London. . Sabine Lisicki spielt am Samstag ab 15 Uhr (live bei Sky und bei uns im Ticker) gegen die Französin Marion Bartoli in der Kathedrale des Tennis um den Wimbledon-Sieg. „Es könnte keinen besseren Ort für mein erstes Grand-Slam-Finale geben“, sagt Lisicki.
Sie weiß nicht mehr, wann es war, aber an den ersten Eindruck erinnert sie sich intensiv. „Boah“, dachte Sabine Lisicki beim ersten Besuch im All England Club, „das ist einfach nur toll hier“.
Damals war sie zu jung, um beim berühmtesten Tennisturnier der Welt mitspielen zu können, aber alt genug, um sich zu verlieben. Mit 18 kehrte sie als Spielerin zurück, kam wieder staunend an den schmiedeeisernen Toren vorbei, und bis heute hat sich nichts daran geändert, dass sie sich zwischen Efeu und Tradition so zu Hause fühlt wie bei keinem anderen Turnier der Welt. „Es könnte keinen besseren Ort für mein erstes Grand-Slam-Finale geben“, sagt sie, und die Art, wie sie das sagt, beleuchtet diesen Satz.
So schön freut sich Lisicki
Am Freitagmittag kehrte sie zu einer letzten Pressekonferenz vor dem großen Spiel in den Interviewraums des All England Club zurück, und machte bei aller Schwärmerei den Eindruck, als habe sie sich und die Dinge in Griff.
Bis jetzt hat sie sich nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, was passieren könnte, sollte sie an diesem Samstag (ab 15 Uhr MESZ, live bei Sky und bei uns im Ticker) in der Kathedrale des Tennis den Titel gewinnen. Nein, sagt sie, sie habe keine Angst, in diesem Fall ihre Privatsphäre zu verlieren. Einen Hinweis darauf, wie es sein könnte, habe sie ja schon vor dem Halbfinale vor zwei Jahren erlebt, und deshalb fühle sie sich ganz gut vorbereit auf alles, was da kommen könne. „Ich fühle mich echt richtig gut“, versichert sie und ist zuversichtlich, dass es so bleiben wird.
Bundestrainerin Barbara Rittner sagt, es sei wirklich bemerkenswert, was diese Verbindung zum Rasenspiel mit Lisicki anstelle. „Von dem Moment an, als sie auf Rasen in Birmingham gespielt hat, schreibt sie einem ja schon andere Nachrichten, die klingen anders, total zuversichtlich. Die Auslosung hier war ja dann wirklich denkbar ungünstig, aber eines war klar: Sie wird auf großen Plätzen spielen von Anfang an – das ist genau das, was sie von Beginn an braucht.“
Alles richtig, alles gut. Lisicki selbst erzählte in diesen Tagen immer wieder, sie habe von Anfang an daran geglaubt, am Ende Siegerin sein zu können, und jeder einzelner ihrer Siege bestärkte sie in dieser Überzeugung. In den ersten Runden, als sie gegen zwei Spielerinnen mit Grand-Slam-Titel gewann, Francesca Schiavone und Sam Stosur, und gegen Jelena Wesnina, die erst in der Woche zuvor ein Rasenturnier gewonnen hatte. Dann natürlich vor allem nach dem Coup gegen Williams, die überragende Spielerin des vergangenen und dieses Jahres.
Erstmals ist sie die Favoritin
Man kann die Sache drehen und wenden, wie man will, aber wegen all dieser Siege und wegen der Art, wie sie sowohl gegen Williams als auch im Halbfinale gegen Agnieszka Radwanska in einer Krise nicht die Nerven verlor, ist es nicht vermessen, sich den ersten Grand-Slam-Titel einer deutschen Spielerin seit Steffi Grafs Sieg 1999 bei den French Open in Paris vorzustellen. Das sieht auch die Gegnerin so. Marion Bartoli beantwortet die Frage, ob sie sich als Favoritin für das Finale sehe, so: „Nein. Das ist Sabine. Sie ist es wegen der Art, wie sie bisher gespielt hat.“
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Was die Großen von einst dazu sagen? Steffi Graf erzählte Rittner in einem Telefongespräch nach dem Halbfinale, mit welcher Einstellung sie selbst früher in das Spiel um den Titel gegangen sei. „Das ist ein Finale, da hast du nichts mehr zu verlieren.“ Und sie bat Rittner, diesen Satz an Lisicki weiterzureichen.
Die kann es kaum erwarten, und sie wird Neues erleben. Diese einzigartige Stimmung, wie es sie bei keinem anderen Turnier der Welt in den Minuten vor dem ersten Aufschlag gibt, die üppigen Blumensträuße für die Finalistinnen und vielleicht einen Tag nach dem Spiel aller Spiele den Auftritt in großer Robe beim Champion’s Dinner. Bei dem nicht getanzt wird, auch wenn beharrlich das Gegenteil erzählt wird. Aber man kann sich ja auch vor Glück im Kreise drehen.