Nove Mesto. . Vor sieben Jahren stand der norwegische Biathlet Emil Hegle Svendsen noch ohne Sponsor da. Bei der Weltmeisterschaft in Nove Mesto ist er im Siegesrausch: drei Starts, drei Siege. Und die Formkurve zeigt zudem nach oben.

Wie gut, dass die WM in der Hügellandschaft nördlich von Nove Mesto alles in allem nur knapp zwei Wochen dauert. So können Norwegens Biathleten einigermaßen sicher sein, dass Emil Hegle Svendsen, das aktuelle Aushängeschild in ihrem Laden, wirklich bis zum Ende durchhält. Denn der 27-Jährige, der in Mährens Wäldern bis dato auf eine hundertprozentige Goldquote kommt, ist ein unruhiger Geist. Im Oktober etwa, beim dreiwöchigen Trainingslager in Bessans, mussten die norwegischen Biathleten am Schluss ohne ihn auskommen. Dem Mann aus Trondheim gefiel es nicht in dem französischen Bergdorf, ihm war langweilig. Also reiste er einfach ein paar Tage früher nach Hause.

Der hoch aufgeschossene Svendsen kann sich solche Alleingänge erlauben. Vor allem, wenn er seiner stolzen Biathlon- und Langlaufnation weiterhin Freudenmomente wie bei den Titelkämpfen in Tschechien verschafft. An jedem der drei bisherigen Wettkampftage hat er sich mit Martin Fourcade, dem eigentlich Unschlagbaren, gemessen: Einmal, als er als Schlussläufer der norwegischen Mixed-Staffel gegen Fourcade und Frankreich den Sieg sicherte. Und zwei Mal am Wochenende, im direkten Duell in Sprint und Verfolgung.

Und Svendsen triumphierte beide Male. Am Samstag einigermaßen klar mit 8,1 Sekunden Vorsprung, am Sonntag dann in einem atemberaubenden Zweikampf auf der letzten Schleife – als er das Duell mit Fourcade angesichts von vorübergehend fünf Meter Rückstand schon verloren glaubte, seinen Ski am Ende aber doch noch 2,4 Zentimeter vor dem Konkurrenten über den Zielstrich schob. Und gleich darauf hielt er stolz drei ausgestreckte Finger vor die nächste Kamera.

Formkurve zeigt nach oben

Drei Starts, drei Siege. Und die Formkurve zeigt zudem nach oben. „Von den drei Wettkampftagen war heute der beste“, erwähnte Svendsen nach seinem Fotofinish-Sieg in der Verfolgung, genoss nochmals den „fantastischen Sprint“ gegen Fourcade am Ende der letzten Runde und präsentierte zufrieden seine persönliche Zwischenbilanz: „Drei Mal Gold – das ist schon sehr speziell, ein Traum.“

Sechs Goldstücke könnten für ihn in Nove Mesto am Ende herausspringen. Ein Szenario, das der angriffslustige Skandinavier nicht für ausgeschlossen hält. „Ich bin definitiv in einem guten Zustand“, sagt Svendsen, den bis zum nächsten Männerrennen, dem Einzel am Donnerstag, in erster Linie ein kleines Luxusproblem begleiten wird: „Hoffentlich kann ich meine gute Form so lange halten.“

Solides Schießen sichert den Erfolg

Zu seinen zwei Olympiasiegen, zehn WM-Titeln und 38 Weltcupsiegen hat es der Biathlet vom Skiklub Strindheim IL dabei nicht zuletzt dank prominenter Hilfe gebracht. Als Svendsen vor sieben Jahren ohne Sponsor dastand, sorgte auch sein berühmter Landsmann Ole Einar Björndalen für eine Finanzspritze. „Einer meiner Sponsoren hat ihn damals unterstützt“, erzählte Björndalen bei der WM 2008, als ihm der zwölf Jahre jüngere Teamkollege die Goldmedaille im Einzel vor der Nase weggeschnappt hatte.

Inzwischen saust er der Konkurrenz in Höchstgeschwindigkeit davon – und seitdem der Norweger beim Training in Nove Mesto besonderen Wert auf solides Schießen legt, hat selbst der vermeintlich unbesiegbare Monsieur Fourcade das Nachsehen. „Ich bin enttäuscht – über dieses Rennen, nicht über meine Form. Die ist wunderbar“, machte der Franzose mit steifer Miene deutlich, wie sehr ihm Svendsens Leistungen bei dieser WM zu schaffen machen.