München/Adelboden. Beim Riesenslalom in Adelhofen haben Fritz Dopfer und Felix Neureuther Geschichte geschrieben: Erstmals landeten bei einem Riesenslalom zwei Deutsche auf dem Treppchen - Dopfer fuhr sogar sein bestes Weltcup-Ergebnis ein.
Fritz Dopfer und Felix Neureuther schauten sich immer wieder ungläubig an. Hatten sie wirklich gerade deutsche Ski-Geschichte geschrieben? Sie hatten. Rang zwei für Dopfer beim Weltcup-Klassiker in Adelboden/Schweiz, Neureuther direkt dahinter - so gut waren deutsche Ski-Rennläufer in einem Riesenslalom noch nie. Und: Erstmals seit 21 Jahren standen wieder einmal zwei Deutsche auf einem Weltcup-Podium. „Das ist ein Wahnsinnstag“, sagte Neureuther völlig überwältigt. Besser hätte der letzte „Riesen“ vor der WM im Februar nicht laufen können.
„Das ist unbeschreiblich, mir fehlen echt die Worte“, sagte Dopfer, der am „Chuenisbärgli“ sein bestes Weltcup-Ergebnis einfuhr. Stolze 1,15 Sekunden war der Garmischer langsamer als Tagessieger Ted Ligety, Neureuther fehlten bei seiner ersten Podestfahrt im „Riesen“ trotz Laufbestzeit im Finale noch 1,24 Sekunden. Ligety gewann bereits zum vierten Mal in diesem Winter - bei fünf Rennen. „Natürlich bin ich jetzt der WM-Favorit“, sagte der Amerikaner lapidar.
Ligety und Marcel Hirscher (Österreich), der den möglichen Sieg mit einem Patzer auf dem Zielhang verschenkte und 16. wurde, fahren „in einer eigenen Liga“, sagte Neureuther: „Aber dahinter kämpfen wir um die Plätze.“ Um die Plätze - bei der WM heißt das: um die Medaillen. Und das in der Disziplin, in der dem DSV über Jahre gar nichts gelang. Anfang Dezember aber ließen Neureuther als Vierter und der junge Stefan Luitz (Bolsterlang) als Zweiter in Val d'Isere hinter Hirscher aufhorchen. Und jetzt der Coup von Adelboden.
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Erst ein Deutscher auf dem Podium
Am dortigen „Chuenisbärgli“ stand im Riesenslalom bisher erst ein Deutscher auf dem Podium: ein gewisser Sepp Heckelmiller im Januar 1970. Zwei deutsche auf einem Weltcup-"Stockerl" hatte es zuletzt am 11. Januar 1992 bei der Abfahrt von Garmisch gegeben: Hinter Sieger Markus Wasmeier belegte Hans-Jörg Tauscher damals Rang drei. „Marcel wäre nicht zu schlagen gewesen, deshalb sehe ich das mit gemischten Gefühlen, weil ich weiß, dass ich nur Vierter geworden wäre“, sagte Neureuther zwar im ersten Moment nach Rennende. Wenig später überwog die Freude. „Aber es bleibt eine große Überraschung“, sagte er.
Neureuther, der mit aus dem Ski-Anzug flatternder Akkreditierung im ersten Durchgang auf Rang neun gefahren war, erwischte vor 20.000 Fans im Finale „einen sehr, sehr guten Lauf“, wie er meinte. Dopfer, der lediglich 0,03 Sekunden langsamer war, fand seine Vorstellung im Finale sogar „super“. Rang zwei - „das hätte ich mir nie erträumt“, betonte er. „Aber Gratulation an den Felix, allerhöchsten Respekt. Wir sind ein super Team, das macht uns sehr, sehr stark.“
Luitz verpatzt Einfahrt in den Zielhang
Zu diesem Team gehörte auch diesmal Stefan Luitz, der aber bei der Einfahrt Zielhang ein Tor und eine mögliche Top-15-Platzierung verpasste. „Ich bin da total falsch reingefahren. Das war richtig enttäuschend. Aber dann sehe ich den Fritz und den Felix, und dann war das alles weg“, sagte er.
Die Leistung von Dopfer und Neureuther ist vor allem deshalb so beeindruckend, weil sie in Adelboden gelang. Nie zuvor sind gleich zwei deutsche Starter außerhalb von Garmisch auf ein Weltcup-Podium gefahren. Und: Der „Chuenisbärgli“ gilt als einer anspruchsvollsten Hänge im Weltcup, für viele ist er der schwerste. Selbst ein Ass wie Ligety hatte das oft zu spüren bekommen: Der Weltmeister stand dort noch nie auf dem „Stockerl“ - bis zu diesem nicht nur aus deutscher Sicht denkwürdigen Rennen. (sid)