Essen. Zwei Mal hat die deutsche Nationalmannschaft bei der Handball-WM Krimis abgeliefert, aber auch sicher geglaubte Siege verschenkt. Ein Kommentar.

Wer es im Sport besonders spannend liebt, der ist derzeit gut aufgehoben bei der Handball-WM, speziell bei der deutschen Mannschaft. Und wer glaubte, dass sich das Schlussminuten-Drama beim 22:22 gegen Russland nicht mehr steigern lassen würde, der musste nur einen Tag warten, um eines Besseren belehrt zu werden. Beim 25:25 gegen Titelverteidiger Frankreich war das Ende kaum auszuhalten.

Als der letzte Freiwurf der Franzosen den Weg ins Netz fand, überwog bei den Deutschen die Enttäuschung. Mit etwas Abstand betonen sie nun das Positive. Sie machen sich Mut, weil sie gesehen hätten, dass sie mit dem Weltmeister mithalten konnten. Sie beschwören den Teamgeist, der sie in der Tat stark macht. Und sie setzen weiterhin auf das großartige Publikum, das bei einer WM im eigenen Land natürlich auch eine mitentscheidende Rolle spielen kann.

Ein verschenkter Sieg gegen Frankreich

Alles richtig, alles berechtigt. Aber bei aller Euphorie ist eine Schwäche der deutschen Nationalmannschaft nicht zu übersehen. Sie hat sowohl gegen Russland als auch gegen Frankreich Nerven gezeigt, als es darum ging, den Vorsprung ins Ziel zu bringen. In beiden Spielen ging der Ball leichtfertig verloren, als höchste Konzen­tration vonnöten war. Ein Unentschieden gegen den Weltmeister ist schön und gut, aber der Sieg wurde definitiv verschenkt.

Diese Mannschaft ist noch nicht perfekt. Wir sollten sie nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachten.