Essen/Kiel. Der THW Kiel ist deutscher Handball-Meister - und hat in dieser Bundesliga-Saison noch keinen Punkt abgegeben. Wir haben mit Trainer Alfred Gislason gesprochen, der beim Final Four um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes nach der nächsten Trophäe greift.

Ein Team auf Rekordkurs: Am Dienstagabend gewannen die Handballer des THW Kiel mit einem 32:27 über den SC Magdeburg die deutsche Meisterschaft. Und schon an diesem Wochenende greifen sie beim Final Four um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Hamburg nach der nächsten Trophäe. Ende Mai folgen in Köln Halbfinale und Finale der Champions League – und in der Bundesliga will die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason nach 29 Siegen in 29 Spielen ihre weiße Weste möglichst bis zum Schluss verteidigen. Es wäre ein Rekord für die Ewigkeit. Vor dem Pokalturnier sprachen wir mit Trainer Alfred Gislason über diese Ausnahme-Saison.

Herr Gislason, als Ihre Spieler am Dienstag auf dem Parkett herumhüpften und ihre Meisterschaft bejubelten, marschierten Sie schnurstracks aus der Halle. Sollte das ein Signal an die Mannschaft sein?

Alfred Gislason: Nein, das mache ich immer so. Ich hatte mich außerdem über das raue Spiel der Magdeburger geärgert. Christian Zeitz wurde bei einem Foul an der Schulter verletzt. Kim Anderson hat schon länger Probleme mit dem Knie. Meine beiden Linkshänder im Rückraum sind jetzt angeschlagen. Und wir haben eine Reihe schwerer und wichtiger Spiele vor uns.

Wann war die Siegesserie in der Bundesliga eigentlich am stärksten gefährdet? Wie kann eine Mannschaft beispielsweise nach solchen Highlights wie in Berlin, gegen Kopenhagen und den HSV Hamburg auch voll konzentriert in das nächste Spiel gegen Schlusslicht Hildesheim gehen?

Gislason: Da hatten wir in der Tat ein Problem, taten uns anfangs schwer. Etwas Ähnliches ist uns in Hannover passiert. Da lagen wir nach 48 Minuten mit nur einem Tor vorne. Meine Spieler sind halt auch nur Menschen und keine Maschinen.

Bundestrainer Martin Heuberger wurde gerade wieder mit dem Satz zitiert, er wünsche sich mehr Konkurrenz. Der Bundesliga würde mehr Spannung gut tun.

Gislason: Wenn ich das schon höre! Ich glaube, es gibt kein anderes Land, in dem so etwas behauptet wird – auch wenn dort ein Team noch so überlegen sein sollte. Und ist es etwa nicht spannend zu beobachten, ob wir ohne Minuspunkt durch die ganze Saison kommen? Unser nächstes Bundesligaspiel ist wieder beim HSV. Das sind doch immer ganz enge Begegnungen!

Betrachten Sie die Hamburger nach ihrer Meisterschaft im letzten Jahr jetzt als den ganz großen Rivalen?

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Gislason: Da gibt es auch noch andere. Jahrelang war in der Bundesliga von den großen Vier die Rede. Von uns, dem HSV, Flensburg und den Rhein-Neckar-Löwen. Jetzt sind die Füchse Berlin dazu gekommen. Da kann jeder jeden schlagen.

War die Niederlage in der Vorsaison vielleicht so etwas wie eine Voraussetzung für den derzeitigen Höhenflug. Hat sie Ihre Spieler vielleicht richtig aufgerüttelt?

Gislason: Davon war natürlich keiner begeistert. Aber wir haben in der Saisonvorbereitung eigentlich nicht viel anders gemacht. Nur: Damals haben Daniel Narcisse und Kim Andersen wegen hartnäckiger Verletzungen lange gefehlt. Diesmal waren bisher alle gesund. Die Mannschaft genießt, dass es jetzt ganz anders läuft. Wir wollen alles, bloß keine Wiederholung.

Dem THW stehen einige Umbesetzungen bevor. Für Linksaußen Henrik Lundström, der nach Schweden zurückkehrt, kommt Gudjon Valur Sigurdsson aus Kopenhagen. Außerdem soll der Serbe Marco Vujin für Kim Andersen kommen, richtig?

Gislason: Der Wechsel von Kim nach Kopenhagen ist noch lange nicht sicher. Er hat bei uns einen Vertrag bis 2013. Es kommen außerdem noch Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen für den Kreis.

Ist der THW damit wieder so gut aufgestellt wie in dieser Saison?

Gislason: Davon sind wir überzeugt. Ich hoffe nur, meine Spieler kommen gesund aus der Olympia-Pause zurück.