London. Großer Erfolg für Pamela Dutkiewicz. Die Sprinterin aus Wattenscheid hat über die 100 Meter Hürden bei der WM in London eine Medaille geholt.
Pamela Dutkiewicz kannte kein Halten mehr, nach ihrem Lauf zu WM-Bronze rannte die Hürdensprinterin einfach weiter zu ihren Fans, schnappte sich eine Deutschland-Fahne und ließ sich feiern. Gleich bei ihrer WM-Premiere gewann die Hürdensprinterin aus Wattenscheid eine Medaille. Und natürlich liefen ihr Freundentränen über das Gesicht."Ich war in einem Flow", sagte Dutkiewicz beim ZDF: "Mir ist ein kleiner Fehler passiert, aber es hat gereicht. Ich kann es gar nicht glauben. Ich wollte einfach nur ein gutes Rennen laufen. Ich habe nicht mit einer Medaille gerechnet, als ich das auf der Anzeigetafel gesehen habe...."
Die deutsche Meisterin musste sich nach 12,72 Sekunden in London nur Weltmeisterin Sally Pearson aus Australien (12,59) und Peking-Olympiasiegerin Dawn Harper-Nelson (12,63/USA) geschlagen geben. Dutkiewicz gewann damit die zweite Medaille für das deutsche Team bei den Titelkämpfen an der Themse - und die 25-Jährige krönte damit ihre erstaunliche Entwicklung zu einer der besten Hürdensprinterinnen der Welt.
Von der "Pummel-Pam" zur absoluten Modellathletin
Vor zweieinhalb Jahren knickte Dutkiewicz beim Auslaufen nach der Hallen-DM so unglücklich um, dass in beiden Sprunggelenken sämtliche Bänder rissen. "Ich erinnere mich an ein Bild, wie ich auf der Bahn liege, wie viele Kilos da zu viel liegen", sagte die Wattenscheiderin: "Das hat sich in meinen Kopf gebrannt. Aber das war mein Segen – weil ich endlich Zeit hatte.
"Dutkiewicz litt unter ihrem Körper, in einem langen Kampf hat sie sich von der als "Pummel-Pam" geschmähten Läuferin zur absoluten Modellathletin gewandelt. "Ich hatte den Eindruck, dass das Gewicht die Universalantwort war, wenn es nicht gut lief", erzählte sie in einem Beitrag auf dem Blog "Wortathleten": "Du konntest ja auch nicht schneller laufen, du bist ja zu schwer, hieß es. Das war eine schwere Phase." Dutkiewicz hörte, wie ein Betreuer sie "die Pummelige" nannte. "Das hat mich unfassbar getroffen und ist tatsächlich bis heute in meinem Kopf."
Dabei war Dutkiewicz verflucht schnell, 2010 die drittbeste U20-Athletin der Welt. Aber auch eher ein Kraftpaket, keine sehnige, gertenschlanke Sprinterin. Kompakt würde man sie im normalen Leben nennen, sie selbst fühlte sich dick, unwohl, berichtete von Heißhungerattacken, dem täglichen Kampf mit sich selbst."Ich war immer vorne dabei, hatte aber trotzdem immer Schiss, was für ein Foto in die Zeitung kommt", sagte sie: "Das hat meine Gedanken total eingenommen. Im Stadion zu stehen und sich zu wundern, ob der Speck irgendwo rausguckt, hat mir unglaublich den Fokus genommen.
Kontakt zu Mark Warnecke half Pamela Dutkiewicz
"Das zog sich bis zu jenem Tag im Februar 2015, als sie mit zerrissenen Bändern auf der Tartanbahn der Karlsruher Messehalle lag. "Ich hatte auf einmal sechs Monate Zeit und habe mich in einer Klinik komplett durchchecken lassen", sagte Dutkiewicz: "Da kam raus, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Ich war super enttäuscht, weil wieder ein Strohhalm, an den ich mich klammerte, zerbrochen war.
"Auf dem Tiefpunkt vermittelte eine Ärztin den Kontakt zu Mark Warnecke, Weltmeister im Brustschwimmen, Mediziner, Ernährungscoach. Mit ihm drehte Dutkiewicz alles auf links - und hatte endlich Erfolg. "Mittlerweile sind zehn Kilogramm runter", sagte sie: "Ich habe nie gedacht, dass man bei mir mal Bauchmuskeln sehen würde. Endlich bin ich selbstbewusst, wenn ich auf der Bahn stehe."Dieses Selbstbewusstsein hat sie nun zu WM-Bronze getragen. (sid)