Wattenscheid. Die internationale Spitzenklasse ist zurück in Wattenscheid. Am Samstag findet das Lohrheide-Meeting statt. Es soll etwas Großes entstehen.
Michael Huke schläft in letzter Zeit schlecht. Er hat Albträume. „Manchmal wache ich auf und denke panisch, es sind Athleten da, aber keine Zuschauer. In der nächsten Nacht sind dann Zuschauer aber keine Athleten da“, erzählt der Manager des Leichtathletik-Vereins TV Wattenscheid und muss lachen.
Dass ihn seine Arbeit momentan bis in den Schlaf verfolgt, hängt mit einem ambitionierten Ziel zusammen: Michael Huke (53) will den traditionsreichen Leichtathletik-Standort Wattenscheid wieder zu einem festen Bestandteil im Wettkampfkalender machen. Nach dem beschlossenen Umbau zur Modernisierung des Lohrheidestadions bis 2025 hat Huke nun den nächsten Schritt getan: Am Samstag wird zwischen 16 und 19 Uhr erstmals seit Jahren wieder das internationale Lohrheide-Meeting ausgetragen.
160 Starter, über zehn Nationen
Rund 160 Athletinnen und Athleten aus mehr als zehn Nationen werden dann in verschiedenen Disziplinen antreten. Natürlich sind die Wattenscheider Athletinnen und Athleten dabei. Viele von ihnen nutzen die Gelegenheit für eine letzte Standortbestimmung vor der Europameisterschaft, die am 15. August als Teil des Multisport-Events European Championships in München beginnt. So misst sich die Wattenscheiderin Christina Honsel mit der deutschen Hochsprung-Elite um Marie-Laurence Jungfleisch und Imke Onnen. Weil es keinen Kugelstoßwettkampf gibt, tritt Julia Ritter nur im Diskuswurf gegen die dreimalige EM-Dritte Shanice Craft an.
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Spannung verspricht die Sprintkonkurrenz. Bei den Männern sind die ehemaligen deutschen Meister Deniz Almas und Kevin Kranz über 100 Meter am Start. Über 200 Meter bekommt es Lokalmatador Robin Erewa mit Zehnkämpfer Kai Kazmirek zu tun, der auch im Diskuswurf antritt. Der WM-Dritte von 2017 will Wettkampfpraxis sammeln. „Für ihn ist es eine echte EM-Generalprobe“, sagt Huke.
Ein „sportliches Leckerchen“ nennt Huke das stark besetzte Feld der Sprinterinnen. Die Wattenscheiderin Tatjana Pinto wird auf ihre Staffel-Kollegin Alexandra Burghardt treffen, mit der sie bei der WM in Eugene Bronze gewonnen hatte. Beide fordern einen echten Leichtathletik-Star heraus: Natasha Morrison, 2019 Weltmeisterin und 2021 Olympiasiegerin mit der jamaikanischen Staffel. Sie kommt mit einer Bestzeit von 10,87 Sekunden – und bringt ein paar Landsfrauen mit.
Ein echter Coup für den TV Wattenscheid
Sie in Wattenscheid dabei zu haben, ist für Huke ein Coup. „Wir hatten einen Athleten-Etat von 15.000 Euro“, sagt er. „Wir konnten ein paar Fahrtkosten und ein bisschen Startgeld zahlen.“ Dazu kommt die kostenlose Unterkunft im kooperierenden Hotel Bochum-Wattenscheid. Um wieder auf die Ebene jener Meetings aufzusteigen, bei denen Punkte für die Qualifikation zu EM, WM oder Olympia gesammelt werden, ist laut Huke „ein Etat von 200.000 Euro nötig“. Bei Meetings der höheren Kategorie – wie dem Berliner Istaf – sogar eine halbe Million. Um das zu realisieren, braucht es große Sponsoren. Huke: „Wenn wir zeigen, was mit einem kleinen Etat möglich ist, wecken wir hoffentlich das Interesse einiger Unternehmen, um hier was Großes aufzubauen.“
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Was Großes – das war das Meeting schon einmal. 1977 wurde es erstmals ausgerichtet – zur Einweihung des Bundesstützpunktes Wattenscheid für Leichtathletik. Punktuell fand es dann immer wieder statt. „Der Standort hatte einen hohen Stellenwert, neben dem Meeting wurde hier auch noch der Europapokal der Mannschaften ausgetragen“, erzählt Huke. Internationale Stars wie US-Hürdenläufer Edwin Moses oder der deutsche Hochspringer Carlo Thränhardt gaben sich die Ehre. „Da waren 8000 bis 10.000 Zuschauer im Stadion“, sagt Huke.
1000 Besucher im Lohrheide-Stadion erhofft
Am Samstag hofft er auf rund 1000 Besucher – an der Tageskasse wird es noch Karten geben oder im Vorverkauf auf der Wattenscheid-Homepage. Fünf Euro zahlen Erwachsene, alle unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Huke glaubt: „Hochklassige Events sind notwendig, um Kinder und Jugendliche wieder abzuholen.“ Spannung sei das Entscheidende: „Es geht nicht um Rekorde unter Laborbedingungen, sondern um Kampf und Leidenschaft.“
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Michael Huke spielte schon lange mit dem Gedanken, wieder einen großen Leichtathletik-Wettkampf nach Wattenscheid zu holen. Neben seinem Büro hängt das Plakat von 1977. Das war Motivation genug – nicht nur für das Meeting. 2025 wird im erneuerten Stadion die Universiade ausgetragen. „Für 2026 wollen wir uns zusammen mit der Stadt und dem Verband um die Deutsche Meisterschaft bewerben“, sagt Huke. Eine Kapazität von dann 17.000 Zuschauern hat genau die richtige Größe, um der Leichtathletik einen stimmungsvollen Rahmen zu geben. „Das ist meine Vision, mein Traum“, sagt Michael Huke. So lange dieser lebt, scheint der eine oder andere Albtraum verkraftbar.