Rouen. . Deutschland bei der Handball-Weltmeisterschaft am Dienstag gegen Saudi-Arabien: Titelprämie ist für das Gensheimer-Team aber nur eine Motivation.

Nach dem großen Auftritt suchte er die Stille. Während seine Mitspieler am spielfreien Montag Bücher lasen (Andreas Wolff), Darts spielten (Julius Kühn) oder auf dem Fahrrad ihre Verletzung auskurierten (Paul Drux) verschwand Uwe Gensheimer auf seinem Zimmer.

Einige Boulevard-Zeitungen vermeldeten wenig später, dass der Kapitän sich auf den Weg nach Mannheim gemacht habe, um der Beerdigung seines kürzlich verstorbenen Vaters beizuwohnen. Er werde erst am Freitag zum Spiel gegen Kroatien zurück erwartet. Gensheimer aber lief derweil durch die Lobby des Mannschaftshotels im französischen Rouen. Das Beispiel zeigt, wie intensiv derzeit über den Verbleib von Deutschlands Kapitän spekuliert wird.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning sprach deshalb Klartext: „Er wird kein Spiel verpassen, damit hören die Spekulationen hoffentlich auf.“ Zudem bat er im Interesse Gensheimers darum, dessen Privatangelegenheiten endlich ruhen zu lassen: „Wann er wo wie hinfährt, ist keine sportliche Frage, und geht keinen etwas an.“

Im Auftaktspiel der Deutschen am Freitag gegen Ungarn spielte Gensheimer wie entfesselt, traf 13 Mal und riss seine Mannschaftskollegen mit seiner Begeisterung mit. Am Sonntag traf der Linksaußen gegen Chile vier Siebenmeter, ansonsten überließ er Rune Dahmke die Außenbahn. Rechtsaußen wirkte Tobias Reichmann noch etwas zaghaft, der die Vorbereitung wegen muskulären Problemen in der Wade nicht voll mitmachen konnte. „Er braucht noch ein, zwei Partien“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Dann hofft er, den 28-Jährigen wieder in der Spitzenform zu sehen, die er vor einem Jahr bei der EM in Polen hatte, als er in Abwesenheit des verletzten Gensheimers mit seiner herausragende Strafwurfquote überzeugte.

Titelprämie: 250 000 Euro

Während Hanning im EM-Verlauf noch nicht auf Siegprämien für die Spieler vorbereitet war, konnte er am Montag eine Summe nennen. „Die Wahrscheinlichkeit ist ja jetzt auch ein bisschen höher als in den Jahren davor“, sagte er lachend in Anspielung auf die Prämie vom 200 000 Euro, die bei dem sensationellen EM-Triumph erst am Tag vor dem Finale festgelegt worden war. Für den WM-Titel hat der DHB eine Prämie von 250 000 Euro für seine Spieler ausgelobt. Bei der aktuellen Kadergröße von 15 Spielern entspräche das einer Summe von 16 666,66 Euro für jeden Akteur. Dafür muss die deutsche Auswahl aber jeden Gegner schlagen, der ihren Weg kreuzt, nicht nur die vermeintlich schwachen.

Paul Drux wird geschont

Gegen einen Gegner dieser Sorte geht es heute (17.45 Uhr/Livestream auf www.handball.dkb.de). Den Handballern aus Saudi-Arabien mangelt es zwar nicht an Erfahrung, in Frankreich nimmt das Königreich bereits zum achten Mal an einer WM teil, bisher ohne großen Erfolg. Sigurdsson wollte allerdings nichts mehr hören von vermeintlich schwachen Gegnern. „Diese Spiele gehören dazu“, sagte der Isländer. „Diese Nationen müssen auch ihre Chance bekommen, denn sonst können auch keine Wunder passieren. Das hat man ja beim Fußball mit Island gesehen.“

Der 43-Jährige sieht auch Vorteile in Begegnungen wie duieser: Zunächst kann er Paul Drux schonen, der im Spiel gegen Chile umgeknickt war. Am Montag wurde Drux von den Physios versorgt und konnte eine lockere Krafteinheit absolvieren. Gegen Saudi Arabien wird er nicht spielen, gegen Weißrussland sehe er aber schon wieder Chancen, sagte Sigurdsson. Auf Kapitän Gensheimer will er aber in beiden Partien bauen.