Berlin. Konstanze Klosterhalfen und Tatjana Pinto setzen bei der DM in Berlin Glanzpunkte. Die Leichtathletinnen trainieren mit internationalen Stars.
e Sonne über Berlin war schon lange untergegangen, da landete Konstanze Klosterhalfen noch einen Volltreffer. Die 22-Jährige, die tagsüber im Olympiastadion bei den Deutschen Meisterschaften in 14:26,76 Minuten die 5000 Meter gewonnen und den 20 Jahre alten deutschen Rekord um rund 16 Sekunden verbessert hatte, war Gast im ZDF-Sportstudio. Und sie durfte sich an der Torwand versuchen. Mit ihren Brüdern, sagte sie, habe sie das früher gemacht. Und weil Konstanze Klosterhalfen derzeit alles zu gelingen scheint, was sie sich vornimmt, traf sie. Einmal unten.
Deutsche Rekorde pulverisiert
„Hat Spaß gemacht“, sagte sie und kicherte verlegen. Das macht sie öfter. Die junge Frau mit der dünnen Stimme und den ebenso dünnen Beinen strahlt so viel Unsicherheit aus. Doch ihr Blick ist wach, aufgeschlossen – und ihre Taten beeindrucken. Vor ihrem Triumph in Berlin hatte die Leichtathletin von Bayer Leverkusen im Juli auch den deutschen 3000-Meter-Rekord um zehn Sekunden unterboten.
Schon lange gilt sie als das größte Lauftalent Deutschlands. Doch in diesem Jahr ist ihr der Durchbruch gelungen.
Tatjana Pinto hat schon EM-Gold
Bei Tatjana Pinto noch von Durchbruch zu sprechen, wirkt eigenartig – hat die 27-Jährige doch schon 2012 EM-Gold mit der Sprintstaffel gewonnen. Aber auch die Athletin des LC Paderborn trumpfte in Berlin auf, schlug über 100 Meter Titelverteidigerin Gina Lückenkemper in 11,09 Sekunden und präsentiert sich in dieser Saison lockerer, reifer, besser als je zuvor.
Konstanze Klosterhalfen und Tatjana Pinto – beide eint ein Ziel: Im Herbst wollen sie in Doha jeweils im WM-Finale stehen. Dass dies nicht nur ein Traum bleiben muss, haben sie ihrem Mut zu verdanken. Dem Mut, einen anderen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Pinto trainiert in Oregon
Klosterhalfens Weg führte sie nach Portland im US-Bundesstaat Oregon. Seit März ist sie dort Teil des Nike Oregon Projects – einer Trainingsgruppe aus Weltklasse-Athleten. „Ich bin jeden Tag dankbar, dort zu sein“, sagte Klosterhalfen. „Das Training ist intensiver, die Struktur klüger. Auch die Regeneration ist wichtiger.“ Das Trainingsumfeld nannte sie „atemberaubend“. Jedoch: Einige Athleten von Cheftrainer Alberto Salazar sind in der Vergangenheit unter Dopingverdacht geraten. „Mir ist klar, dass es da negative Schlagzeilen gibt“, erklärte Klosterhalfen. „Aber ich bin unbefangen dahin und habe mir alles angeschaut. Ich bin ja auch eine mündige Athletin. Jeder sollte sich erst einmal ein eigenes Bild machen. Ich kann nur Positives berichten.“
Dass auch ihre Rekorde mit gewisser Skepsis gesehen werden, versteht sie: „Es ist ja auch erstmal komisch. Aber es macht mich ein bisschen traurig und sauer. Denn ich sehe jeden Tag, wie hart die Athleten trainieren.“
Das große Ziel ist die WM
Weniger umstritten, dafür ähnlich erfolgreich erweist sich der Weg von Tatjana Pinto. Seit März ist sie Teil einer internationalen Gruppe ihres Ausrüsters Puma um Erfolgstrainer Rana Reider, der den Kanadier André de Grasse zu Olympia-Silber über 100 und 200 Meter geführt hatte. Dafür zog es Pinto mitten ins Ruhrgebiet. Denn die Gruppe hat ihre „European Base“ auf dem Gelände des TV Wattenscheid – ebenfalls Puma-Partner.
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Die in Münster lebende Pinto hat unter der Woche ein Zimmer in Wattenscheid, ist aber auch schnell zu Hause. „Vom Training her ist es recht individuell“, erklärte sie. „Jeder trainiert das, was er braucht.“ Volumen und Methoden seien anders als alles zuvor. „Ich fühle, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe.“
Der Erfolg gibt ihr bisher Recht. Genauso wie Konstanze Klosterhalfen. Die nächsten Volltreffer dürfen kommen. Vielleicht schon bei der WM in Doha.