Singapur. . Angelique Kerber erteilte Simona Halep bei den ATP-Finals eine Lehrstunde. Den Sieg der Tennisspielerin sah in Deutschland niemand.
Noch ist nichts endgültig entschieden, aber irgendwie sieht es nicht danach aus, dass die Sache noch schiefgehen könnte. Nach ihrem souveränen Sieg gegen Simona Halep (6:4, 6:2) hat Tennis-Ass Angelique Kerber beste Aussichten, im Halbfinale der WTA -Finals in Singapur zu landen. Aber wann und wie und welches Szenario dazu nötig ist, damit mag sie sich nicht beschäftigen. Sie weiß, dass sie es selbst in der Hand hat, wenn sie am Donnerstag gegen die Amerikanerin Madison Keys gewinnt, und genau das will sie tun.
Eine Stunde vor Beginn der Partie gegen Halep öffnete der dunkelgraue Himmel am Dienstagabend seine Schleusen über Singapur, Donner rollte und grollte, und er verzog sich nicht so schnell. Angelique Kerber wusste, dass es für sie gegen die an langen Ballwechseln interessierte Rumänin darauf ankommen würde, das Spiel möglichst schnell zu dominieren; so, wie bei den drei Siegen in den vier gemeinsamen Spielen in diesem Jahr. Und genau das tat sie. Sie brauchte keine drei Minuten, um im Spiel zu sein, sie ging schnell 3:1 in Führung, und durch das Hallendach drang der Groll des Donners.
Mitte des Satzes fand sich Halep besser zurecht, machte weniger Fehler. Ein paar Momente lang sah es so aus, als wachse die Gefahr für Kerber, doch mit einem Ball, der für sie in diesem unfassbar erfolgreichen Jahr typisch ist, wehrte sie einen Breakball ab – mit vollem Risiko. Nur kurz vor Schluss wurde es noch mal spannend, als die zähe Rumänin sich noch mal zwei Breakbälle erarbeitete, aber auch das reichte nicht. Mit einer erfolgreichen Challenge um eine strittige Entscheidung von Angelique Kerber endete das Spiel, und was ihr dieser Sieg bedeutete, sah man auch daran, dass sie sich bekreuzigte, was sie sonst eher nicht tut. Klare Sache, souveräner Sieg. Und eine Vorstellung, bei der sie deutlich weniger Ausdauer investieren musste als beim Sieg zwei Tage zuvor in mehr als zwei harten Stunden und drei Sätzen gegen Dominika Cibulkova aus der Slowakei.
ARD spielte nicht mit
Direkt nach dem Ende des Spiels wusste Angelique Kerber noch nicht, ob der Sieg gegen Halep zur Qualifikation für das Halbfinale reichen würde, und auch der Ausgang der zweiten Partie des Abends zwischen Cibulkova und Keys brachte keine Klarheit; Keys gewann, und sie steht damit ebenso mit 1:1 Punkten da wie Simona Halep. Aber fest stand, dass sie innerhalb von zwei Tagen bei den WTA Finals 2016 so viele Spiele gewonnen hatte wie in drei Versuchen zuvor zusammen.
Am Dienstagabend meinte sie jedenfalls, sie sei froh und glücklich, die Sache entschlossen erledigt zu haben, bedankte sich beim Publikum und rief den Leuten zu: „Ich hoffe, ihr hattet ebenso viel Spaß wie ich.“ Ein Spaß, der sich den Zuschauern in Deutschland nicht wie erwartet im Hauptprogramm der ARD, sondern nur im Ableger one (zuvor EinsFestival) erschloss. Im Hauptprogramm wurden die Fans mit „Rote Rosen“ und „Sturm der Liebe“ verwöhnt. Donner aus Singapur wäre eine gute Alternative gewesen.