Nove Mesto. Die ungewohnt schwachen Vorstellungen am Schießstand haben die deutschen Skijäger bei der Biathlon-WM in Nove Mesto die Medaillen gekostet. Eine genaue Ursache für die fehlende Treffsicherheit konnte niemand bisher ausmachen. Für die Einzelrennen hoffen Miriam Gössner und Co. auf Besserung.

Frustriert schnappte sich Miriam Gössner ihre Skistöcke, verließ wutschnaubend den Schießstand und bog in die Strafrunde ein. Drei Runden hatte sie bereits nach dem ersten Schießen im Verfolgungsrennen drehen müssen, drei weitere kamen hinzu. "Wenn ich wüsste, wo das Problem liegt, würde ich es ja ändern", sagt Gössner etwas deprimiert: "Ich weiß, dass ich eigentlich sehr gut schießen kann. Im Training klappt es auch hervorragend, doch in den Rennen hatte ich Probleme, die mich ärgern."

Sechs Fehler in der Verfolgung, fünf in der Mixedstaffel, zwei im Sprint - die Patzer haben Gössner bei der Biathlon-WM in Nove Mesto bislang die ersehnte Medaille gekostet. "Ich versuche, es jetzt besser zu machen", sagt sie.

Ursache für fehlende Treffsicherheit unbekannt

Mit ihrer Ratlosigkeit steht ist die 22-Jährige nicht alleine da. Die deutschen Skijäger hatten im Umgang mit der Waffe in der medaillenlosen Auftaktwoche allesamt ungewohnt große Probleme und müssen diese im Hinblick auf die schweren Einzelrennen der Frauen am Mittwoch und der Männer am Donnerstag (jeweils ab 17.15 Uhr/ZDF) schleunigst in den Griff bekommen.

Eine genaue Ursache für die fehlende Treffsicherheit konnte niemand bisher ausmachen. Zwar ist die Anlage in Nove Mesto windanfällig, in den ersten fünf Rennen spielte das aber kaum eine Rolle. Vielmehr sorgten Konzentrationsschwächen oder "Schlampigkeit" (Erik Lesser) dafür, dass viele Scheiben schwarz blieben. "Es läuft im Schießen nicht so, wie man sich das vorstellt. Es gibt große Differenzen zwischen dem Anschießen und dem, was im Wettkampf los ist", sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller: "Es ist schwierig, während der WM genaue Analysen dazu zu machen, das muss hinterher passieren."

Gössner: ""Jeder Fehler ist bitter"

20 Schüsse müssen Gössner und Co. im anstehenden Klassiker im 50 Meter entfernten Ziel unterbringen. Werden die Scheiben mit Durchmessern von 11,5 (stehend) und 4,5 Zentimetern (liegend) verfehlt, tut jeder Patzer doppelt weh. Denn es geht nicht wie üblich in die Strafrunde, sondern es gibt gleich eine Minute Strafzeit. "Jeder Fehler ist bitter, denn man kann die Zeit nicht einfach so wieder rauslaufen. Es ist noch mehr Konzentration am Schießstand gefragt", sagt Gössner. Doch genau diese fehlte bislang.

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Trotz des erhöhten Drucks wollen Gössner und Andrea Henkel nach dem schlechtesten deutschen WM-Start seit 1997 um Edelmetall kämpfen. "Mein Ziel ist ganz klar eine Einzelmedaille", sagt Henkel, die im Verfolger am Sonntag alle 20 Schüsse versenkte und von Platz 33 auf sechs nach vorne lief. "Ich weiß, dass ich das kann", sagt die achtmalige Weltmeisterin, die den Titel über 15 km bereits 2005 in Hochfilzen gewann.

Gössner rechnet sich Chancen im Einzel aus

Obwohl das Einzel nicht Gössners Paradedisziplin ist, rechnet sich die dreimalige Saisonsiegerin Chancen aus. "Ich weiß, dass die Form stimmt", sagte Gössner: "Jetzt kommen die Wettkämpfe mit den schweren Strecken, und auf die freue ich mich. Ich glaube auch, dass ich viermal gut schießen kann."

Dass die Laufform stimmt, hat die Bayerin unlängst bewiesen, den Nachweis mit der Waffe blieb sie schuldig. "Ich hatte mir definitiv mehr vorgenommen für die ersten Rennen", sagt sie. Platz sechs im Sprint und 21 in der Verfolgung gaben wenig Grund zur Freude: "Ich war schon wütend und sauer."

Neben den beiden Medaillenhoffnungen Henkel und Gössner treten Franziska Hildebrand und Nadine Horchler an. "Ein Platz unter den Top 10 wäre ein Erfolg", sagte Hildebrand. Mit mehr sei aber wohl nicht zu rechnen. "Man muss realistisch sagen, dass nur Andrea und Miri in der Lage sind, aus eigener Kraft um die Podestplätze mitzulaufen", sagt Bundestrainer Uwe Müssiggang. Wenn denn auch die Scheiben fallen. (sid)