Essen. Olympia 2032 an Rhein und Ruhr bräuchte moderne Stadien und geregelten Verkehr. Sportmanager Michael Mronz bewertet die Chancen und Risiken.
Paris 2024. Los Angeles 2028. Und dann? Der Kölner Sportmanager Michael Mronz hat ein Mammutprojekt angestoßen: Er will die Olympischen Spiele nach Nordrhein-Westfalen holen. Rhein-Ruhr 2032? Dafür kämpft der 50-Jährige. Ein Gespräch über Chancen und Risiken seines Plans.
Herr Mronz, kürzlich waren Sie beim Pferdesport im Einsatz. Seit Jahren vermarkten Sie den CHIO in Aachen. Haben Sie sich vorgestellt, wie es wäre, wenn das nun Olympische Wettkämpfe wären?
Michael Mronz: Die Olympia-Initiative hat mich in der Tat auch beim CHIO beschäftigt. Es gab konstruktive Gespräche und Diskussionen rund um die „Rhein Ruhr Olympic City“-Idee, und natürlich muss man auch aus Kritik die richtigen Lehren ziehen.
Wenn es um Kritik geht, ist man schnell bei den Finanzen.
Mronz: Unser Planungspapier ist ein Angebot aus der Mitte der Gesellschaft, und dabei ist es uns wichtig, den Menschen ein ehrliches und transparentes Konzept zu erstellen, welches einen langfristigen Nutzen mit sich bringt. Wir nennen ganz bewusst noch keine Zahlen, wenn es um die Wirtschaftskraft oder um Investitionen geht. Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt unseriös, und dafür stehe ich nicht. Das Konzept nachhaltiger Spiele birgt große Chancen weit über die eigentlichen Olympischen Spiele hinaus, dadurch dass 80 Prozent der benötigten Sportstätten bereits vorhanden sind.
Aber die Zeit bis zu den Spielen würde nicht spurlos daran vorübergehen. Das Dortmunder Fußballstadion wäre 2032 fast 60 Jahre alt. . .
Mronz: Ein großer Teil der Sportanlagen wird privatwirtschaftlich betrieben. Ich kann nicht erkennen, warum sie in den nächsten 15 Jahren nicht mehr modernisiert werden oder den aktuellen Ansprüchen genügen sollten. Borussia Dortmund wird nicht plötzlich aufhören, Fußball zu spielen. Oder nehmen wir die Messehallen, in denen Tischtennis, Fechten oder Judo ausgetragen werden könnten. Bei der Tischtennis-WM haben sich die Hallen kürzlich wunderbar bewährt. Ich kann mir nicht vorstellen, warum Düsseldorf, Essen, Köln und Dortmund als international bedeutende Messe-Standorte eines Tages nicht mehr State of the Art sein wollen.
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Pyeongchang macht damit Reklame, im kommenden Jahr Winterspiele der kurzen Wege auszurichten. Der Verkehr an Rhein und Ruhr ist problematisch. Wie wollen Sie einen Dauerstau verhindern?
Mronz: Gerade beim Thema Verkehr gilt es, das Land grundsätzlich nach vorne zu bringen, hier gibt es viel Gestaltungspotenzial und eine Riesenchance für die gesamte Region. Im Detail lässt sich noch gar nicht erahnen, was sich in 15 Jahren alles entwickeln wird. Das Verkehrsaufkommen ist zudem in den Sommerferien, und in denen finden Olympische Sommerspiele meistens statt, geringer. Ich glaube auch nicht, dass sich 40 000 Zuschauer beim Pferdesport in Aachen und 10 000 beim Rudern in Duisburg in die Quere kommen würden.
In welche Richtung kann so ein neu sortiertes Verkehrsnetz gehen?
Mronz: Der Ausbau der Infrastruktur und die Vernetzung von Mobilität und Digitalisierung sind zentrale Themen der Zukunft Nordrhein-Westfalens. Diese Aufgaben stehen so oder so auf der Agenda des Landes, aber der Rückenwind durch Olympische Spiele wird sie beschleunigen. Ich frage mich beispielsweise, warum es heute noch keine App gibt, die mir einen zuverlässigen NRW-weiten Überblick über den Nah- und Fernverkehr verschafft. Da muss sich etwas tun. Man kann davon ausgehen, dass Smartphone oder Tablet genau vorgeben werden, ob ich links- oder rechtsherum fahren muss, um 15 Minuten Zeit zu sparen und wann ich starten muss, um ohne Stau nach Hause oder zu einem Wettkampf zu kommen. Auch das autonome Fahren, Elektromobilität und eine Kombination aus Car-Sharing, Rad und ÖPNV werden bedeutsamer sein.
Für die meisten Sportarten haben Sie schon Standorte ausgesucht. Was ist mit dem Olympischen Dorf, wo könnte es gebaut werden?
Mronz: Diese Entscheidung gilt es dann zu treffen, wenn feststeht, wo Wohnraum in den nächsten Jahren in der Region am notwendigsten sein wird. London hat das vorbildlich gelöst: Hier werden die Gebäude aus dem Jahr 2012 heute als Wohnungen genutzt.