Hannover. .
Seinen 198 Zentimeter langen Körper hat Alexander Zverev in einen Stuhl gefaltet, nun genießt er die Ruhe vor dem Sturm. Philipp Kohlschreiber spricht gerade in die Mikrofone, die ihm Fernseh- und Radioreporter vors Gesicht halten, doch Zverev hört nicht hin. Er scherzt mit Dustin Brown, und wie er so hinter vorgehaltener Hand flüstert und danach breit lacht, wirkt er wie ein 18-Jähriger auf Klassenreise.
Damit dürfte es am Freitag vorbei sein. Dann nämlich soll aus Alexander Zverev, den alle nur Sascha nennen, wieder Deutschlands größte Tennishoffnung werden; der Spieler, auf den Fans und Experten schauen, wenn es darum geht, dass die deutschen Herren in der TUI-Arena in Hannover ihr Erstrundenspiel im Davis-Cup gegen Tschechien gewinnen sollen.
Für Zverev wäre es die Premiere im traditionsreichen Teamwettkampf und er wäre damit jüngster Davis-Cup-Debütant nach Becker im Jahr 1985. Seine Nominierung ist kein PR-Gag des Deutschen Tennis-Bundes, es ist auch nicht der Versuch, Zverev dem russischen Verband wegzuschnappen, es ist die logische Folge eines ungebremsten Aufstiegs.
Und es wäre ein weiterer Schritt auf dem Weg, sich in der Elite des Filzball-Business zu etablieren. „Nichts als Vorfreude, auch wenn ich noch gar nicht weiß, welche Emotionen da auf mich zukommen“, sei das, was er verspüre bei dem Gedanken an den ersten Auftritt für sein Land, der schon im vergangenen September im Relegationsspiel um den Weltgruppenerhalt geplant war. Damals jedoch machte ein Virusinfekt die Reise in die Dominikanische Republik unmöglich.
Als selbstbewusst bekannt
Die Frage ist, wer sich mehr freut: Der Newcomer, der in der vergangenen Saison von der Herrentennisorganisation ATP als bester Neuling ausgezeichnet wurde und mittlerweile an Position 58 der Weltrangliste geführt wird? Oder doch das Team, darüber, ein Ausnahmetalent, für das Zverev weltweit gehalten wird, in seinen Reihen zu haben? Zu seiner Rolle im Team hat sich der als selbstbewusst bekannte Jungstar Zurückhaltung auferlegt. Das ist in Hannover deutlich zu spüren, wenn er beispielsweise „den tollen Teamspirit“ lobt oder die Führungsspieler Kohlschreiber und Philipp Petzschner, „die mir mit ihrer Erfahrung sehr helfen können“.
Die tiefe Abneigung gegen das Verlieren treibt Sascha an – und die unterscheidet ihn von seinem Bruder Mischa. Der 28-Jährige ist selbst als Profi aktiv, er ist in die Trainingsarbeit mit „dem Kleinen“, wie er Sascha liebevoll nennt, eingebunden. Dass er nicht in Hannover sein kann, sondern in den USA für das Masters in Indian Wells (Start 10. März) trainiert, tut beiden leid. Den Traum von einem gemeinsamen Doppeleinsatz für Deutschland haben sie noch nicht abgehakt, auch wenn es im Davis-Cup-Duell gegen die Tschechen noch nicht dazu kommt.