin, die bei den US-Trials mit sensationellen 12,26 Sekunden für einen Paukenschlag gesorgt hatte, fing ihre Konkurrentin Pearson nach schwachem Start noch ab. Dritte wurde die Britin Tiffany Porter (12,55), die deutsche Meisterin Nadine Hildebrand (Sindelfingen) war im Halbfinale gescheitert.
Die Olympiadritte Schkolina übersprang die Siegeshöhe im ersten Versuch und verwies mit neuer Bestleistung die Weltjahresbeste Brigetta Barrett (USA/2,00) auf Platz zwei. Bronze ging an Olympiasiegerin Anna Tschitscherowa und die höhengleiche Europameisterin Ruth Beitia aus Spanien mit jeweils 1,97.
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Nur eine Minute vor Schkolinas Goldsprung hatte die russische Staffel den einstigen 'Klassenkampf' gegen die US-Girls für sich entschieden. In einem packenden Rennen entthronten Julia Guschina, Tatjana Firowa, Xenija Ryschowa und Antonina Kriwoschapka nach 3:20,19 Minuten den Titelverteidiger USA (3:20,41) und holten die sechste Goldmedaille für die Gastgeber. Weltmeisterin Christine Ohuruogu führte Großbritannien auf Platz drei (3:22,61).
Ugander Kiprotich siegt erneut über die Marathondistanz
In einem hochklassigen Speerwerfen hielt Europameister Vesely den finnischen Ex-Weltmeister Tero Pitkämäki (87,07) mit zehn Zentimetern Vorsprung in Schach. Der Russe Dimitri Tarabin (86,23) verhinderte im letzten Versuch eine sensationelle Bronzemedaille des Kenianers Julius Yego (85,40).
Olympiasiegerin Defar holte sich sechs Jahre nach ihrem Sieg in Osaka zum zweiten Mal den WM-Titel über 5000 m und das dritte Gold in Moskau für die ostafrikanische Läufer-Hochburg. Die 29-Jährige gewann nach 14:50,19 Minuten vor Mercy Cherono aus Kenia (14:51,22) und Almaz Ayana (Äthiopien/14:51,33). Titelverteidigerin Vivian Cheruiyot aus Kenia macht eine Babypause.
Zuvor hatte der Ugander Kiprotich wie schon bei Olympia in London die Läufer der großen Marathon-Nationen Äthiopien und Kenia düpiert. Nach einem taktisch geprägten Rennen siegte der 24-Jährige in 2:09:51 Stunden vor den Äthiopiern Lelisa Desisa (+21 Sekunden) und Tadese Tola (+32). 'Ich bin so glücklich, dass ich eine weitere Medaille für mein Land gewonnen habe', sagte Kiprotich, der nach dem Äthiopier Gezahegne Abera (2000 in Sydney und 2001 in Edmonton) als zweiter Marathonläufer nacheinander olympisches Gold und den WM-Titel gewonnen hat. (sid)