Essen. . Niki Pilic ist zurück im Team: Der König des Davis Cups soll Deutschland zu alter Stärke führen. Eigentlich wollte er sich zur Ruhe setzen, doch dann kam der Anruf des DTB.

Niki Pilic (76) ist der König des Davis Cups. Keiner hat mehr Spiele als Teamchef oder Spieler gewonnen als der Kroate. Eigentlich hatte er mit dem großen Tennis abgeschlossen und wollte sich an der Küste zur Ruhe setzen. Doch dann kam der Anruf des Deutschen Tennisbundes. Der „Preuße vom Balkan“ sollte die Wogen in einer aufgewühlten Mannschaft glätten. Jetzt sitzt er wieder mit im Boot, auch bei der Erstrundenbegegnung gegen Tschechien ab Freitag, 4. März 2016, in Hannover.

Herr Pilic, seit einem Jahr gehören Sie wieder zum deutschen Davis-Cup-Team. Wie können Sie der Mannschaft helfen?

Niki Pilic: Ich war 16 Jahre lang Teamchef beim Deutschen Tennisbund. In dieser Zeit haben wir drei Mal den Davis Cup gewonnen. Wenn ich meine Zeit als Spieler für Jugoslawien dazurechne und meine Zeit als Teamchef für Kroatien und für Serbien, komme ich auf über 50 Jahre in diesem Wettbewerb. Diese Erfahrung kann man nicht kaufen. Es gibt keine Situation im Davis Cup, die ich mit meinen 76 Jahren nicht schon einmal erlebt hätte. Ich stimme mich eng mit Teamchef Michael Kohlmann ab und spreche mit den Spielern über meine Visionen.

Was macht für Sie die Faszination dieses Wettbewerbs aus?

Niki Pilic: Die Spieler vertreten die nationalen Farben und stehen unter einem viel größeren Druck als bei den normalen Turnieren irgendwo auf der Welt in Doha oder Dubai. Der Davis Cup ist etwas ganz Besonderes.

Trotzdem hatte man in den vergangenen Jahren den Eindruck, nicht jeder Spieler würde sich um einen Einsatz reißen. . .

Niki Pilic: Das kann ich nicht verstehen. Dieses Verhalten ist nicht richtig. Ich habe 20 Jahre für Jugoslawien gespielt, es war eine Ehre für mich. Das galt für einen Boris Becker, einen Michael Stich, einen Patrik Kühnen oder Carl-Uwe Steeb genauso, als ich Teamchef in Deutschland war. Man sollte stolz sein, für sein Land antreten zu dürfen.

Seit Angelique Kerbers Grand-Slam-Erfolg in Australien scheint das Interesse am Tennis zuzunehmen. Was muss passieren, damit das anhält?

Niki Pilic: In Deutschland liegt die Messlatte hoch. Es müssen Erfolge her, Mittelmäßigkeit zieht nicht. Dem deutschen Tennis konnte nichts Besseres passieren als Kerbers Triumph. Auch wenn wir von Boris Beckers Glanzzeiten, als 180 Journalisten im Jahr 1987 zum Davis Cup gereist sind, noch entfernt sind.

Haben Sie Kontakt zu Boris Becker?

Niki Pilic: Natürlich. Wir telefonieren und haben uns bei der Hochzeit von Novak Djokovic auch mal wieder getroffen. Er ist ja dauernd unterwegs.

Seine Arbeit als Trainer von Novak Djokovic wurde anfangs von Kritikern belächelt. Hätten sie erwartet, dass die beiden so erfolgreich zusammen werden?

Niki Pilic: Aber sicher. Wir sprechen über Tennis. In diesem Bereich war Boris Becker Zeit seines Lebens ein hervorragender Dirigent. Boris und Novak sind jeder für sich unglaublich kompetent, aber zusammen sind sie noch stärker. Boris hat alle großen Turniere gewonnen. Er weiß, welche Dinge er ansprechen muss.

Boris Becker hat mit 17 Jahren Wimbledon gewonnen, Michael Chang mit 17 Paris. Heute sind Grand-Slam-Sieger meist Ende 20. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Niki Pilic: Das Tennis ist viel athletischer geworden. Ein 17-Jähriger kann diesen Druck heute nicht mehr über die zwei Wochen eines Grand-Slam-Turniers aushalten. Auch angesichts der Summen, die im Spiel sind. Ich habe 1973 im Finale von Roland Garros gestanden und 500 Dollar dafür bekommen. Heute geht es um Millionen.

Gegen Tschechien feiert Alexander Zverev sein Debüt. Er gilt als großes Talent. Was halten Sie von ihm?

Niki Pilic: Ich kenne ihn sehr gut, schon mit zwölf war er in meiner Tennis-Akademie. Er ist ein Riese, 1,98 Meter, aber erst 18 Jahre alt. Sein Körper muss noch ins Gleichgewicht kommen. Ich traue ihm zu, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen.

Erster Grand Slam für Kerber

Angelique Kerber lieferte sich einen packenden Fight in Melbourne mit Serena Williams.
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Die Kielerin gewann nach drei Sätzen mit  6:4, 3:6 und 6:4.
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Für die deutschen Damen ist es der erste Grand-Slam-Erfolg seit Steffi Graf bei den French Open 1999.
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Kerber triumphiert in Melbourne.
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