London. Angelique Kerber hat die dramatische Tennis-Partie gegen Shelby Rogers gewonnen. Alexander Zverev gewann souverän gegen Sebastian Ofner.

Angelique Kerber entdeckt in Wimbledon ihren Kampfgeist wieder, Alexander Zverev ab Montag Grand-Slam-Neuland. Nachdem die Weltranglistenerste aus Kiel "mit Herz und Leidenschaft" ins Achtelfinale eingezogen war, gewann der Hoffnungsträger aus Hamburg erneut souverän und steht erstmals in seiner jungen Tennis-Karriere bei einem der vier Major-Turniere in der zweiten Woche.

"Der Schlüssel war, dass ich nach jedem Ball gerannt bin und nie aufgegeben habe", sagte Kerber nach dem hart erkämpften 4:6, 7:6 (7:2), 6:4 in 2:17 Stunden gegen Shelby Rogers aus den USA. "Vielleicht", fügte die Vorjahresfinalistin hinzu, "ist das der Wendepunkt. Wir werden sehen. Auf jeden Fall war das ein wirklich wichtiger Sieg."

Zverev souverän

Zverev erreichte die Runde der besten 16 deutlich souveräner, nach dem 6:4, 6:4, 6:2 in 1:33 Stunden gegen Qualifikant Sebastian Ofner aus Österreich ist der 20 Jahre alte Hamburger noch immer ohne Satzverlust. Allerdings wartet am Montag eine große Aufgabe auf ihn: Vorjahresfinalist Milos Raonic aus Kanada, der dank seiner Aufschlagstärke auf dem "Heiligen Rasen" stets zu den Favoriten gehört.

Kerber bekommt es mit Garbine Muguruza aus Spanien zu tun, gegen die sie viermal in Folge verloren hat - unter anderem vor zwei Jahren in Wimbledon. Die Finalistin des Jahres 2015 strotzt nach drei klaren Siegen vor dem Selbstvertrauen, das Kerber vermisst. Doch immerhin spielte sie laut Bundestrainerin Barbara Rittner gegen Rogers "mit Herz und Leidenschaft, auch wenn ab und zu noch die letzte Überzeugung gefehlt hat".4:6, 2:4 und 30:40 hatte Kerber im Drittrundenduell mit der Weltranglisten-70. bereits in Rückstand gelegen, es drohte der nächste Tiefpunkt in einem Jahr voller sportlicher Rückschläge. Doch Kerber ließ nicht locker, sie packte der Trotz, hielt ihren Aufschlag und erkämpfte sich im Spiel darauf mit einer Energieleistung, die an bessere Tage erinnerte, einen Breakball.

Kerber kämpfte sich durch ein Wellental

"Das war der Punkt, der das Match gedreht hat", sagte Kerber später, auch wenn sie sich auch im entscheidenden Satz durch ein Wellental kämpfen musste. Taktisch hatte sie zwar eine Menge Fehlentscheidungen getroffen, die nicht austrainierte Rogers zu selten in Bewegung gebracht, doch immerhin stimmten Einstellung, Körpersprache und Nervenstärke. Beim 5:4 im dritten Durchgang ließ sie Rogers nicht mehr zurückkommen.

Mit dem Rücken zur Wand hatte Kerber in der Vergangenheit oft ihre besten Matches absolviert, im letzten Jahr schaffte sie es mehr und mehr, ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. So triumphierte sie bei den Grand-Slam-Turnieren in Melbourne und New York, lieferte im Rasenmekka an der Londoner Church Road der großen Serena Williams ein Match auf Augenhöhe und gewann in Rio die olympische Silbermedaille.

Von solchen Erfolgen ist sie in dieser Saison weit entfernt, aber immerhin hat sie in Wimbledon nun drei Matches nacheinander für sich entschieden. Das war ihr zuletzt beim kleinen Turnier im mexikanischen Monterrey vor drei Monaten gelungen. Es war Kerbers bislang einziger Finaleinzug im Jahr 2017.(sid)