Berlin. Sportler begeistern bei ihren Titelkämpfen die Zuschauermassen in der deutschen Hauptstadt. Vom Schwimm-Paar bis zur waghalsigen Radfahrerin.

Über das Wochenende hatte der Sport die Hauptstadt fest im Griff. Zehn Sportarten ermittelten zeitgleich in Berlin ihre Deutschen Meister. Das Wichtigste auf einen Blick.

Schwimm-Paar siegt weiter

Florian Wellbrock ließ sich auf seiner weltmeisterlichen Ehrenrunde gerne als Triplesieger feiern. Nach Doppel-Gold in Südkorea dominierte der Freistilschwimmer die Deutschen Meisterschaften in Berlin wie auch seine mit WM-Gold und -Silber angereiste Freundin Sarah Köhler. Beide gewannen je drei Titel. „Langsam merke ich, dass ich Urlaub brauche“, sagte der 21-jährige Wellbrock. Einen Bogen um das Wasser machen die zwei auch da nicht, aber in Ägypten heißt es für Wellbrock in Pool und Meer „Planschen gehen und keine Bahnen schwimmen“. Er und Köhler siegten über 400, 800 und 1500 Metern Freistil – zum Teil deklassierten sie die Konkurrenz. „Die ganze Nationalmannschaft hat echt gute Leistungen gezeigt“, sagte Athletensprecherin Köhler.

Turn-Rekord mit 22 Titeln

Turnerin Elisabeh Seitz
Turnerin Elisabeh Seitz © dpa

Endlich der Rekord! Elisabeth Seitz hat mit einer Demonstration ihrer Klasse am Stufenbarren den deutschen Uralt-Titel-Rekord bei Turn-Meisterschaften egalisiert. Mit ihrem fünften Barren-Gold in Serie kommt die 25-jährige Stuttgarterin nun auf insgesamt 22 deutsche Meistertitel und schloss zur Berliner Ex-EM-Zweiten Ingrid Föst auf, die zwischen 1953 und 1963 ebenso oft in der DDR erfolgreich war. „Fantastisch, dass mir nun keiner den Rekord mehr streitig machen kann. 22 Titel sind unglaublich“, sagte Seitz, die damit in Berlin ihre Medaillen-Ambitionen für die WM im Oktober in Stuttgart unterstrich.

Werbung für Triathlon

Laufeinheit am Strandbad Wannsee: Die Athletinnen (re. Wittens Jony Heerink) mussten erstmal ein paar Meter ins Wasser hinein sprinten, ehe sie mit dem Schwimmen loslegen konnten.
Laufeinheit am Strandbad Wannsee: Die Athletinnen (re. Wittens Jony Heerink) mussten erstmal ein paar Meter ins Wasser hinein sprinten, ehe sie mit dem Schwimmen loslegen konnten. © dpa | Monika Skolimowska

Patrick Lange, der deutsche Ironman-Weltmeister, ist sich seiner Verantwortung bewusst. Er will Werbung für seinen Sport machen, ordnet seine eigenen Ziele mal kurz dem großen Ganzen unter. Und ist sich als Weltmeister nicht zu schade, dafür auch mal hinter der Spitze zu landen. „Dass es nicht um den Sieg geht, war klar. Dem Triathlonsport etwas zurückzugeben, das war wichtig. Und für mich hat es sich einfach wirklich gelohnt. Es hat extrem viel Spaß gemacht“, sagte Lange.

Das war ihm auf den 750 Metern Schwimmen, der 20 Kilometer langen Radstrecke und der abschließenden Fünf-Kilometer-Runde vom Wannsee zum Olympiastadion nicht immer anzusehen. Verbissen saß er auf dem Rad und versuchte, die 43 Sekunden Rückstand nach dem Schwimmen aufzuholen. Und auch bei seiner Paradedisziplin, dem Laufen, mit der er im vergangenen Jahr beim Ironman auf Hawaii seinen zweiten Triumph sicherte, kämpfte Lange um Anschluss. Am Ende landete er auf dem 25. Platz. Enttäuschend für einen Weltmeister? „Mit dem Ergebnis bin ich total zufrieden, wenn man sich mal anschaut, wie der Altersschnitt ist. Die Jungs sind durchschnittlich alle mindestens zehn Jahre jünger als ich“, sagte Lange. So wie der neue Deutsche Meister. Valentin Wernz (24) überquerte nach 54:55 Minuten als erster Deutscher die Ziellinie und ging anschließend gemeinsam mit Patrick Lange auf die Ehrenrunde.

Große Stimmung beim Kanu

Der dreimalige Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel wurde zwar entthront, doch Gewinner waren die Kanuten trotzdem irgendwie alle. Die ungewöhnlichen Parallelsprint-Wettkämpfe an der East Side Gallery wurden vom Publikum angenommen, die Stimmung war prächtig. „Ich habe daran vorher nicht geglaubt. Ich hoffe, dass das Zukunft hat“, sagte Olympiasieger Ronald Rauhe, der sich die Titel im Kajak-Einer und im Mixed mit Sabrina Hering-Pradler gesichert hatte. Für Brendel im Canadier blieb am Sonntag beim Sieg von Rio-Olympiasieger Jan Vandrey nur Rang drei.

Boxer nutzt Heimvorteil

Unbeschreiblich sei es, in der eigenen Heimat an so exponierter Stelle wie dem denkmalgeschützten Kuppelsaal im Olympiapark Deutscher Meister zu werden, sagte Paul Wall. Dann fand der Weltergewichtsboxer von Hertha BSC doch noch Worte, um seiner Freude den passenden Ausdruck zu verleihen. „Der Rahmen hier war richtig gut, das war ein zusätzlicher Ansporn“, sagte der 22-Jährige, nachdem er sich im Finale der Klasse bis 69 Kilogramm gegen Nick Bier vom Landesverband Niedersachsen behauptet hatte.

Starke Bahnrad-Talente

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Mit einem strahlenden Gesicht war Bahnrad-Bundestrainer Detlef Uibel zu sehen. Zwei junge Frauen trugen dafür die Hauptverantwortung. Lea Sophie Friedrich (19/Dassow) und Emma Hinze (21/Cottbus) lieferten bei den Meisterschaften absolute Spitzenleistungen ab, gewannen jeweils zwei Titel. „Ich kann es gar nicht glauben, in so jungen Jahren zweimal Deutsche Meisterin in olympischen Disziplinen geworden zu sein“, sagte Friedrich, die am Sonntag im Sprint und tags zuvor im Keirin (vor Hinze) die Schnellste war. „Ich bin überrascht und froh, dass sie jetzt schon so weit sind“, sagte Uibel.

Zielsicher mit dem Bogen

Am Ende fehlte nur eine Kleinigkeit. „Ich habe die Zehner nicht getroffen, es haben immer ein paar Millimeter gefehlt“, sagte Lisa Unruh. Und deshalb verlor sie den deutschen Meistertitel mit dem Recurve-Bogen an Elena Richter. 4:6 nach fünf Durchgängen. Zu oft traf Unruh nur die Neun.

Vielseitiger Liebig

Fabian Liebig (Potsdam) hat bei den Deutschen Meisterschaften der Modernen Fünfkämpfer in Berlin zum ersten Mal den Titel gewonnen. Der 25-Jährige verwies in einem spannenden Wettkampf den Titelverteidiger Alexander Nobis (Berlin) auf Rang zwei. Dritter wurde überraschend der 19-jährige Fernand Mitterrand (Berlin).„Fabi hat heute richtig abgeräumt. Einfach geil“, freute sich Nobis, Ehemann von Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn, für Liebig.

Junge Trial-Meisterin

Schon als Kind stürzte sie sich mit ihrem Laufrad waghalsig die Treppe hinunter. Ihre Mutter fand das anfangs gar nicht lustig, doch Nina Reichenbach wusste schon früh, wo ihre Talente liegen. Mittlerweile hat sie mit ihren erst 20 Jahren bereits alles erreicht, was im Fahrrad-Trial möglich ist: Sie ist dreifache und auch aktuelle Weltmeisterin sowie Europameisterin. Am Samstag fügte sie ihrer beeindruckenden Karriere noch einen deutschen Meistertitel hinzu. (mit dpa)