London. Nach dem Aus von Alexander Zverev hat sich Titelverteidigerin Kerber besser präsentiert. Auch Siegemund bessert deutsche Wimbledon-Bilanz auf.
Kurz die Faust geschüttelt, anschließend die Hand ihrer Gegnerin, ein nettes Winken ins artig applaudierende Publikum, zum dem auch Herzogin Kate in der königlichen Box zählte – dann war der erste Arbeitstag auf der Mission Titelverteidigung geschafft für Angelique Kerber. Mit einem glanzlosen 6:4, 6:3-Sieg nach 81 Spielminuten über ihre Fedcup-Teamkollegin Tatjana Maria zog die Wimbledonsiegerin von 2018 am Dienstagmittag auf dem Center-Court in die zweite Runde der All England Championships ein. Die 31 Jahre alte Kielerin war damit die erste Deutsche, die die Auftaktrunde überstand, nachdem am Montag alle sieben gestarteten Deutschen ausgeschieden waren.
Kurz darauf folgte ihr Laura Siegemund (Metzingen), die erstmals in ihrer Karriere die zweite Runde in Wimbledon erreicht hatte. Die 31-Jährige bezwang die britische Wildcard-Starterin Katie Swan 6:2, 6:4.
Von Kerber abgekocht
Das Match allerdings wird es in keine Best-of-Rückblicke schaffen. Es war, wie zu erwarten war, kein Festival der Hiebe. Slice war im Angebot, und das von beiden Seiten, was vor allem Kerber nicht schmeckte. Als Weltklasse-Konterspielerin hat die Weltranglistenfünfte immer Probleme, wenn die Gegnerin das Tempo verschleppt. Und das tat Maria, weil sie immer dann, wenn sie es doch einmal mit Angriffsschlägen versuchte, von Kerber abgekocht wurde.
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Also wurde das Spielgerät munter von der Grundlinie hin- und hergeschaufelt. Würde man das Match in Zeitlupe anschauen, hätte man in weiten Teilen wahrscheinlich ein Standbild zu bestaunen. Zudem schlugen beide schwach auf, was die Anzahl der Breaks beweist: Maria gelangen vier, Kerber gar sieben.
Möglichst kraftsparend gewinnen
„Die ersten Matches sind immer schwie-rig, dazu kam, dass ich sehr aufgeregt war, weil ich als Titelverteidigerin auf dem Center-Court spielen durfte. Ich wusste, was mich gegen Tatjana erwartet, deshalb war Geduld der Schlüssel zum Sieg, und dass ich bei wichtigen Punkten mein Spiel durchgezogen habe“, sagte Kerber – und hatte damit vollkommen recht. Erstrundenmatches sind nicht dazu da, um zu glänzen, man muss sie gewinnen, und das möglichst kraftsparend.
Und es gab sie ja, die Momente, in denen aufblitzte, warum die dreifache Grand-Slam-Siegerin im vergangenen Jahr an der Church Road den ganzen Weg gegangen war. Momente, in denen sie aus der Bedrängnis heraus wunderbare Passierbälle ansetzte, oder kurze Phasen, in denen sie so druckvoll agierte, wie es ein Unterschied von 60 Weltranglistenpositionen normalerweise verlangen würde.
Nächste Gegnerin: Lauren Davis
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Allerdings wäre es vermessen zu erwarten, eine gute Rasenspielerin wie Maria vom Platz zu fegen. Im vergangenen Jahr hatte die 31-Jährige aus Bad Saulgau, Mutter einer fünf Jahre alten Tochter, das Vorbereitungsturnier auf Mallorca gewonnen und in Wimbledon in Runde eins die hoch eingeschätzte Ukrainerin Jelina Switolina ausgeschaltet. „Sie ist auf Rasen eine gefährliche Gegnerin, deshalb bin ich froh, in zwei Sätzen gewonnen zu haben“, sagte Kerber, auf die am Donnerstag die US-Amerikanerin Lauren Davis als Zweitrundengegnerin wartet.
Die 25-Jährige, Nummer 95 der Weltrangliste, war als „Lucky Loser“ ins Hauptfeld gerutscht und setzte sich am Dienstag mit 6:3, 6:2 gegen die Ukrainerin Kateryna Kozlova durch. „Auf Rasen haben wir noch nie gegeneinander gespielt. Aber sie bewegt sich gut, holt viele Bälle. Da muss ich aggressiv sein und mein Spiel durchbringen“, sagte sie.