Paris. Die DHB-Auswahl galt im Achtelfinale als Favorit. Doch am Ende verlor Deutschland gegen Katar überraschend mit 20:21. Der Spielbericht.
Im Café Chambertin direkt vor der Accor Hotels Arena warteten die deutschen Fans bereits zwei Stunden vor Beginn des WM-Achtelfinals zwischen Deutschland und Katar auf den großen Auftritt ihrer Mannschaft. Während sie im Fernsehen dabei zusahen, wie Schwedens Handballer die Weißrussen aus dem Turnier komplementierte (41:22), fachsimpelten sie über Torhüterverhalten und taktische Finessen. Mittendrin saß Sönke Carstensen. Der 71-Jährige aus Henstedt-Ulzburg war schon 2001 bei der Weltmeisterschaft in Frankreich dabei. „Jetzt bin ich zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder bei einer WM“, sagt der ehemalige Rückraumspieler, der immer noch als Schiedsrichter und Trainer aktiv ist.
Seine Prognose für das Spiel: „Katar spielt ja nicht zu Hause, also haben wir gute Chancen.“ Die Chancen waren da, doch am Ende sollte das WM-Trauma bleiben. Youssef Ali ließ die Titelträume der deutschen Handballer platzen. In der letzten Minute traf er zum 21:20 (10:9) und sorgte damit für eine Sensation bei dieser Weltmeisterschaft. Katar trifft im Viertelfinale am Dienstag auf Slowenien (20.45 Uhr, handball.dkb.de), Deutschland muss die Heimreise antreten.
Dabei wollte man dieses Mal alles anders machen. Anders als vor zwei Jahren, als Deutschland im WM-Viertelfinale in Katar am Gastgeber, scheiterte (24:26) und sich anschließend über eine fragwürdigen Schiedsrichterleistung beklagte. Man hate es nicht knappe werden lassen wollen und das gelang zu Beginn auch ausgezeichnet: Die deutschen Handballer starteten mit einer Abwehrleistung, die an das EM-Finale gegen Spanien erinnerte. Nach zwölf Minuten hatte Katar gerade einmal ein Feldtor erzielt, Deutschland führte 6:2. Wenn doch mal ein Ball den Mittelblock von Finn Lemke und Patrick Wiencek überwinden konnte, war Torhüter Andreas Wolff zur Stelle, der erneut den Vorzug vor Silvio Heinevetter erhalten hatte.
Immer wieder schlichen sich Fehler ein
Dann aber schlichen sich immer wieder Fehler im Aufbauspiel ein. Die Anspiele an den Kreis landeten größtenteils in den Händen der Gegner, die diese freundliche Einladung nutzten, um den Abstand auf ein Tor zu verkürzen (6:5/16.). Wenn die deutschen Schützen in dieser Phase doch mal aufs Tor werfen konnten, verhinderte Katars Schlussmann Danijel Saric den Treffer. Zwischen der zehnten und der 23. Minute gelangen der DHB-Auswahl nur zwei Tore, den zweiten hatte Torhüter Wolff eingeleitet, nachdem er schon den zweiten Sieben-Meter der Kataris gehalten hatte. Nach 27 Minuten hatte er eine Quote von unfassbaren 63 Prozent gehaltenen Bällen.
„Bravo, bravo, weiter, weiter“, brüllte Heinevetter, der immer wieder von der Ersatzbank aufsprang – auch, um die Spieler zurechtzuweisen: „Ey Männer, auf geht es jetzt“, rief er, denn im Offensivspiel gelang weiterhin nicht viel. Dagur Sigurdsson, der vor der Partie betont hatte, man dürfe sich auf gar keinen Fall einen „Blackout“ erlauben, musste nun genau diesen im Angriff beobachten. Immer wieder griff der Bundestrainer in die taktische Trickkiste, doch egal, ob er mit zwei Kreisläufern agierte oder den glücklosen Steffen Fäth gegen Julius Kühn austauschte, seinen Mannen trafen einfach nicht. Schließich stellte er mit Holger Glandorf und Kai Häfner zwei Linkshänder in den Rückraum – das wirkte, der nachnominierte Glandorf traf zum 10:9-Halbzeitstand.
Die zweite Hälfte begann mit einem parierten Sieben-Meter Wolffs, aber auch weiterhin vielen Fehlern im Angriff. „Lasst euch nicht einlullen“, schrie Heinevetter und auch die Zuschauer fühlten sich nun animiert, den die deutschen Spieler mit Tipps zu versorgen: „Spielt doch mal schneller“, rief einer. Paul Drux schien ihn gehört zu haben, ging in ein mutiges eins gegen eins und sorgte mit einem eleganten Dreher für den ersten Zwei-Tore-Vorsprung in der zweiten Hälfte (13:11/39.).
Wiencek wurde disqualifiziert
Der Glanzpunkt der Partie war allerdings weiterhin die starke Abwehr im Verbund mit Torhüter Wolff, die die Grundlage für die 17:13-Führung ein Viertelstunde vor Schluss legte. Im Mittelblock agierte inzwischen Hendrik Pekeler, Wiencek setzte Sigurdsson nur noch vorne ein, da der Abwehrchef des THW Kiel schon zwei Zeitstrafen kassiert hatte. Es half aber nichts, die Dritte folgte zehn Minuten vor Spielende. Wiencek wurde disqualifiziert, das brachte seine Mitspieler kurzzeitig so aus dem Konzept, dass Katar der Ausgleich gelang (17:17/51.). Zwei Minuten vor Schluss gelang Katarina die erste Führung dieser Partie. Rafael Capote gelang das 21:20. Als erst Neffen Fäth der Ball aus der Hand flutschte und dann auch noch der Pass von Holger Glandorf an Patrick Grotzki vorbeiflog, war die Niederlage und der neunte Platz für Deutschland bei dieser WM besiegelt.
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