Lyon. Matteo Trentin hat die 14. Etappe der Tour der France gewonnen. In der 18 Fahrer fassenden Fluchtgruppe ließ der Italiener im Schlusssprint den deutschen Pedaleuren Simon Geschke und Marcus Burghardt das Nachsehen. Der Gesamtführende Christopher Froome überquerte im Hauptfeld den Zielstrich.
Simon Geschke strampelte, bis die Oberschenkel glühten, auch Marcus Burghardt biss auf die Zähne und raste dem Ziel im Eiltempo entgegen. Doch am Ende blieb den deutschen Radprofis bei der 100. Tour de France ein weiteres Erfolgserlebnis verwehrt.
Nach 191 km auf der 14. Etappe zwischen Saint-Pourcain-sur-Sioule und Lyon fehlten dem Duo im Sprint einer Ausreißergruppe die Kraftreserven. Strahlender Sieger war der 23 Jahre alte italienische Debütant Matteo Trentin. Die Favoriten im Kampf um das Gelbe Trikot sparten vor der schweren 15. Etappe zum Mont Ventoux am Sonntag Körner und hielten sich mit Attacken zurück.
"Es überwiegt die Enttäuschung, dass es nicht gereicht hat. Ich habe mich im Finale stark gefühlt", sagte Geschke, der sich mit Rang sieben begnügen musste. Burghardt, der 14. wurde, ging es ähnlich: "Die Enttäuschung ist extrem groß."
Bei Burghardt überwiegt die Enttäuschung
Insgesamt sieben kleinere Bergwertungen waren am Samstag zu überwinden - das perfekte Terrain für eine erfolgreiche Flucht. Nach einer schnellen ersten Rennstunde hatte sich eine Fluchtgruppe aus 18 Fahrern gebildet, in der auch Geschke (Berlin/Argos), Burghardt (Zschopau/BMC) sowie Jens Voigt (Grevesmühlen/Radio Shack) vertreten waren. Entscheidend absetzen konnten sich die Flüchtlinge aber erst, als das Hauptfeld die konsequente Verfolgung nach und nach einstellte. Da auch das Team Cannondale um den ebenfalls als Etappensieger gehandelten Slowaken Peter Sagan nicht an der Nachführarbeit interessiert war, konnten die Ausreißer den Sieg unter sich ausmachen.
Ernst machte die Gruppe rund 15 km vor dem Ziel, als noch zwei Bergwertungen der 4. Kategorie genommen werden mussten. Immer wieder forcierten einzelne Fahrer das Tempo und dünnten die Spitze zunehmend aus. Auch Altmeister Voigt musste frühzeitig abreißen lassen.
Als einer der ersten Akteure fasste sich der Franzose Julien Simon (Sojasun) ein Herz und fuhr schnell einen größeren Vorsprung heraus. Nach ersten Abstimmungsproblemen einigten sich die Verfolger und versuchten, Simon rechtzeitig zu stellen. Simon, der den größten Erfolg seiner Karriere sowie den ersten Tagessieg eines Franzosen bei der Jubiläumsausgabe vor Augen hatte, konnte sich nicht ins Ziel retten. Auch, weil Burghardt zu Beginn der über zwei Kilometer langen Zielgeraden attackierte. "Ich hatte einen guten Moment. Aber dann sind mir die Beine aufgegangen", sagte der 30-Jährige, der 2008 eine Tour-Etappe für sich entschieden hatte.
Froome erwartet "große Zeitabstände"
Mit Burghardts Vorstoß zogen auch die verbliebenden Fahrer das Tempo an und sprinteten letztlich um den Erfolg. Trentin, 2011 italienischer U23-Meister, hatte die besten Beine und sorgte für den vierten Etappensieg des belgischen Teams Quick Step, für das auch Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin fährt. "Am Ende war es eine Lotterie und ein reines Zermürbungsspiel. 300 Meter vor dem Ziel hatte ich eine perfekte Ausgangslage. Ich habe kurz gedacht, es könnte klappen", sagte der 27-jährige Geschke.
Die Klassementfahrer hielten sich zurück und sparten Körner für den erwarteten Showdown am Sonntag. Der französische Nationalfeiertag wird bei der Tour mit einem Spektakel gefeiert. Über 242,5 km führt das längste Teilstück der Jubiläumsausgabe von Givors zu einem der 'heiligen Berge' der Frankreich-Rundfahrt: dem Mont-Ventoux. Nach 222 Kilometern und vier kleineren Bergwertungen ist zum krönenden Abschluss der kahle und einsame Riese der Provence zu bezwingen. 20,8 km lang ist der Anstieg bis zum Ziel, die durchschnittliche Steigung beträgt 7,5 Prozent.
Der weiter in Gelb fahrende Brite Christopher Froome (Sky), der am Freitag überraschend über eine Minute auf die schärfsten Verfolger verloren hatte, dürfte sich mit weiteren Attacken des Gesamtdritten Alberto Contador (Saxo) auseinandersetzen müssen. Der Spanier hat einen Rückstand von 2:45 Minuten. Auch der Niederländer Bauke Mollema (Belkin), im Klassement 2:28 zurück, wird wohl versuchen, vor der Schlusswoche in den Alpen Boden gutzumachen. "Ein Anstieg wie der Mont Ventoux am Ende einer solch langen Etappe ist brutal. Ich rechne mit großen Zeitabständen", sagte Froome. (sid)