Kiel. Fünf Spieltage vor Schluss ist dem deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel der Titel mit nunmehr 58:0 Punkten nicht mehr zu nehmen. Nach dem 32:27 (15:13)-Erfolg gegen den SC Magdeburg soll nun erstmals in der Bundesliga-Geschichte die perfekte Saison gelingen.
Es war 21.44 Uhr, als in der Ostseehalle alle Dämme brachen. Wie kleine Kinder hüpften die Kieler Handball-Helden mit ihrem Trainer Alfred Gislason über das Parkett und feierten im Konfetti-Regen ausgelassen die 17. Meisterschaft des THW. Nach dem 32:27 (15:13)-Erfolg gegen den SC Magdeburg soll nun erstmals in der Bundesliga-Geschichte die perfekte Saison gelingen - eine Meisterschaft ohne Punktverlust.
Fünf Spieltage vor Schluss ist dem deutschen Rekordmeister der Titel mit nunmehr 58:0 Punkten nicht mehr zu nehmen. Der erste „Verfolger'“, die SG Flensburg-Handewitt, hat elf Minuspunkte mehr, der Dritte Füchse Berlin schon zwölf.
Schwalb gratulierte
Zu den ersten Gratulanten gehörte am späten Dienstagabend Martin Schwalb, Trainer und Präsident des abgelösten Titelträgers HSV Hamburg. „Alfred Gislason und seine Mannschaft haben bisher eine sensationelle Saison gespielt, und der Titel ist natürlich absolut verdient“, sagte Schwalb, der mit seinem Team im vergangenen Jahr vorübergehend in die Phalanx des THW eingebrochen war und die Kieler nach zuvor sechs Meistertiteln in Folge vom Thron gestoßen hatte.
„Was die Kieler in dieser Saison leisten, ist einmalig. Ich kann mir gut vorstellen, dass am Ende sogar die Null steht“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger: „Für die kommende Saison wünsche ich mir aber wieder mehr Konkurrenz und mehr Spannung. Es schadet der Attraktivität der Liga, wenn eine Mannschaft praktisch schon nach der Hinrunde als Meister feststeht.“
Finalturnier der Champions League Ende Mai
Dabei hat die „Erntezeit“ beim THW mit dem Meistertitel gerade erst begonnen. Denn schon am kommenden Wochenende wollen sich Filip Jicha und Co. beim Final-Four im DHB-Pokal in Hamburg den nächsten Titel sichern. Ende Mai steigt dann das Finalturnier in der Champions League in Köln.
Effektiv, dominant und unersättlich - auch der SC Magdeburg bekam die Überlegenheit des neuen Meisters zu spüren. Zwar hielt die Mannschaft von Trainer Frank Carstens die Partie zunächst offen - nach 28 Minuten stand es 13:13 - doch dann schalteten die Kieler wie so oft in dieser Saison kurz mal einen Gang hoch. Zur Halbzeit führte Kiel mit zwei Treffern und spätestens beim 23:17 (40. Minute) war das Spiel entschieden. 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Arena feierten ihre Mannschaft schon lange vor dem Schlusspfiff.
Gislason arbeitete wie ein Besessener
Mit ordentlich Wut im Bauch waren die Kieler in die Saison gestartet. Nachdem die Zebras in der vergangenen Serie vom HSV Hamburg gedemütigt worden waren, arbeitete Gislason wie ein Besessener an der Rückkehr auf den deutschen Handball-Thron.
Mühelos pulverisierte der THW den Startrekord des TBV Lemgo mit 17 Siegen in Serie. Zwei Mal gewannen die Fördestädter „nur“ mit drei Toren. Ansonsten spielte Kiel die Konkurrenz in Grund und Boden. Zehn Tore waren es im Schnitt, die der THW den Gegnern in den 29 Duellen der bisherigen Bundesliga-Saison voraus war.
Und eines scheint sicher: Gislason wird dafür sorgen, dass Kiel nicht nachgibt, bis auch das letzte Spiel der Saison gewonnen ist. Schließlich soll den Fans am 2. Juni auf dem Kieler Rathausplatz nicht nur die Meisterschale präsentiert werden - sondern auch der Rekord für die Ewigkeit. (sid)