Rouen. Die Europameister erwischen einen guten Start in die Handball-WM. Kapitän Uwe Gensheimer ragt beim Sieg über Ungarn heraus.

Es dauerte keine fünf Minuten, da hallten die ersten Uwe-Gensheimer-Sprechchöre von den Rängen der Kindarena. „Uwe, Uwe“, brüllten die zahlreich erschienenen deutschen Fans in der 5450 Zuschauer fassenden, gut gefüllten Halle. Der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft, dessen Teilnahme an der Weltmeisterschaft nach dem plötzlichen Tod seines Vater vergangene Woche auf der Kippe gestanden hatte, war mit 13 Treffern der beste Werfer beim 27:23 (16:11)-Sieg zum WM-Auftakt gegen Ungarn.

Großes Lob von Wiencek

„Uwe war überragend“, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek über Gensheimer, der bereits vor der Partie um Verständnis gebeten hatte, nicht für einen Kommentar zur Verfügung zu stehen. So sprach Wiencek weiter: „Meinen allergrößten Respekt vor dem, was er heute geleistet hat. Da sieht man mal, was er für ein Leader ist.“ So einen brauchte die deutsche Mannschaft auch. Denn im Verlauf der Partie durchlebte sie so einige Phasen zwischen absoluter Souveränität und totaler Planlosigkeit.

Bundestrainer Dagur Sigurdsson hatte seine Mannschaft gut auf die Ungarn eingestellt, die mit dem 2,09-Meter-Hünen Laszlo Nagy einen wurfgewaltigen Linkshänder vom Champions-League-Zweiten Veszprem im Kader haben. Sigurdsson lag zudem damit richtig, Silvio Heinevetter im Gehäuse den Vorzug vor Andreas Wolff gegeben hatte. Der Berliner spielte sich mit seiner unkonventionellen Art schnell in die Köpfe der ungarischen Angreifer: Einen Ball hielt er unter seiner linken Po-Backe fest, einen anderen klemmte er unter seiner Achsel ein. Dass Deutschland nicht bereits nach der ersten Viertelstunde mit vier Toren in Führung ging, lag einzig an den etwas zu überhasteten Abschlüssen von Julius Kühn.

Auch interessant

Nach 20 Minuten humpelte Nagy nach einer Abwehraktion gegen Kühn verletzt vom Feld, ab diesem Moment war die deutsche Auswahl nicht mehr zu halten und spielte sich eine komfortable Führung heraus (16:9/29.). „Ungarn musste seinen Plan umstellen, das haben wir ausgenutzt“, sagte Sigurdsson. „Wir haben es dann aber nicht gut genug weiter gespielt.“

Weiter Wurf ins leere Tor

Sigurdssons Mannen gelang neun Minuten lang kein Treffer mehr, was auch an Roland Mikler lag, der ab der zweiten Hälfte Ungarns Tor bewachte. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte Ungarn auf einen Treffer zum Europameister aufgeschlossen (17:16/45.). „Wir haben zu Beginn der zweiten Hälfte ein bisschen den Faden verloren“, gab Steffen Fäth zu. Uwe Gensheimers Treffer sicherten dann den Sieg. Auch das letzte Tor erzielte der Kapitän, mit einem Wurf quer über das Feld ins leere Tor der Ungarn. „Uwe hat eine gigantische Leistung abgeliefert“, sagte Kai Häfner. „Es ist eine Ehre, mit ihm zu spielen.“