Melbourne. Der Hamburger steht nach dem Sieg gegen den Weltranglistenersten im Viertelfinale der Australian Open. Nun trifft er auf Roger Federer.

Den Volleykünstlern früherer Tage ging das Herz auf. John McEnroe erklärte Mischa Zverev im Kabinengang, er sei jetzt sein Lieblingsspieler, von anderen Fachleuten wurde er mit dem Australier Pat Rafter oder Wimbledonsieger Richard Krajicek verglichen, und die Begeisterung nahm kein Ende. Beim Achtelfinalsieg bei den Australian Open gegen Andy Murray (7:5, 5:7, 6:2, 6:4), die Nummer eins des Tennis, machte der Hamburger das Spiel seines Lebens, präsentierte schönste Volleykunst.

So nah am Netz wie Mischa Zverev spielt unter den Besten heutzutage keiner mehr. Die Aggression kommt von der Grundlinie, alles andere, so die mehrheitliche Meinung, sei wegen des größeren Tempos im Spiel zu gefährlich. Zverev sagt, es dauere einfach länger, das Serve-und-Volleyspiel zu entwickeln, am Anfang werde man halt oft passiert, und das sei für junge Leute nicht leicht zu ertragen.

In einer ganz anderen Liga

Aber gegen Murray habe es keine andere Chance, keinen Plan B gegeben. Zverev: „Ich kann gegen ihn nicht hinter der Grundlinie spielen und versuchen, lange Ballwechsel zu gewinnen. Dazu ist er körperlich viel zu stark.“ Die richtigen Schlüsse zu ziehen ist eine Sache; schon daran scheitern viele. Aber diese Schlüsse in die Tat umzusetzen und Murray dermaßen in die Defensive zu drängen, das gehört zu einer ganz anderen Liga.

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Spätestens Mitte des vierten Satzes war klar, dass die Sache für Murray brenzlig werden würde. Es sei weniger die Zahl der Netzangriffe (118, davon 65 mit Erfolg) gewesen, die ihm zugesetzt hätte, sagte der Schotte später. „Jedes Mal, wenn ich ihn unter Druck gesetzt habe, hat er großartig reagiert.“

Eigentlich hatte man Mischa Zverevs zehn Jahre jüngerem Bruder Alexander in Melbourne den Einzug ins Viertelfinale zugetraut, aber der 19-Jährige scheiterte in der dritten Runde knapp am Spanier Rafael Nadal.

Im Viertelfinale trifft Mischa Zverev nun auf Roger Federer, der am Sonntag in fünf Sätzen gegen Kei Nishikori gewann. Die zweite Woche der Australian Open wird also ohne die nominellen Spitzenleute Andy Murray und Titelverteidiger Novak Djokovic stattfinden. So etwas passiert bei einem Grand-Slam-Turnier zum ersten Mal seit den French Open 2004, als Federer und Andy Roddick früh verloren. Mit weiteren Prognosen sollte man nun vielleicht erstmal ein bisschen vorsichtig sein.