London. Nach Kerber und Siegemund stehen drei weitere Deutsche in der zweiten Runde von Wimbledon. Historisch schlecht ist die Bilanz dennoch.
Angenehm entspannt saß Jan-Lennard Struff am Dienstagabend vor der versammelten deutschen Tennis-Journaille, und das hatte einen einleuchtenden Grund. Im vergangenen Jahr hatte er bei den All England Championships in Wimbledon zwei Fünfsatzmatches gebraucht, um sich gegen den Argentinier Leonardo Mayer und den Kroaten Ivo Karlovic durchzusetzen. Diesmal benötigte der Weltranglisten-33. für seinen Auftaktsieg lediglich 88 Minuten, um den Moldawier Radu Albot (29/Nr. 40) mit 6:4, 6:3 und 6:2 aus dem Wettbewerb zu schießen.
Damit zieht der Warsteiner genauso in die zweite Runde ein wie Grand-Slam-Debütant Dominik Köpfer (25, Furtwangen), der den Serben Filip Krajinovic 6:3, 4:6, 7:6 (11:9), 6:1 geschlagen hatte.
Struff: "Ich bin sehr glücklich"
Entscheidend für Struffs Auftaktsieg war sein Aufschlag. 17 Asse schlug der 29-Jährige, gab sein Service kein einziges Mal ab, schaffte aber seinerseits fünf Breaks.
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„Ich bin sehr glücklich über den klaren Sieg. Bei den French Open habe ich noch vier hart umkämpfte Sätze gebraucht, um ihn zu besiegen, deshalb ist es schön, dass es heute so gut gelaufen ist“, beschrieb er seine Weiterentwicklung, die vor allem auch im Selbstbewusstsein begründet liegt, es in Paris erstmals in seiner Karriere ins Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers geschafft zu haben.
Struff erwartet enges nächstes Match
Auf dem Weg, nach dem Drittrunden-Rendezvous auf dem Center-Court mit Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer (37/Schweiz) im vergangenen Jahr erstmals auch in Wimbledon die zweite Woche zu erleben, muss Struff am Donnerstag nun den US-Amerikaner Taylor Fritz ausschalten. Der 21 Jahre alte Weltranglisten-31. hatte in der vergangenen Woche das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen und sich am Dienstag beim 6:4, 6:4, 6:3-Sieg über den Tschechen Tomas Berdych (33) in weiterhin starker Form präsentiert. „Taylor hat den Schwung aus Eastbourne mitgenommen, ich hätte nicht gedacht, dass er so glatt gewinnt. Er schlägt sehr hart, hat einen starken Aufschlag. Es wird darauf ankommen, wie ich die ersten Schläge gestalte, wenn ich gegen ihn gewinnen will. Es wird ein enges Match“, sagte Struff.
Ein Ruhetag ist dem Vater eines wenige Monate alten Sohnes, der die Familie nicht mit nach London genommen hat, am Mittwoch nicht vergönnt. Mit seinem japanischen Partner Ben McLachlan ist er in Runde eins des Doppelwettbewerbs im zweiten Match nach 12 Uhr MEZ auf Court 7 gegen die topgesetzten Lukasz Kubot/Marcelo Melo (Polen/Brasilien) gefordert. „Das ist natürlich eine harte Auslosung. Wir haben in Halle im Halbfinale gegen sie verloren, da haben sie unglaublich gespielt. Aber hier ist alles anders, wir rechnen uns etwas aus“, sagte er.
Köpfer trifft auf Schwartzman, Görges folgt Kerber und Siegemund
Köpfer, der in der Vorwoche im nordenglischen Ilkley seinen ersten Titel auf der zweitklassigen Challenger-Tour gewonnen und dadurch eine Wildcard für Wimbledon erhalten hatte, trifft nun auf Diego Schwartzman (Argentinien/Nr. 24). Am Montag waren noch alle fünf gestarteten Deutschen, darunter auch Topspieler Alexander Zverev (Hamburg/Nr. 6), an ihrer Auftakthürde gescheitert.
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Bei den Frauen Vorjahres-Halbfinalistin Julia Görges Titelverteidigerin Angelique Kerber und Laura Siegemund in die zweite Runde gefolgt. Die Tennisspielerin aus Bad Oldesloe setzte sich am Dienstag gegen die rumänische Qualifikantin Elena-Gabriela Ruse mit 7:5, 6:1 durch. Ihre nächste Gegnerin ist am Donnerstag Warwara Flink aus Russland.
French-Open-Sieger starten im Doppel
Nach dem desaströsen Montag konnten die deutschen Tennisprofis das schlechteste Wimbledon-Abschneiden seit zwölf Jahren aber nicht mehr verhindern. Am Eröffnungstag waren alle sieben deutschen Starter ausgeschieden, darunter überraschend auch der Weltranglisten-Fünfte Alexander Zverev.
Ohne deutsche Teilnehmer im Einzel läuft am Mittwoch der dritte Turniertag in Wimbledon ab. Im Doppel starten die beiden French-Open-Gewinner Andreas Mies und Kevin Krawietz in den Rasenklassiker im Südwesten Londons. Das deutsche Duo bestreitet das vierte Spiel (nach 12 Uhr) auf Außenplatz 17 und trifft auf Marcelo Demoliner aus Brasilien und Divij Sharan aus Indien. In Paris hatten der 28 Jahre alte Kölner Mies und der ein Jahr jüngere Coburger Krawietz vor gut drei Wochen den ersten Grand-Slam-Titel eines deutschen Doppels seit 82 Jahren geholt. (mit dpa/sid)