Melbourne. . Die Verletzungspause des Schweizers ist vergessen. Nach dem Sieg gegen Mischa Zverev wartet auf Roger Federer nun Landsmann Stanislas Wawrinka.
Kaum hatte Roger Federer australischen Boden betreten, da sagte er, der berühmteste aller Tennisprofis, der legendäre Maestro, einen bemerkenswerten Satz: „Meine Gegner wissen nicht, was sie von mir erwarten können.“ Das war richtig und falsch zugleich.
Es war richtig, weil der 35 Jahre alte Schweizer nach einem halben Jahr Verletzungspause selbst ein wenig der Orientierung und der klaren Sicht beraubt war – und weil keiner seiner potenziellen Grand-Slam-Gegner es besser wissen konnte als der Meister selbst. Es war aber auch falsch, weil Federer wusste, dass er sich ausreichend Zeit genommen hatte für seine Rückkehr. Und es war erst recht falsch für die Turnierphase der Australian Open, in der Federer sich jetzt befindet, tief drinnen in der zweiten Woche. In einem Moment, da die Umkleidekabinen nicht mehr so voll sind und nur noch ein paar Cracks um den Jackpot spielen.
Jetzt ist wieder auf Federer Verlass, wie er beim ungefährdeten 6:1, 7:5, 6:2 über den Hamburger Mischa Zverev eindrucksvoll unter Beweis stellte. Verlass auf seine alten Instinkte, auf die Souveränität des Künstlers, der so oft wie kein zweiter die Bewährungsproben unter großem Druck gestemmt hat.
Duell der Freunde
Sechs Monate Verletzungspause sind abgeschüttelt. Mit alter Magie und neuer Frische stürmte Federer am Dienstag am deutschen Überraschungsmann vorbei ins Halbfinale, wo er sich mit seinem Freund Stan Wawrinka zu einem Schweizer Duell treffen wird. „Es ist ein cooler Moment für mich“, sagte Federer nach dem Sieg über Zverev, „und jetzt wird es noch ein bisschen cooler.“
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Zverev hatte seinen großen Tennismoment im Achtelfinale, als er den Frontmann Andy Murray mit einer strategischen Meisterleistung schachmatt setzte. Doch Federer erwies sich als ganz anderes Kaliber, der wiedererstarkte Maestro knallte dem Deutschen serienweise pfeilschnelle Passierbälle um die Ohren – und preschte selbst in die Offensive vor. Nur ganz wenige Schwächephasen leistete er sich auf dem Weg in sein 41. Grand Slam-Halbfinale.
Den Aufschlaggiganten John Isner heimgeschickt, Andy Murray entzaubert, auch gegen Roger Federer nach Fehlstart noch mit starker Gegenwehr – Zverev konnte sich auch im Augenblick der Niederlage noch wie der zweite Sieger fühlen. Was er mitnehme, wurde Zverev gefragt. Seine Antwort lautete: „Wenn du an dich glaubst, ist alles möglich.“
In einem Team mit Bruder Sascha
Nächster Stopp für ihn, für das Familienunternehmen Zverev, ist Frankfurt. Dort trifft die Davis-Cup-Mannschaft vom 3. bis 5. Februar auf Belgien. Es erfüllt sich ein Traum des älteren Zverev-Bruders: Spät in seiner Karriere steht er nun zusammen mit seinem Bruder Sascha im Team.
Und in Melbourne? Hier richten sich die Blicke auf Federer. Als betagtester Profi seit dem Amerikaner Arthur Ashe 1978 geht der Grand-Slam-Rekordchampion (17 Titel) nun am Freitagmorgen deutscher Zeit ins Rennen gegen Wawrinka.