Aachen. Bernhard Langer versteht aber Golf-Topstars, die wegen Zika auf Rio verzichten. Für den 58-Jährigen ist die Perfektion seines Spiels wichtiger als Titel .

Er ist der Unermüdliche, der Mann, der nicht zu altern scheint. Seit 40 Jahren ist Golf-Ikone Bernhard Langer auf der Profi-Tour unterwegs. Er spielt und spielt und spielt. Zwischen zwei Turnieren ist er am Samstag mit der Goldenen Sportpyramide ausgezeichnet worden. Und er hatte Zeit für ein Gespräch über den perfekten Schlag, Ehrgeiz und Olympia. 58 Jahre soll er sein, behauptet sein Ausweis jedenfalls.

Herr Langer, die Deutsche Sporthilfe hat Sie beim Reitsportspektakel CHIO geehrt. Können Sie mit Pferden etwas anfangen?
Bernhard Langer: Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich auf einem Pferd gesessen. Das war in Südafrika am Strand. Es war später Nachmittag, und das Pferd hatte offenbar keine Lust, noch rauszugehen. Nach einem Kilometer hat es von sich aus umgedreht und ist bis zum Ausgangspunkt zurückgaloppiert. Ich saß oben drauf und habe um mein Leben gefürchtet (lacht, d.Red.). Aber eigentlich halte ich Reiten für einen schönen Sport und Pferde für elegante Tiere.

Wie regelmäßig sind Sie noch in Deutschland?
Langer: Längst nicht mehr so häufig wie früher. Ich halte mich drei bis vier Wochen im Sommer in Europa auf, hauptsächlich, um Familie und Freunde zu sehen. Über Weihnachten und Neujahr bin ich dann noch ab und zu zum Skilaufen hier. Aber mein Lebensmittelpunkt liegt in Florida.

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Bei der Gala zur Goldenen Sportpyramide haben Sie auch ehemalige Leistungssportler aus anderen Disziplinen getroffen. Welche Sportarten interessieren Sie?
Langer: Ich bin grundsätzlich sehr sportbegeistert. Bis auf wenige Ausnahmen interessiert mich alles. Deshalb schaue ich mir viel Sport im Fernsehen an und verfolge auch in den USA die Fußball-Bundesliga. Ich bin Anhänger des FC Bayern und des FC Augsburg. In Augsburg bin ich aufgewachsen, daran hängt mein Herz noch sehr.

Jahrzehnte als Profigolfer in der Welt unterwegs zu sein, ist das nicht ein besonders kräftezehrendes Leben?
Langer: Natürlich verkrafte ich das viele Reisen nicht mehr so gut wie mit 20 oder 30. Es gab Jahre, in denen ich definitiv zu viel auf der ganzen Welt gespielt habe. Deshalb fliege ich heute auch nicht mehr so häufig weite Strecken, sondern konzentriere mich auf Turniere in Amerika.

Können Sie zwischendurch auch abschalten?
Langer: Ich genieße die turnierfreien Zeiten tatsächlich. Selbst ich muss nicht mehr jeden Tag einen Golfschläger in der Hand haben. Meine Familie, mein christlicher Glaube und meine Fitness helfen mir runterzukommen. Oder auch die Woche über Weihnachten, wenn ich beim Skilaufen bin. Aber länger als ein, zwei Wochen halte ich es ohne Golfschläger dann doch nicht aus. Ich spiele immer noch furchtbar gerne Golf.

Sie haben fast alle wichtigen Turniere gewonnen. Welche Ziele haben Sie noch?
Langer: Es geht mir weniger um Titel, sondern eher um die Perfektion. Meine Technik soll besser werden, beispielsweise im kurzen Spiel. Stellen Sie sich einmal vor, wenn ich jeden Tag auch nur einen Viertel Schlag besser würde, wäre ich nach vier Tagen schon einen ganzen Schlag besser. Technisch kann man sich auch in meinem Alter noch steigern. Das ist der Vorteil dieses Sports. Für mich gilt: Alles, was ich tue, möchte ich sehr gut machen. Dieser Ehrgeiz treibt mich an. So schnell werde ich nicht aufhören.

Stichwort Olympia: Nach mehr als 100 Jahren Pause gehört Golfen in Rio wieder dazu. Die Begeisterung unter den Topspielern scheint sich aber in Grenzen zu halten. Es gibt einige Absagen…
Langer: Ich glaube schon, dass sich die meisten freuen, dabei sein zu dürfen. Man darf das nicht in ein falsches Licht rücken. Allerdings ist das Zika-Virus sehr präsent in den Medien, und so wie ich es mitbekomme, ist die Angst vor einer Ansteckung in den meisten Fällen der Grund für die Rio-Absagen. Man muss sich fragen, ob eine Olympia-Teilnahme es wert ist, möglicherweise keine Kinder bekommen zu können, wenn man sich mit Zika infiziert.

Aus anderen Sportarten werden nicht so viele Absagen gemeldet.
Langer: Golfer sind Individualisten. Vielleicht haben sich deshalb mehr Golfspieler als andere Sportler gegen Olympia entschieden. Ich halte es auch für möglich, dass andere Sportler intensiver von ihren Verbänden in Richtung Olympia gelenkt werden.

Bedauern Sie es, dass Sie selbst nicht für Olympia qualifiziert sind?
Langer: Sehr. Es wäre ein Traum von mir gewesen, einmal dort zu spielen und gemeinsam mit anderen Sportlern Zeit im olympischen Dorf zu verbringen. Die Atmosphäre hätte ich sehr genossen.