New York. Benoit Paire wird nach einem positiven Corona-Test von den US Open ausgeschlossen. Für andere Teilnehmer bleibt das Turnier „ein Kartenhaus“.
Als sich Benoit Paire am 18. August auf den Weg nach New York machte, war der Franzose bester Dinge. Aus dem Flieger am Pariser Airport Charles de Gaulle sendete der Weltranglisten-23. ein Selfie mit Maske, dazu stand zu lesen: „Richtung New York!! US Open.“ Doch seine komplizierte Dienstreise endete am Sonntagabend, nur 24 Stunden vor den ersten Ballwechseln des Geister-Grand-Slam, ebenso abrupt wie schmerzlich: Als erster Profi in der Tennis-Blase im Big Apple wurde Paire positiv auf das Coronavirus getestet.
Noch bevor der amerikanische Tennisverband USTA den Fall in einem dürren Communique ohne Namensnennung vermeldete, war Paire aus dem online öffentlich einsehbaren Teilnehmerfeld verschwunden. Gemäß des Regelwerks folgte auf den Positiv-Test der Ausschluss vom Wettbewerb. Paire war zunächst auch der Weg in die Heimat verbaut: Er musste sich wie sein Coach Morgan Bourbon in eine zehntägige Quarantäne in seinem New Yorker Hotel begeben.
Die "Bubble" hat wohl Löcher
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Paire, der keinem Partyvergnügen abgeneigt und meist im großen Profikreis unterwegs ist, soll bei einer Befragung angegeben haben, in New York mit wenigstens 30 Personen in Kontakt gewesen zu sein. Die französische Zeitung L’Equipe sprach von elf Spielern, die sich in engerem Kontakt zu Paire befunden hätten, darunter wohl auch die prominente Spitzenspielerin Kristina Mladenovic. Es erscheine fast „unvermeidlich“, dass weitere Positivtests folgten, meinte der Coach eines südamerikanischen Akteurs.
Der Fall Paire wirft mehrere brisante Fragen auf, allen voran die, wie sicher die sogenannte Bubble in New York überhaupt ist. Schon in den letzten Tagen hatten mehrere Profis in internen Whats-App-Gruppen geklagt, dass in einem der beiden Spielerhotels auch andere Gäste ein- und ausgingen, man deshalb kaum von einem hermetisch abgeriegelten Bereich reden könne. Busfahrer und andere Angestellte des Turniers seien hingegen nicht in die Bubble eingeschlossen. Es sei schwierig, wenn jede dieser Personen sich strikt an die Hygieneregeln halten müsse. Eine flächendeckende Überwachung aller Beschäftigten sei gar nicht möglich.
Kritik an Ungleichbehandlung
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Dass die elf Spieler aus der näheren Umgebung Paires nicht ebenso in Quarantäne geschickt und vom Turnier ausgeschlossen wurden, sorgte bei vielen im Grand-Slam-Tross für Unverständnis. Denn noch vor einer Woche hatten die Organisatoren des ATP-Masters auf dem Gelände der US Open den Argentinier Guido Pella und den Bolivianer Hugo Dellien sozusagen covid-disqualifiziert, nachdem ihr Fitnesscoach positiv getestet worden war. Der US-Profi Noah Rubin, selbst in der Doppel-Konkurrenz engagiert, vermutete in einem Podcast, es habe „massiven Druck“ auf die USTA gegeben, den eigentlich unabwendbaren Grand-Slam-Ausschluss nun nicht zu vollziehen: „Dabei ist das Regelwerk hier ganz klar.“
Nach Informationen aus Frankreich mussten die elf betroffenen Spieler ein Zusatzdokument unterschreiben, in dem sie sich zu noch schärferen Verhaltensregeln verpflichteten – unter anderem das Verbot, sich in Gemeinschaftsräumen im Hotel aufzuhalten oder auf dem US-Open-Gelände etwa persönlich zu Saitenbespannern zu gehen. „Das Ganze wirkt auf mich wie ein Kartenhaus, das in jedem Moment zusammenbrechen kann“, erklärte eine Spielerin aus Osteuropa.
Granollers rutscht ins Feld
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Paire, der Auslöser der Grand-Slam-Krise, war schon während der letzten Woche argwöhnisch beäugt worden. Denn nach seiner Ankunft in New York klagte der 31-jährige aus Avignon über körperliche Probleme. Bei seinem ersten und einzigen Auftritt, dem Masters-Auftaktspiel gegen den Kroaten Borna Coric, gewann er kein einziges Spiel und gab beim Stand von 0:6 und 0:1 wegen Magenschmerzen auf. Im offiziellen Statement der USTA zum Positiv-Fall hieß es, der Spieler sei in Sachen Corona „asymptomatisch“. Paire, ursprünglich als Nummer 17 der Setzliste im Grand-Slam-Turnier platziert, wurde durch den Spanier Marcel Granollers ersetzt.