Mülheim. . Es sieht so einfach aus, wenn Golfspieler aus großer Distanz das Loch treffen. Ein Selbstversuch zeigt, worauf es beim Golfen ankommt.

So richtig sommerlich ist es nicht, auf der Golfanlage des GC Mülheim. Aber ich bin ja auch nicht hier, um das schöne Wetter zu genießen, sondern um Golf zu spielen. Klar, auf einer Driving-Range war ich schon mal. Alleine, ohne Anleitung. Einfach drauf los geschlagen. Jetzt soll alles anders werden. Martin Voigt, Golflehrer beim Selbecker Klub, hat sich Zeit genommen, um mir einen Eindruck zu vermitteln, worauf es beim Golf ankommt.

Der 32-jährige Mülheimer hatte mit 14 zum ersten Mal einen Golfschläger in der Hand. Seitdem ist er mit dem Virus infiziert, spielt gleichzeitig erfolgreich Hockey. Bei den Herren des KHTC Mülheim in der Regionalliga. Seine schönste Golfrunde? „Die habe ich in Dublin gespielt. 2006. Zwei Wochen nach dem der Ryders Cup dort ausgetragen wurde.“ Jetzt will er einem Greenhorn wie mir das Golfspielen beibringen. „Bisher hat es noch jeder gelernt“, macht mir mein Coach Mut.

Der Klub ist professionell aufgestellt

Wir schlendern über die Driving Range und betreten einen Raum, der auf den ersten Blick wie eine ausgebaute Garage aussieht. Modernste Technik ist hier installiert. Zahlreiche Kameras und eine Radaranlage sind die Prunkstücke. „Hier können wir die Schläge der Spieler analysieren“, so Voigt.

Wir gehen weiter. Voigt öffnet eine weitere Tür. Ich sehe unzählige Golfschläger. Hier vermisst der Club-Fitter die Spieler, um die passenden Schläger, um für jeden Athleten den maßgeschneiderten Schläger zu finden..

Das ist für mich heute aber nicht relevant. Ich bekomme einen Schläger von meinem Coach bevor es auf das Putting-Green geht. Fünf Bälle legt mir Martin auf die Wiese. Wenn ich nicht wüsste, dass es echter Rasen ist, könnte die Vermutung aufkommen, dass wir uns auf Kunstrasen bewegen. So kurz ist das Gras geschnitten.

Bevor es los geht, erklärt mir Martin noch die richtige Griffhaltung. Den Ein-Hebel-Griff. Als Rechtshänder kommt meine linke Hand nach oben, die rechte Hand greift darunter. So, dass es mir schwer fällt, die Hände anzuwinkeln. „Das ist wichtig, damit du Stabilität im Handgelenk hast“, erklärt er mir. Mit zehn Versuchen soll ich jetzt die fünf Bälle ins Loch spielen. Naja, so schwer wird das schon nicht sein – denke ich, und spiele den ersten Ball vorbei. Die leichte Neigung im Grün habe ich natürlich nicht bedacht, so dass der Ball in einer schönen Kurve am Loch vorbei rollt. Immerhin liegt er jetzt viel näher am Loch und ich kann verwandeln.

Die jetzt folgenden Bälle liegen weiter vom Ziel entfernt und ich treffe natürlich wieder nicht. Ich merke, wie sich eine gewisse Unruhe in mir breit macht. Bloß nicht aufregen. Konzentriert bleiben! Als Tennisspieler muss ich oft intuitiv reagieren. Hier liegt der Ball ruhig vor mir und wartet nur darauf, dass ich ihn spiele. Wieder vorbei. 13 Schläge brauche ich. Gar nicht schlecht, aber eben auch nicht gut.

Beim zweiten Mal läuft’s besser

Martin legt mir die Bälle erneut hin. Der Ehrgeiz hat mich gepackt. Ich schaffe es, die ersten vier Bälle mit nur je zwei Schlägen einzulochen. Jetzt muss nur noch der letzte Ball, der am weitesten weg liegt, ins Loch. Volle Konzentration auf diese kleine, weiße Kugel. Ich spüre, dass es ein guter Versuch wird. Der Ball rollt, und rollt – ins Loch. Neun Schläge – Ziel erreicht.

Also rein ins höhere Gras. Ich soll den Ball chippen, später auch pitchen. Durch eine veränderte Griffhaltung habe ich mehr Spielraum im Handgelenk und kann den Ball weiter schlagen. Die größte Schwierigkeit für mich ist es, dass ich mit dem Schläger erst dann am tiefsten Punkt sein soll, wenn ich den Ball bereits getroffen habe. „Wir spielen nicht von unten nach oben“, mahnt Martin Voigt. Peu á peu merke ich, dass ich besser werde – muss aber zugeben, dass wohl auch eine Menge Glück dabei ist, wenn ich den Ball wie gewünscht treffe.

Anschließend geht es noch auf die Driving Range. Endlich darf ich die weiten Schläge ausprobieren. Martin macht mir vor, wie es geht – und prügelt die Kugel gleich mal über 200 Meter weit. Dann bin ich dran. Ich bin so fokussiert, dass ich fast verkrampfe. Martin verändert meine Ausholbewegung. Die Arme weniger anwinkeln, mehr strecken. Sofort treffe ich den Ball besser. Am besten gar nicht groß nachdenken. Wir unterhalten uns kurz – dann hole ich aus. Es klappt! Schon am Klang höre ich, dass es ein guter Treffer gewesen sein muss. Der Ball überfliegt die 50 Meter locker und ich stelle fest: „Wenn man den Ball sauber trifft, dann macht es richtig Bock.“ Ich habe Blut geleckt und komme bestimmt wieder.