Nove Mesto. Endlich eine Medaille! Im sechsten Rennen bei der Weltmeisterschaft in Nove Mesto hat Andrea Henkel mit Silber im Einzel-Wettbewerb den ersten Podestplatz für das deutsche Biathlon-Team erreicht. Nach Olympia in Sotschi will die 35-Jährige dann Schluss machen.
Mit geballter Faust bejubelte Andrea Henkel ihren Silber-Coup, Bundestrainer Gerald Hönig hatte nach dem Befreiungsschlag für die deutschen Skijäger Freudentränen in den Augen. Die Grande Dame des deutschen Biathlons bescherte im Einzel-Wettbewerb mit Platz zwei hinter der überragenden Norwegerin Tora Berger vor Walj Semerenko aus der Ukraine den bislang so enttäuschenden Skijägern bei den Weltmeisterschaften in Nove Mesto am Mittwoch die erste Medaille.
"Es gab viel Kritik an der deutschen Mannschaft. Ich hoffe, dass es in der zweiten Woche besser wird und ich den Anfang gemacht habe", sagte Andrea Henkel. "Tage wie diese" von den Toten Hosen hallte durch die Vysocina Arena, als die 35-Jährige nach ihrem tollen Rennen auf das Podest sprang. Zum letzten Mal nach einem WM-Einzel: Nach Olympia in Sotschi wird Schluss sein. "Ich werde ja auch nicht jünger", sagte die zweimalige Olympiasiegerin. "Irgendwann muss es ja mal gut sein. Irgendwann muss es mal vorbei sein."
16. WM-Medaille für Andrea Henkel
Der Biathlon-Floh erzählte die Geschichte hinter ihrer 16. WM-Medaille. "Hinter der steckt, ob noch jemand geglaubt hat, dass ich das noch kann." 2008 hatte sie mit Doppel-Gold in Östersund ihre letzte WM-Einzelmedaille gewonnen. "Ich weiß nicht, ob ich von Genugtuung reden muss. Erstmal habe ich es geschafft, was ich mir seit Jahren vorgenommen habe, die Einzelmedaille. In erster Linie ist es Freude."
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"Die Medaille ist unheimlich viel wert, weil ich weiß, was die Andrea in den letzten Jahren alles investiert hat. Sie hat sich das mehr als verdient", sagte Coach Hönig. Mit traumwandlerischer Sicherheit räumte sein Schützling im Biathlon-Klassiker alle 20 Scheiben ab. Nach den 15 Kilometern war nur die ebenfalls fehlerfrei schießende Tora Berger um 52,7 Sekunden schneller.
"Ich denke einfach darüber nach, Spaß zu haben beim Schießen und nicht daran, einen Fehler zu machen", sagte die Norwegerin, die ihr drittes WM-Gold in Tschechien gewann. "Die Tora ist einfach eine Nummer, das muss man neidlos anerkennen", sagte Hönig.
Einen Tag vor dem Männer-Rennen an diesem Donnerstag (17.15 Uhr/ZDF und Eurosport) mit Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer, Florian Graf und Erik Lesser schöpfte das deutsche Team dank des Routiniers wieder Hoffnung. Miriam Gössner (6 Strafminuten/5:43,0 Minuten Rückstand/Platz 28) und Franziska Hildebrand (5/7:39,2/51) dagegen fehlte das Zielwasser.
"Meine Laufform war richtig gut. Jetzt freue ich mich auf den Massenstart am Sonntag, da gibt es keine Strafminuten, sondern nur Strafrunden", sagte Gössner. Stark am Schießstand präsentierte sich dagegen Nadine Horchler, die nur einmal nicht traf und deshalb auch nur 4:53,4 Minuten zurücklag. Sie kam auf Rang 28.
Coach Hönig hatte Tränen in den Augen
Coach Hönig, seit 20 Jahren an der Seite von Andrea Henkel, hatte am Schießstand Tränen in den Augen. Vor dem letzten Schuss drehte er sich weg. Nach dem Volltreffer seines Schützlings ging er dann vor Glück in die Knie. "Das berührt mich unheimlich", meinte er. Für Henkel, 2002 Olympiasiegerin und 2005 Weltmeisterin im Einzel, war es schon gut losgegangen. Nahtlos knüpfte sie an ihre gute Leistung vom Verfolgungsrennen am Sonntag an. Schon da hatte sie alle 20 Scheiben abgeräumt, war aber dank eines verpatzten Sprintrennens chancenlos gewesen.
Nun wollen die deutsche Biathleten nachlegen. "Die Hoffnung ist immer da. Im Biathlon eröffnen sich immer Chancen, mit denen man nicht rechnet", sagte Birnbacher. Der Weg zum Titel freilich wird nur über die WM-Dominatoren Emil Hegle Svendsen (Norwegen) und Martin Fourcade (Frankreich) führen. "Wenn diese Rennsemmeln den einen oder anderen Fehler schießen, dann ist es machbar", meinte Bundestrainer Mark Kirchner. (dpa)