Essen/Wattenscheid. Die Wattenscheider Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz glaubt an eine Olympia-Euphorie an Rhein und Ruhr. Aber sie äußert auch Bedenken.

In Hinblick auf die wegweisende Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) startet Pamela Dutkiewicz am Freitag eigentlich am genau falschen Ort. Die Hürdensprinterin vom TV Wattenscheid tritt beim Indoor Istaf an. In Berlin. Der Stadt, die im Rennen um eine mögliche deutsche Bewerbung um Olympia 2032 am Mittwoch endgültig den Kürzeren gezogen hat. Der DOSB verkündete durch seinen Präsidenten Alfons Hörmann, eine Bewerbung für Olympia Rhein-Ruhr unterstützen zu wollen. Berlin ist damit raus, die Freude bei Antreiber Michael Mronz und seiner Initiative Rhein-Ruhr ist entsprechend groß.

Die 28 Jahre alte Dutkiewicz, die zwar in Kassel geboren wurde, seit ihrer Jugend aber im Ruhrgebiet lebt, studiert und Leistungssport betreibt, hat eine differenzierte Meinung zu der möglichen Bewerbung von Rhein-Ruhr. „Ich habe Olympische Spiele 2016 in Rio schon erlebt. Das ist das größte Event der Welt. Das ist riesig, verrückt“, sagt Dutkiewicz im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es sind wahnsinnig viele Menschen, die da plötzlich zusammen kommen.“

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Sie weiß um die Herausforderungen für die Infrastruktur: „Das ganze Netz muss dafür ausgebaut, die einzelnen Wettbewerbsstätte darauf ausgerichtet sein. Ich kann Leute verstehen, die hier wohnen und Olympia Rhein-Ruhr kritisch gegenüberstehen, die Angst davor haben, was hier passiert und sich fragen: Wie soll ich meinen Alltag bestreiten, wenn die A40 so schon immer voll ist und dann auch noch Ausnahmezustand herrscht – als Beispiel.“ Sie sagt: „Ich kann die Zweifler also verstehen.“

Nachhaltigkeit für Pamela Dutkiewicz "das entscheidende Wort"

Aber die Vize-Europameisterin von 2018 und WM-Dritte von 2017 über 100 Meter Hürden sieht auch die andere Seite: „Wenn Michael Mronz aber sagt, dass es nachhaltige Spiele werden und die schon lange an dem Projekt basteln – dann muss ich sagen: Nur so kann es gehen. Nachhaltigkeit ist das entscheidende Wort.“

Wenn sie sich an die umstrittenen Spiele in Rio erinnert, ist für sie klar: „Rio war definitiv das falsche Pflaster für Olympia.“ Riesige Summen wurden in Sportstätten gesteckt, die heute verrotten, nicht mehr genutzt werden. Die Anbindung in der Metropole, in der extremer Reichtum und elende Armut beinahe Tür an Tür zu finden sind, war die Infrastruktur schlecht, die Stimmung fehlte oft. Für Dutkiewicz kam das nicht von ungefähr: „Das Stadion war riesig, lag aber in einer Wohngegend, in der die Leute andere Probleme hatten, als sich zur Unterhaltung mal Leichtathletik anzuschauen...“

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Sie ist aber überzeugt: „Wenn aber ein nachhaltiges Konzept besteht und die Spiele an einen Ort kommen wie dem Ruhrgebiet, bei dem ich ganz, ganz sicher bin, dass die Leute den Sport verstehen und Lust haben, kann es funktionieren.“ Wichtig sei, „dass die Voraussetzungen geschaffen sind, damit die Leute mitgenommen werden, einverstanden sind. Bei ihnen muss ankommen: Das ist ein Ausnahmezustand, aber das wird cool, das hat keine negativen Konsequenzen für uns.“

Dutkiewicz würde Olympia 2032 nicht mehr als Aktive erleben

Die Leute frühzeitig mit ins Boot zu holen ist nun eine der wichtigsten Aufgaben von Mronz und seiner Initiative Rhein-Ruhr. Wenn das gelingt, „dann denke ich, dass Olympia-Euphorie hier, gerade im Revier, auf jeden Fall entfacht werden kann“. Auch sie selbst würde sich auf Olympia vor der Haustür freuen: „Ich würde es mir auf jeden Fall anschauen“, sagt sie und ergänzt lachend: „Als aktive Athletin werde ich nicht mehr dabei sein, da bin ich mir ganz, ganz sicher.“ Im Sommer 2032 wäre Dutkiewicz 42 Jahre alt.