Sie glaubte, Gewichtsprobleme zu haben, sie aß zu wenig, erst seit 2013 geht es aufwärts: Pamela Dutkiewicz, eine Top-Leichtathletin des TV Wattenscheid 01, berichtet über ihre Ernährung einst und heute. Und die Folgen.

Die können doch gar keine Gewichtsprobleme haben. Diese Meinung ist vorherrschend in Bezug auf Leistungssportler. Aber sie trifft nicht die Realität. Pamela Dutkiewicz hat am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, mehrere Stunden am Tag zu trainieren und trotzdem ein Gewichtsproblem zu haben. Dabei tut sie sich heute genau mit diesem Wort schwer: Gewicht. „Das sagt eigentlich gar nichts aus. Man kann 60 Kilo wiegen und davon sind 30 Prozent Fettanteil. Waagen und Kilogrammanzeigen halten uns einen verzerrten Spiegel vor.“

Dutkiewicz ist Hürdensprinterin beim TV Wattenscheid 01. Sie gehört seit 2008 zum Nationalkader. Trotz ihrer herausragenden Leistung hatte sie seit genau diesem Jahr immer wieder mit ihrem Gewicht zu kämpfen. Mit ihrem Umzug aus Baunatal nach Wattenscheid begann der lange Kampf. „Es war die Umstellung, durch die ich zunahm: Umzug, neue Schule und anderes Essen als bei Mama.“

Es wurde relativ schnell deutlich, dass sie etwas tun musste. „Mir wurde signalisiert, dass ich besser unter 60 Kilo wiegen sollte.“ Pamela Dutkiewicz orientierte sich daran, aß oft den ganzen Tag nichts, trainierte nachmittags zwei Stunden und aß dann eine normale Mahlzeit, weil ihr Hunger irgendwann zu groß wurde. „Ich habe dann 2009 auch wirklich weniger als 60 Kilo gewogen. Aber ich war total schwach. Bei Meisterschaften mit Vorlauf, Halbfinale und Finale konnte ich den Vorlauf noch gut laufen, nach dem Halbfinale hatte ich das Gefühl, ich sei 800 Meter gelaufen - und das Finale bekam ich gar nicht mehr mit.“

Dutkiewicz verlangte viel von ihrem Körper, gab ihm jedoch nicht genug, um den Akku wieder aufzufüllen. „Mein Körper dachte, wir befänden uns im Krieg. Er hat alles festgehalten, natürlich auch die Fette. Er wusste ja nicht, wann er wieder etwas bekommen würde. Mein Körper und ich – wir vertrauten einander nicht.“ Eine einjährige Ernährungsberatung per Telefon durch einen Experten des Deutschen Leichtathletik Verbandes brachte keine Besserung. Dutkiewicz fehlte weiterhin die Kraft, und die Waage zeigte immer wieder zu hohe Zahlen an. Das Hauptproblem blieb: Sie aß zu wenig.

Im März 2013 kam die Erlösung. Seitdem stellt Dutkiewicz, gestützt auf einen neuen Berater, mit Nahrungsergänzungsmitteln und Proteinshakes ihre Grundversorgung sicher. Zusätzlich wird ihr Stoffwechsel durch verschiedene Präparate angeregt. „Ich hab‘ gemerkt, wie mein Körper fester wurde und ich mehr Power hatte.“ Das Wichtigste sei allerdings gewesen, dass sie lernte, normal und ausgewogen zu essen. Sie ersetzt mit den Mitteln keine Mahlzeit, sondern nimmt sie zusätzlich.

Heute wiegt sie mehr als 60 Kilogramm, gehört zur deutschen Spitze im Hürdensprint und konnte 2014 sieben Bestleistungen aufstellen. Sie gehört zu den 16 besten Hürdensprinterinnen Europas. Was sich verändert hat, ist die Körperzusammensetzung: mehr Muskeln – weniger Fett.