Essen. . Kurz vor seinem WM-Gold in St. Moritz ist Skirennfahrer Erik Guay aus Kanada noch schwer gestürzt. Neue Sicherheitstechnik hat ihn gerettet. Die Airbags sind ein großes Thema im Skisport.
Erik Guays Sturz in Garmisch-Partenkirchen zählt zu den spektakulären Szenen des Skiwinters. Während der Weltcup-Abfahrt verkantet der kanadische Skirennfahrer bei hoher Geschwindigkeit mit einem Ski, hebt ab, fliegt und schlägt mit seinem Rücken auf der brettharten Piste auf. Die Zuschauer sind geschockt. Zehn Tage später wird Guay in St. Moritz Weltmeister im Super-G. Als wäre nie etwas gewesen. Wieso er unversehrt davon kam? Wohl wegen seines Airbags.
Sicherheitsexperten sind sich einig: Die im Skisport noch junge Schutztechnik hat den Rennfahrer vor schweren Verletzungen bewahrt. Unter seinem Rennanzug trug Guay einen Airbag, der den Oberkörper umhüllt. Im Rennen so dünn, dass er nicht auffällt, aber bei einem Sturz ein Wunderding. Innerhalb von Sekundenbruchteilen bläst er sich auf, wird zu einem Luftpolster und federt den Aufprall ab. Auf Videos ist zu sehen, dass Guays zuvor eher schlanker Oberkörper nach dem Sturz so aussieht, als trage der Skifahrer eine voluminöse Daunenjacke. Das ist der aufgeplusterte Airbag. Der Kanadier ist nicht der einzige Spitzenfahrer, der darauf vertraut. Nach anfänglicher Skepsis unter den Athleten setzt sich die Erfindung durch.
„Ich schätze, dass etwa 20 Weltcup-Fahrer mit Airbags ausgestattet sind, auch die deutschen Speedspezialisten haben sich dafür entschieden“, sagt Charly Waibel, Bundestrainer für Wissenschaft, Technik und Material beim Deutschen Skiverband, im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist selbst gerade bei der Ski-WM in St. Moritz (bis 19. Februar) im Einsatz und zieht das Fazit, dass sich die unscheinbaren Westen mit dem erstaunlichen Innenleben in ihrer zweiten Weltcup-Saison zunehmend bewähren. „Ich sehe nur Vorteile“, sagt Waibel. Weder die Befürchtung, die sie könnten zum falschen Zeitpunkt auslösen, habe sich bestätigt, noch die Sorge, dass sie unangenehm zu tragen seien. Stattdessen wächst die Einsicht, dass die Airbags Verletzungen verhindern, womöglich sogar Leben retten können.
Noch kosten die Airbags 1000 Euro
Auch bei der gerade in München zu Ende gegangenen Sportmesse Ispo waren sie Gesprächsthema. Es scheint, als könnten die Luftpanzer auf der Piste das nächste große Sicherheitsding nach dem Durchbruch der Skihelme werden. Eines Tages zumindest, denn noch sind die Airbags teuer und werden nur von wenigen Herstellern angeboten. Um die 1000 Euro kostet so eine Weste beispielsweise bei Rossignol, bei Poc oder Dainese, drei Firmen, die sich an diesen Teil der Ausrüstung schon herantrauen. „Jeder Freizeitskifahrer muss selbst entscheiden, ob ihm ein Airbag so viel Geld wert ist. Erik Guay würde sicher sagen, dass die tausend Euro gut investiert sind“, sagt Charly Waibel.